Neue Kinofilme: Die Starts der Woche vom 25. Juli

Eine Wende-Komödie ohne Ostalgie, ein wichtiger Film gegen das Vergessen und leider auch Superhelden… in den Kinostarts der Woche.

Zwei Zu Eins

D. R: Natja Brunckhorst.

Halberstadt im Sommer 1990. Maren (Sandra Hüller), Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld) kennen und lieben sich seit ihrer Kindheit. Eher zufällig finden sie in einem alten Schacht die Millionen der DDR, die dort eingelagert wurden, um zu verrotten. Die Drei schmuggeln Rucksäcke voll Geld heraus. Gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn entwickeln sie ein ausgeklügeltes System, um das inzwischen wertlose Geld in Waren zu tauschen und den anrauschenden Westlern und ihrem Kapitalismus ein Schnippchen zu schlagen… Erfreulich „Ostalgie“-lose, bis in die Nebenrollen hinein grandios besetzte deutsche Komödie.

Die Ermittlung

D. R: RP Kahl.

Im Zentrum des Films stehen ein Richter, ein Verteidiger und ein Ankläger, die im Rahmen der Verhandlung auf Zeuginnen und Zeugen treffen, die von ihren Erlebnissen und Beobachtungen in Auschwitz berichten. Die Angeklagten werden im Prozess mit Beschreibungen der Zeugen konfrontiert und sollen Stellung beziehen.
Nach dem Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss. Das Theaterstück wurde 1965 uraufgeführt und hat bis heute nichts von seinem Schrecken verloren: Es basiert auf persönlichen Aufzeichnungen, Zeitungsartikeln und Protokollen des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963 bis 1965). Vier Stunden Filmkunst gegen das Vergessen.

Deadpool & Wolverine

USA. R: Shawn Levy. Ab 24.7.

Marvel zum X-ten Mal, aber mei. Der Inhalt: „Der angeschlagene Wolverine (Hugh Jackman) regeneriert sich gerade, als ein Großmaul namens Deadpool (Ryan Reynolds) aufkreuzt, der in der Zeit zurückgereist ist, um seinem Freund zu helfen, in der Hoffnung zusammen einen größeren Feind zu bekämpfen, der ihnen beiden gemeinsam ist.“ Zusammengefasst: Zeitreise? Japp! Eine unwahrscheinliche Freundschaft? Aber hallo! Kämpfe, Kämpfe, Kämpfe? Ja, ja, ja. Verlässlich spektakuläres Popcorn-Kino vom Branchenriesen, der in den letzten Jahren nicht zuletzt durch unnötig vollgestopfte Plotlines etwas ins Straucheln geraten ist. Daher soll dieser Film absichtlich einfacher gehalten sein und auch Marvel-Einsteigern Spaß bereiten.

Filmstarts vom 18.7.

Verbrannte Erde

DE. R: Thomas Arslan.

Zwölf Jahre, nachdem der Berufskriminelle Trojan (Mišel Matičević) aus Berlin flüchten musste, führt ihn die  Suche nach Aufträgen erneut in die Stadt. Er hat kaum noch Geld und braucht dringend einen neuen Job. Berlin hat sich verändert, Trojans alte Kontakte geben nicht mehr viel her. Und seine Maxime, nur Bargeld-Jobs durchzuführen, lässt sich in einer immer komplexer digitalisierten Welt kaum noch durchhalten… Der dritte Teil von Arslans Trojan-Trilogie. Für Deutschland vielleicht bald das, was Refns Pusher-Filme für Dänemark oder Balabanows Brat-Filme für Russland sind: Kult-Streifen über die hiesige Halbwelt.

Love Lies Bleeding

GB/USA. R: Rose Glass.

Thelma-and-Louise-Stories haben aktuell Konjunktur. Nach dem ganz lustigen Coen-Film „Drive-Aways Dolls“ kommt nun noch einer hinterher, der unter der Regie von Rose Glass, die mit ihrem Spielfilmdebüt „Saint Maud“ einen eindrucksvoll-intimen Horrorfilm drehte, ein weiterer hinterher, der etwas weniger nach Männerphantasie müffeln dürfte: Lou (Kristen Stewart) fristet ein eintöniges Dasein in einer Kleinstadt in New Mexiko. Bis die aufstrebende Bodybuilderin Jackie (Katy O’Brian) auftaucht. Hals über Kopf verlieben sich die beiden ineinander und träumen vom gemeinsamen Ausbruch. Doch sie haben die Rechnung ohne Lous zwielichtigen Vater (Ed Harris) gemacht.

Dancing Queen

NOR. R: Aurora Langaas Gossé.

Für die schüchterne Teenagerin Mina (Liv Elvira Kippersund Larsson) beginnt ein neues Schuljahr, und sie möchte unbedingt dazugehören – vor allem möchte sie E. D. Win (Viljar Knutsen Bjaadal) beeindrucken, den gleichaltrigen Hip-Hop-Tänzer, dessen Instagram-Fanclub weitaus größer ist als sein Einfühlungsvermögen. Trotz ihrer Befangenheit und der Tatsache, dass sie nicht tanzen kann, ringt Mina sich zur Teilnahme an einem Tanzwettbewerb durch. Dabei wächst sie über sich, Erwartungshaltungen der Gesellschaft und das Suchen von Bestätigung im Umfeld hinaus. Wohlfühlkino aus dem Norden.

Projekt Ballhausplatz

Ö. R: Kurt Langbein.

Doku zu einer Geschichte, wie man sie ähnlich aktuell nur all zu oft beobachten kann: Wie es einer Gruppe junger Männer gelang, die österreichische Regierung zu übernehmen und bis an den Rand der Demokratie zu führen. Wie der Weg an die Spitze akribisch geplant wurde, unlautere Mittel inklusive. Warum die europäische Öffentlichkeit den rechtspopulistischen jungen Kanzler bestaunte und bewunderte. Und woran das „System Kurz“ scheiterte. Erzählt in einem ungewöhnlichen, Walter Kempowskis Prosa ähnelndem, kollagenhaften Stil. Irgendwie quintessenziell österreichisch und von weltweiter Geltung zugleich.

Die Kinostarts vom 11.7.

Ein kleines Stück vom Kuchen

IR/SE/FR/DE. R: Maryam Moghaddam /Behtash Sanaeeha.

In der dritten Zusammenarbeit des iranischen Regie-Duos geht es um die 70-jährige Mahin (Lily Farhadpour), die seit dem Tod ihres Mannes und der Ausreise ihrer Tochter nach Europa allein in Teheran lebt. Ein geselliger Nachmittagstee mit Freundinnen gibt den Anstoß dazu, ihren einsamen und monotonen Alltag hinter sich zu lassen. In Mahin reift der Wunsch ihr Liebesleben wieder zu aktivieren. Auf der Suche nach einem neuen Partner, öffnet sie spontan ihr Herz für den gleichaltrigen Taxifahrer Faramarz (Esmail Mehrabi). Ein zärtlicher Film von Hoffnung und Liebe und nicht zuletzt von einer subtilen Emanzipation gegen patriarchale Autoritäten.

Ich – Einfach unverbesserlich 4

USA. R: Chris Renauld, Patrick Delage.

Hektischer Animations-Spaß. Neues vom Superschurken Gru und den Minions, den gelben Plagegeistern bzw. Spaßgaranten – wie man sie halt sehen will. Der sieben Jahre lang ersehnte vierte Teil des Erfolgsfranchises hat die Formel neu zusammengesetzt: Gru ist inzwischen Vater und muss seine Familie vor einem vergessenen Erzfeind aus Schultagen beschützen. Ein Glück, dass er mithilfe eines Serums fünf seiner gelben Retortenschöpfungen zu Mega Minions hat gedeihen lassen. Ob diese in ihrer Schwerfälligkeit den Film etwas weniger aufmerksamkeitsspannenfeindlich als die Vorgänger werden lassen, bleibt abzuwarten.

Madame Sidonie in Japan

FR/DE/JP/CH. R: Élise Girard.

Ein neuer Anfang: Die Schriftstellerin Sidonie Perceval (verlässlich grandios: Isabelle Huppert) hat den Tod ihres kürzlich verstorbenen Mannes noch nicht verwunden, da erhält sie überraschend eine Einladung nach Japan. Dort soll 40 Jahre nach dem Erscheinen ihr erstes Buch neu aufgelegt werden. In Kyoto angekommen, nimmt sich der japanische Lektor Sidonies an und zeigt ihr die Schönheiten der uralten Kaiserstadt. Doch Sidonie findet sich in einem Zwiespalt wieder: Einerseits sind da die Erinnerungen an ihren schmerzlich vermissten Mann, andererseits wird ihr klar, dass sie langsam loslassen muss, um selbst wieder zurück ins Leben zu finden.

Nataschas Tanz

NL. R: Jos Stelling.

Der kleine Daantje lebt in seiner eigenen Welt, er spricht kaum und träumt sich durch den Tag. Um ihn zu trösten, erzählt ihm seine Mutter von einem Mädchen, das auf ihn wartet und wunderschön tanzen kann. Viele Jahre später, nachdem seine Eltern bei einem Unfall gestorben sind, lebt Daantje auf der Straße. Eines Tages trifft er die Ex-Ballerina Natascha, die mit Männern eigentlich nichts mehr zu tun haben möchte. Der niederländische Meister des wortlosen Films kehrt nach 12 Jahren Stille mit einem poetisch reflektierenden Alterswerk über Sinn und Unsinn des Lebens auf die Leinwände zurück.

Pulled Pork

Ö. R: Andreas Schmied.

Austro-Kabarett auf der großen Leinwand? Genau das vollbringen die Kultbarden Paul Pizzera und Otto Jaus in ihrem ersten, eher unmusikalischen Film. Die Story: Eigentlich reden Ex-Cop Flo Kienzl (Pizzera) und Ex-Knacki Eddi Kovac (Jaus) nicht mehr miteinander, seit ihre Schwester verschwunden ist. Doch nun gibt es eine neue Spur… Drei ausgeschlagene Zähne, eine tote Britney und einen Gute-Laune-Cluster später, sind die beiden mittendrin in einer Verschwörung, an deren Ende schmierige Russen, saftige Pulled Pork Burger, eine Ex-Miss Leibnitz und ein korrupter Bürgermeisterkandidat stehen. Scheint so, als wär scho wieder was passiert.

To The Moon

USA. R: Greg Berlanti.

Endlich ein Eintrag im unterschätzten Sub-Sub-Genre der Verschwörungstheorie-Satire-RomCom! Die 1960er, vor der Mondlandung: Als die Marketing-Wunderwaffe Kelly Jones (Scarlett Johansson) gerufen wird, um das öffentliche Image der NASA zu verbessern, fliegen die Funken am Cape Canaveral in alle Richtungen. Das macht die ohnehin schon schwierige Aufgabe des für den Raketenstart zuständigen Chefs Cole Davis (Channing Tatum) nicht gerade einfacher. Als das Weiße Haus die Mission als zu wichtig zum Scheitern erklärt, bekommt Jones die Anweisung, eine Fake-Mondlandung als Backup zu inszenieren. Ein kleiner Schritt für den Menschen. Und für die Menschheit? Mal sehen!

Die Kinostarts vom 4.7.

A Killer Romance

USA. R: Richard Linklater.

Linklaters neueste Komödie hat in Venedig viel Applaus geerntet: Psychologie-Professor Gary Johnson (Glen Powell) führt ein unaufgeregtes Leben an der Universität, nur sein neuer Nebenjob bei der Polizei sorgt für Abwechslung: als vermeintlicher Killer dient er als Lockvogel, um seine Auftraggeber hinter Gitter zu bringen. Gary zeigt überraschendes Talent darin, sich für jeden seiner Kunden maßgeschneiderte Killer-Persönlichkeiten auszudenken und zu verkörpern. Für sein erstes Treffen mit Madison (Adria Arjona), die ihren gewalttätigen Ehemann um die Ecke bringen lassen will, denkt er sich die Figur des abgebrühten Killers Ron aus. Doch dann schlägt -ganz unerwartet- die Liebe zu.

Am I Ok?

USA. R: Tig Notaro, Stephanie Allynne.

Dakota Johnson zum zweiten: Lucy (Johnson) und Jane (Sonoya Mizuno) sind schon fast ihr ganzes Leben lang beste Freundinnen und glauben, alles übereinander zu wissen. Doch als Jane ihren Umzug nach London ankündigt, enthüllt Lucy ein lang gehütetes Geheimnis. Als Jane versucht, Lucy beizustehen, versinkt ihre Freundschaft im Chaos. Etwas klischeebehafteter Film von US-Kult-Komikerin Tig Notaro, der zwischen Tragödie und Komödie changieren will, dabei aber beiden Seiten der Medaille nicht ganz gerecht wird.

Born To Be Wild – Eine Band namens Steppenwolf

DE/CA. R: Oliver Schwehm.

Den Song kennt jeder – Die Geschichte dahinter fast niemand: Steppenwolf ist eine der legendärsten und zugleich rätselhaftesten Bands in der Geschichte der Rockmusik. An der Grenze zwischen Mainstream und psychedelischem Underground eröffnete ihr Song „Born to Be Wild“ den Kultfilm „Easy Rider“ und wurde zur Hymne einer ganzen Generation. Die Band bestand im Kern aus zwei deutschen Auswandererkindern, Sänger John Kay (geboren als Joachim-Fritz Krauledat) und Bassist Nick St. Nicholas (geboren als Karl Klaus Kassbaum). Ihre Story wird in dieser Rockumentary auch anhand von Statements von Alice Cooper, Jello Biafra, Klaus Meine, Dale Crover u.v.a. erzählt So muss das!

Kein Wort

DE/FR/SLO. R: Hanna Slak.

Mutter-Kind-Entfremdung: Als Nina (Maren Eggert) erfährt, dass ihr jugendlicher Sohn Lars (Jona Levin Nicolai) bei einem Schulunfall verletzt wurde, steht sie vor einem Dilemma: Kann sie als Dirigentin die Proben mit ihrem Orchester hinter sich lassen, um ganz für ihn da zu sein? Unter Gewissensbissen fährt sie zusammen mit Lars auf die Insel im Westen Frankreichs, auf der sie normalerweise ihren Sommerurlaub verbringen. Die Gedanken an die Musik verfolgen Nina, die Anrufe vom Festland beunruhigen sie. Sabotiert sie gerade ihre Karriere, für die sie so hart gekämpft hat? Währendessen zieht Lars sich jeden Tag weiter zurück, Missverständnisse häufen sich, Mutmaßungen werden zu Verdächtigungen.

Kinds of Kindness

IR/GB/USA. R: Yorgos Lanthimos.

Wie macht man am besten weiter, nachdem man im Januar mit „Poor Things“ einen großen Fantasy-Wurf abgeliefert hat, der die Zuschauer verstört, belustigt und erstaunen lässt? Genau mit einem viel „kleineren“ Anthologie-Film! In allen drei Geschichten aus Lanthimos‘ eigener Feder spielen die gleichen Schauspieler*innen mit, jedoch in anderen Rollen. Unter den Mimen Namen wie Willem Dafoe, Emma Stone und Jesse Plemons. In den Geschichten geht es um einen Angestellten, der sich wirklich alles in seinem Leben von seinem Chef vorschreiben lässt, die Rückkehr einer Totgeglaubten und schließlich um Sektenmitglieder, die ihrem Guru etwas zu weit folgen.

Das Land der verlorenen Kinder

DE/VE. R: Marc Wiese / Juan Camilo Cruz.

Doku: Venezuela versinkt im Chaos. Die Demokratie ist abgeschafft. Die Gesundheitsversorgung zusammengebrochen. Der Hunger hat die Menschen fest im Griff. Zwei alleinerziehende Frauen und ihre Kinder stehen im Mittelpunkt des Films. Carolina kämpft gegen den Hunger und organisiert eine Nachbarschaftshilfe. Zum Schutz ihrer Tochter Victoria schickt sie diese in ein Kinderheim von Ordenschwestern. Eine Oase inmitten von Gewalt und Entbehrung. Kiara und ihre Kinder versuchen sich mit allen Mitteln durchzubringen. Gewalt, Prostitution, Betteln und Hunger sind an der Tagesordnung. Ihr Sohn Yorbenis (14) ist schon Verbrecher mit eigener Pistole. Ein harter Blick auf die Realität.

Maxxxine

USA. R: Ti West.

„Ein langer, blutiger Weg zum Ruhm“ wird den Zuschauer*innen hier versprochen. Und wer die Vorgängerfilme „X“ und „Pearl“ aus der Horror-Hommage-Trilogie von Regisseur Ti West gesehen hat, ist geneigt dem Versprechen zu glauben. Mitte der Achtzigerjahre bekommt Pornostar Maxine Minx (Mia Goth) endlich ihre große Chance in Hollywood. Doch ein geheimnisvoller Privatdetektiv und die grausamen Morde eines Serienkillers in ihrem Umfeld sorgen dafür, dass ausgerechnet jetzt ihre unheilvolle Vergangenheit ans Licht kommen könnte… Business as usual aber in den Vorgängerfilmen so schön ausgeformt, dass Genre-Fans wohlig aufjauchzten. Und nun kommt das große Finale.