Unser Filmtipp des Monats, eine inspirierende Aussteigergeschichte, der deutsche Cannes-Gewinner und mehr… In den Filmstarts der Woche
Ausgsting.
R: Julian Wittmann. D.
Der Filmemacher Julian Wittmann macht sich auf die Reise, um eine Antwort auf die Frage „Was ist Freiheit?“ zu finden. Und wenn es einer wissen muss, dann doch wohl Wolfgang „Gangerl“ Clemens: Ein bayerisches Original, über 80 Jahre alt, seit 40 Jahren ausgsting und mit einer Segelyacht auf den Weltmeeren unterwegs. Drei Monate begleitet Julian den Eigenbrötler und passionierten Entdecker auf seiner abenteuerlichen Reise, taucht tief ein in die Welt eines Aussteigers und muss feststellen, dass einem das Paradies nicht einfach so geschenkt wird.
Für Fans von „Into the Wild” mit Happy End.
Wenn der Herbst naht
R: François Ozon. FR.
Wenn der Herbst naht ist unser Filmtipp des Monats. Eine ausführliche Besprechung findet ihr hier.
Zudem verlosen wir Kinogutscheine.
In die Sonne schauen
R: Mascha Schilinski. D.
Die Sensation: Eine Cannes-Jurypreis-Siegerin aus Deutschland. Dies soll nicht tumben Patriotismus fördern sondern darauf hinweisen, dass Schilinski es entgegen aller Widrigkeiten der deutschen Filmförderungsinfrastruktur bis ganz nach oben geschafft hat. Ein abgeschiedener Vierseitenhof in der Altmark. Die Wände atmen seit über einem Jahrhundert das Leben der Menschen, die hier wohnen, ihren Geschmack, ihr Sein in der Zeit. Der Film erzählt von vier Frauen aus unterschiedlichen Epochen – Alma (1910er), Erika (1940er), Angelika (1980er) und Nelly (2020er) – deren Leben auf unheimliche Weise miteinander verwoben sind. Epochal, groß, sehenswert.
Für Fans vom Medium Film und all seinen Möglichkeiten.
Caught Stealing
R: Darren Aronofsky. USA.
Neues vom Maestro (Requiem for a Dream, The Wrestler u.a.): Hank Thomas (Austin Butler) war in der Highschool ein Baseball-Wunderkind. Jetzt kann er zwar nicht mehr spielen, aber sonst läuft sein Leben okay. Er hat eine tolle Freundin (Zoë Kravitz), ist Barkeeper in einer New Yorker Kneipe und sein Lieblingsteam kämpft als Außenseiter um den Titel. Als sein Punk-Rock-Nachbar Russ (Matt Smith) ihn bittet, für ein paar Tage auf seine Katze aufzupassen, findet sich Hank plötzlich inmitten eines bunt gemischten Haufens von bedrohlichen Gangstern wieder.
Für Fans ruppiger Komödien. So ca. Bud Spencer mit mehr Handlung, ihr versteht schon…
Die Rosenschlacht
R: Jay Roach. USA.
Für das Bilderbuchehepaar Ivy (Olivia Colman) und Theo (Benedict Cumberbatch) scheint das Leben wunderbar leicht zu sein: erfolgreiche Karrieren, eine liebevolle Ehe, großartige Kinder. Doch hinter der Fassade ihres vermeintlich perfekten Lebens braut sich ein Sturm zusammen. Als Theos Karriere einen empfindlichen Knick erleidet, nimmt Ivys hingegen steil an Fahrt auf. Zwischen den beiden entzündet sich ein explosives Feuerwerk aus harter Konkurrenz und versteckten Ressentiments.
Für Fans des Originals „Der Rosenkrieg“ von 1989 mit Michael Douglas und Kathleen Turner.
Die Filmstarts vom 21.8.
Monk in Pieces
R: Billy Shebar. USA, D.
Meredith Monk – Komponistin, Performerin und interdisziplinäre Künstlerin – ist eine der großen künstlerischen Pionierinnen unserer Zeit, doch ihr tiefgreifender kultureller Einfluss ist weitgehend unerkannt geblieben. Mit Monks Musik im Mittelpunkt und Interviews mit Björk und David Byrne ist der Film ein dokumentarisches Mosaik, das die Struktur von Monks eigenem Werk widerspiegelt und ihr äußerst originelles Vokabular an Klängen und Bildern beleuchtet.
Für jene Unerschrockenen, die Lust haben eine neue Lieblingsmusikerin in ihr Leben zu lassen
Was ist Liebe wert – Materialists
R: Celine Song. USA.
Eine Geschichte so alt, wie der begehrende Mensch selbst: Eine junge, ehrgeizige Partnervermittlerin (Dakota Johnson) in New York ist hin- und hergerissen zwischen ihrem perfekten Traummann (Pedro Pascal) mit teurem Luxus-Apartment und ihrem alles andere als perfekten Ex (Chris Evans). Ein Liebesdreieck durchsetzt von finanziellen Nöten. Der zweite Film von Song, die mit Past Lives vor zwei Jahren einen charmanten Indie-Hit gelandet hat.
Für die, die in ihren Rom-Coms die Kapitalismuskritik vermissen.
Lilly und die Kängurus
R: Kate Woods. AUT.
Chris Masterman ist ein TV-Wettermoderator, dessen gute Tage schon etwas zurückliegen. Eines Tages erhält er den Auftrag, in die Stadt Broome zu reisen – mitten im australischen Outback. Durch eine Unachtsamkeit fährt er ein Känguru-Junges an und lernt auf der Suche nach Hilfe das 11-jährige indigene Mädchen Lilly kennen, die sich sofort um das verletzte Tier kümmert. Die beiden schließen Freundschaft, und bei dem Versuch, weitere Känguru-Junge zu retten, beginnt für beide ein aufregendes Abenteuer…
Für Beuteltierfans jedweden Alters
The Witness
R: Nader Saeivar. D.
Im Iran gedreht, aber aufgrund des islamistischen Regimes in Deutschland „produziert“: Die pensionierte Lehrerin und Witwe Tarlan wird Zeugin eines Streits zwischen ihrer Freundin Rana, einer Tanzlehrerin, und deren Ehemann Solat, einer wichtigen Figur in der iranischen Regierung, der von Rana verlangt, mit dem öffentlichen Tanzen aufzuhören. Ihr Streit eskaliert, und Solat tötet Rana… Das Drehbuch entstand unter Mitwirkung der Regielegende Jafar Panahi.
Für „Frau, Leben, Freiheit“. Auf der Leinwand und überall.
Nobody 2
R: Timo Tjahjanto. USA.
Dass ausgerechnet Comedian und „Better-call“-Saul Bob Odenkirk der Star eines Rachethriller-Franchises werden würde, hatte vor fünf Jahren auch noch niemand auf dem Zettel stehen, aber… here we are. Während der erste Teil durch gelungene Choreographien, die nur teilweise ironisch gebrochen wurden, überzeugte, soll es diesmal das ungewohnte Setting im Ferienresort sein, dass uns ins Kino treibt. Und tut es das? Sie entscheiden!
Für Fans von Johnwickoldboy96hourssisuthenorthmanpointblankbreakingbad
Der Kuss des Grashüpfers
R: Elmar Imanov. D, LUX, IT.
Der Schriftsteller Bernard lebt in einer magisch-realistischen Welt mit einem Schaf und in einer turbulenten Beziehung zu seiner Freundin Agata. Ein menschengroßer Grashüpfer taucht auf. Bernard erfährt von der tödlichen Diagnose seines Vaters und muss sich mit der Zerbrechlichkeit des Lebens und dem Sinn seiner eigenen Existenz auseinandersetzen.
Für alle der conditio humana Ausgesetzten
Die Filmstarts vom 14.8.
Das Kanu des Manitu
R: Michael Bully Herbig. D.
Die sommerliche Rückkehr der Klamauk-Komödien Part 2: Der „Schuh“ ist gerade mal 24 Jahre alt, da kommt schon die Fortsetzung dieser erfolgreichsten deutschen Slapstickkomödie aller Zeiten ins Kino. Gute Nachricht: Das Team (Bully, Rick Kavanian, Christian Tramitz) ist wieder komplett dabei. Neutrale Nachricht: Laut Trailer hat sich da beim Humor wenig gewandelt, während die Welt und ihre Diskurse sich in den 24 Jahren eher stark verändert haben. Man darf gespannt sein, wie sich der Film im Kino entwickelt.
Für die, die sich denken: „John Ford? Ok. Aber wie geil wär’s, wenn da noch mehr Gspasettln drin wären?!“
Sirât
Sirât ist unser Filmtipp des Monats. Eine ausführliche Besprechung findet ihr hier.
Bring her Back
R: Michael Philippou, Danny Philippou. AUS.
Nach dem Tod ihres Vaters sind Amdy und seine Halbschwester Piper auf sich gestellt. Für etwas Sicherheit soll eine Pflegemutter sorgen, und so kommen sie bei Laura (Sally Hawkins <3) in einem abgelegenen Landhaus unter. Doch Ollie (Jonah Wren Phillips), der schon länger bei Laura lebt, begegnet den Neuankömmlingen mit kühler Distanz. Schnell wird deutlich, dass auch Laura mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat: Vor einem Jahr verlor sie ihre eigene Tochter und nun verfolgt sie einen düsteren Plan.
Für Fans von „Talk To Me“, dem 2022er-Überraschungshit des Regie-Brüderpaares
Die Farben der Zeit
R: Cédric Klapisch. FR.
Einer der Hits des Filmfests: Eine Erbschaft bringt vier Verwandte in einem Landhaus zusammen, wo sie die Geschichte ihrer Vorfahrin Adèle entdecken. Im Jahr 1895 brach diese nach Paris auf, um ihre Mutter zu suchen, und erlebte eine Stadt im Aufbruch ins 20. Jahrhundert. Eine bilderreiche Reise mitten ins Herz der impressionistischen Malerei und eine Begegnung mit vielen prägenden Künstlern der Moderne.
Für Fans von Malerei aus der Zeit als die Bilder laufen lernten
Willkommen um zu bleiben
R: Tallulah Hazekamp Schwab. NL, NOR.
Im englischen Original noch mehr à la Kafka „Mr. K“ betitelt, kann auch das viel bemühte Adjektiv „kafkaesk“ mal wieder berechtigt aus dem Schrank geholt werden: Ein Magier (Crispin Glover) auf der Durchreise sucht eine Bleibe für die Nacht – doch was als einfache Rast beginnt, wird zur surrealen Odyssee ohne Ende. Die mürrische Rezeptionistin ist noch harmlos gegen den alten Mann, den der Magier in seinem Zimmer unter seinem Bett entdeckt…
Für Fans vom Fehlläuten der Nachtglocke
Die Starts der Woche vom 07. August
Was uns verbindet
R: Carine Tardieu. FR, BE.
Life is what happens while you’re busy making other plans: Sandra (Valeria Bruno Tedeschi), eine alleinstehende Frau in den Fünfzigern, lebt ein unabhängiges Leben frei von Konventionen. Als das Paar aus der Nachbarwohnung zur Entbindung ihres Kindes ins Krankenhaus muss, erklärt sich Sandra widerwillig bereit, sich um den kleinen Sohn Elliot zu kümmern und ahnt nicht, damit zu einer wichtigen Bezugsperson für die ganze Familie zu werden. Was als vorübergehende Hilfe begann, führt zu einer unerwartet tiefen Bindung.
Für Fans von menschlicher Wärme in kalten Zeiten
Milch ins Feuer
R:Justine Bauer. D.
Wahrscheinlich der erste Film in hohenlohischer Mundart, den sie je sehen werden! (Ok, und etwas deutsch und alemannisch). Wem das als Grund noch nicht reicht, hier der Plot: Die Jungbäuerin Katinka hält trotz Landwirtschaftskrise am Familienbetrieb fest, macht die Ausbildung zur Landwirtin und sucht nach einer Zukunft in einer Gegend, die sich vor allem an früher erinnert.
Für Stadtmenschen, die später vielleicht mal aufs Land ziehen wollen
Weapons
R: Zach Cregger. USA.
Viel wird über diesen Film im Vorfeld nicht bekanntgegeben. Als Story lediglich: Mit einer einzigen Ausnahme verschwinden eines Nachts alle Kinder einer Schulklasse zur exakt gleichen Zeit auf mysteriöse Weise. Die Bewohner der betroffenen Gemeinde stehen vor der Frage, wer oder was hinter dem rätselhaften Verschwinden steckt. Man munkelt, dass es sich bei dem Film um eine Horror-Allegorie für amerikanische Tatenlosigkeit im Angesicht sich wiederholender Schoolshootings handelt.
Für Fans von Horror mit Hirn
Primadonna or Nothing
R: Juliane Sauter. D.
Die Doku begleitet drei Sängerinnen auf ihrem Weg und beobachtet die Hingabe und Leidenschaft, die die Opernwelt von ihnen fordert. Valerie Eickhoff aus Deutschland steht erst am Anfang. Unzufrieden mit ihrer Position als Zweitbesetzung, entscheidet sie sich an ihrem ersten internationalen Wettbewerb teilzunehmen. Angel Joy Blue lebt das Leben, von dem Valerie träumt: Die amerikanische Grammy-Gewinnerin singt weltweit auf den größten Bühnen. Nach 15 Jahren Karriere ohne Pause, erkennt Angel die Schattenseiten des Ruhms. Die legendäre Sopranistin Renata Scotto hat diese Reise bereits hinter sich. In ihrer Heimatstadt Savona blickt sie auf ein Leben im Rampenlicht zurück.
(Bei weitem nicht nur) für Fans klassischer Musik
Die Filmstarts vom 31.7.
Altweibersommer
R: Pia Hierzegger. Ö.
Ein Vorteil davon in München zu leben? Österreichische Kulturerzeugnisse finden ihren Weg noch recht leicht zu uns Piefkes. So auch das Regiedebüt der wunderbaren Schauspielerin Pia Hierzegger. Worum geht’s? Astrid, Elli und Isabella fahren wie früher gemeinsam zum Campen. Doch nicht nur, weil Elli Brustkrebs hat, ist nichts mehr wie früher. Erst als Astrid einem tödlich verunfallten Mann sein Erspartes klaut, verlassen die Drei alte Muster, um ihre Freundschaft in Italien zu erneuern. Und Josef Hader schaut auch mal vorbei.
Für Fans von Nacktschnecken, Andrea lässt sich scheiden, High Performance und allen diesen wunderbaren Komödien.
Die nackte Kanone
R: Akiva Schaffer. USA.
Die sommerliche Rückkehr der Klamauk-Komödien Part 1: Ich weiß noch genau, wo ich war, als ich erfahren hab, dass Leslie Nielsen gestorben ist. So großer Fan war ich von ihm und seinen Slapstick-Filmen in Kindertagen, dass mich das 2010 am Strand von Mauritius doch traurig gemacht hat. Jetzt kommt ein Re-Boot seines wohl berühmtesten Films, mit dem erstaunlich ähnlich benannten Liam Neeson als Lt. Frank Drebin Jr. Ob der Klamauk-Humor im Jahr 2025 noch funktioniert, wird sich zeigen müssen.
Für Fans von nackten Kanonen, verrückten Reisen, heißen Schüssen und so weiter.
Rave On
R:Nikias Chryssos, Viktor Jakovleski. D.
Körper, Beats, Licht und Schatten. Der Film – eine wilde Rave-Odyssee tief in das Innere eines Technoclubs. Der Plot: Entzweiung zweier DJ-Freunde. Einer -Kosmo- zieht sich daraufhin aus der Szene zurück als er jedoch erfährt, dass der legendäre Techno-Pionier Troy Porter auf dem Line-up eines der berüchtigtsten Clubs der Stadt steht, wagt er einen letzten Versuch, seinen gescheiterten Traum zu retten: Er will ihm seine neueste Platte persönlich überreichen.
Für Fans von Trips mit und ohne Substanzeinfluss
Wilma Will Mehr
R: Maren-Kea Freese. D.
Der Arbeiter*innenfilm ist eines jener Genres, in denen auch der von mir oft so verschmähte deutsche Film einige Juwelen zustande gebracht hat. Und auch dieser wirkt im Vorfeld schwer edelsteinverdächtig – Elektrikerin, Maschinistin, Obst-Expertin, Optimistin: Wilma (Fritzi Haberlandt) ist eine Frau mit vielen Talenten. Bis Ende der 90er-Jahre hat sie im Lausitzer Braunkohlerevier gelebt. Als aber ihr Mann mit einer anderen Frau splitterfasernackt Spaghetti kocht und ihr der Job im Baumarkt gekündigt wird, verlässt Wilma fluchtartig ihre Heimat Richtung Wien. Mit Mitte 40 muss sie hier quasi bei Null anfangen und landet schnell auf dem Handwerkerstrich.
Für Fans von „Jede Menge Kohle“, „Boys from the Blackstuff“, „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“