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Catrin George Ponciano – Leiser Tod in Lissabon

Catrin George Ponciano – Leiser Tod in Lissabon
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Die Nelkenrevolution in Portugal im Jahr 1974 hat es glücklicherweise in alle europäischen Geschichtsbücher geschafft. Was aber im darauffolgenden Jahr passierte, weiß selbst in Portugal kaum einer.

Während der Salazar-Diktatur verschwanden in Portugal zwischen 1933 und 1974 über dreißigtausend Oppositionelle; Menschen, die von der Geheimpolizei PIDE (Polícia Internacional e de Defesa do Estado) entführt, gefoltert, getötet und meist anonym verscharrt wurden.

Zwar wurde die PIDE im Jahr der Revolution abgeschafft und offiziell aufgelöst, doch – wie so oft – die Strukturen und Netzwerke lebten und existierten noch lange weiter, zum Teil bis in die Gegenwart. Ein Militärputsch im Jahr 1975 wurde schnell niedergeschlagen, doch in seinem Schatten brachte sich die „Alte Garde“ in Position und an einige Schalthebel der jungen Demokratie. Einziges Ziel – wie so oft – abkassieren.

Als Chefinspektorin (Inspetora-Chefe) der Mordkommission in Lissabon wird Dora Monteiro in eine Kirche in der Altstadt gerufen. Mord in einer Kirche, ein heikles Thema, Religion und Tourismus, daher muss die Chefin ran. Das Opfer, Elías Inácio wird mit einem Stechbeitel in der Schläfe aufgefunden. Erste Recherchen ergeben, dass Elías als Banker viele Konten der „Alten Garde“ betreute und glühender Salazar-Anhänger war, während sein Bruder Jósua als Bildhauer Oppositioneller war. Aber ein Brudermörder? Und warum erst jetzt, 45 Jahre nach Ende der Diktatur? Weitere Ermittlungen zeigen, dass die Lissaboner Polizei einen Maulwurf hat, einen hochrangigen und die Diktatur noch lange nicht gegessen ist …

Nicht nur für Menschen, die Portugal mögen, ein erkenntnisreicher (Kriminal-) Roman, in dem man Unbekanntes über Land, Leute und Geschichte erfährt.

emons: Verlag | Köln 2020 | ISBN 978-3-7408-0783-2 | Taschenbuch kartoniert | 270 Seiten

Autor: Martin Welzel