Neue Kinofilme: Die Starts der Woche vom 27. November

Eine humorvolle Doku über unsere Endlichkeit, eine Gangster-Komödie aus den USA, ein Sandalenfilm mit grandioser Besetzung und mehr… in den Filmstarts der Woche!

Zoomania 2

R: Byron Howard, Jared Bush. USA.

Vorhang auf für die Fortsetzung des wohl meistdiskutierten Disney-Animationsfilms des letzten Jahrzehnts – Der Vorgänger versuchte sich als teilweise überraschend schlaue Rassismus-Parabel, die dann aber doch an ein paar entscheidenden Stellen hinkte. Daher diesmal lieber eine pure Detektivgeschichte: Die Polizisten Judy Hopps und Nick Wilde geraten auf die rätselhafte Spur eines geheimnisvollen Reptils, das in Zoomania auftaucht und die Säugetier-Metropole auf den Kopf stellt. Um den Fall zu lösen, müssen die beiden undercover in überraschenden neuen Stadtvierteln ermitteln.

Für Fans von Anthropomorphisierung vielzelliger Lebensformen, die eine Form des heterotrophen Stoff- und Energiewechsels betreiben

Der Hochstapler – Roofman

R: Derek Cianfrance. USA.

Der einstige Army Ranger Jeffrey Manchester (Channing Tatum) schlägt nach seiner Entlassung eine kriminelle Karriere ein und beginnt, Fastfood-Restaurants auszurauben, um finanziell über die Runden zu kommen und seine Familie zu ernähren. Bei seinen Raubzügen verschafft er sich Zugang über die Dächer, was ihm bald den Spitznamen „Roofman“ einbringt. Nach einer langen Erfolgsserie mit über 40 Einbrüchen wird er schließlich festgenommen und landet im Gefängnis. Dort tüftelt er prompt an einem Plan zu fliehen. Die Flucht glückt und er findet ein mehr als ungewöhnliches Versteck: ein Spielzeug-Geschäft…

Für Fans von immer weiter eskalierenden Krimikomödien

Rückkehr nach Ithaka

R: Uberto Pasolini.  IT, GR. u.a.

Zum Abschluss etwas Monumentales: Nach 20 Jahren der Irrfahrt strandet Odysseus (Ralph Fiennes) an den Küsten von Ithaka, ausgezehrt und nicht wiederzuerkennen. Der König ist endlich nach Hause zurückgekehrt, aber in seinem Königreich hat sich viel verändert, seit er in den Krieg gegen Troja gezogen ist. Seine geliebte Frau Penelope (Juliette Binoche) ist nun eine Gefangene in ihrem eigenen Heim, bedrängt vom Verlangen ihrer vielen ehrgeizigen Verehrer, einen neuen Ehemann und König zu erwählen.

Für die, die in ihren Sandalenfilmen etwas Bildung nicht missen möchten.

Der Tod ist ein Arschloch

R: Michael Schwarz. D.

Wenn man einen Tag mit Eric Wrede verbringt, verliert der Tod -laut SZ- so einiges an Schrecken.
Der Bestsellerautor, bekannt als Deutschlands wohl unkonventionellster Bestatter, und sein Team nehmen uns in mit auf eine ebenso berührende wie schonungslos ehrliche Reise an den Rand des Lebens. Zwischen Krematorien, Wohnzimmern voller Erinnerungen und Gesprächen mit Trauernden entsteht ein Film, der dem Tod nicht ehrfürchtig die Hand reicht, sondern ihm frech ins Gesicht lacht.

Für Fans des Zeitlichen und des nicht allzu baldigen Segnens von ebenjenem.

Paternal Leave

R: Alissa Jung. D, IT.

Mitten im rauen Winter reist die 15-jährige Leo an die Küste Norditaliens, um den Mann zu finden, der all die Jahre gefehlt hat: ihren Vater Paolo. Was als stille Hoffnung beginnt, wird zur Begegnung mit alten Wunden und neuen Sehnsüchten. Paolo, längst in einem anderen Leben verankert, gerät durch Leos Auftauchen ins Wanken. Zwischen Schweigen, Wut und Sprachen, die fremd sind, tasten sich Vater und Tochter aneinander heran.

Für Fans bewegender Vater-Tochter-Dramen.

Sehnsucht in Sangerhausen

R: Julian Radlmeier. D.

Zwei Frauen begegnen sich in Sangerhausen: Ursula, eine Kellnerin mit gebrochenem Herzen und Neda, eine iranische YouTuberin mit gebrochenem Arm. An einem Sommerabend verliebt sich Ursula in eine geheimnisvolle Musikerin aus der Großstadt, während Neda überzeugt ist, in einer ebenso rätselhaften Straßenkehrerin eine alte Freundin aus Teheran wiedererkannt zu haben. Die verschlungenen Wege des Zufalls führen die beiden Frauen zu einer Geisterjagd in den Bergen zusammen…

Für Fans von Filmen, die zwischen Romantik, Gesellschaftskritik und Poesie changieren

Anemone

R:Ronan Day-Lewis. USA.

Schauspiel-Grandseigneur beendet Ruhestand für seinen Sohn: Das düstere Familiendrama erzählt von den Brüdern Ray (genannte Grande: Daniel Day-Lewis) und Jem (Sean Bean) Stoker, deren Kindheit von Gewalt, Strenge und religiösem Fanatismus geprägt war. Während Ray ein Leben im selbst gewählten Exil in einer einsamen Waldhütte führt, sucht Jem Halt in tiefem Glauben, seiner Partnerin Nessa (Samantha Morton) und dem Ziehsohn Brian (Samuel Bottomley). Als eine familiäre Krise die Brüder nach zwanzig Jahren der Stille erneut zusammenführt, sind sie gezwungen, sich schonungslos den Dämonen ihrer Vergangenheit zu stellen.

Für alle, die Daniel-Day Lewis völlig zurecht vermisst haben.


Die Filmstarts vom 20. November

Eddington

R: Ari Aster. USA.

Frühling 2020 in New Mexico. Die Pandemie hat auch die verschlafene Kleinstadt Eddington im Griff. Dort stehen sich der Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix) und der Bürgermeister Ted Garcia (Pedro Pascal) in einem Kampf gegenüber, der die Stadt zu zerreißen droht. Als ein Mord die fragile Ordnung erschüttert, nimmt die Gewalt ihren Lauf. Satire, die täglich von der Realität eingeholt wird.

Für alle, die solche Filme noch sehen wollen, solange sie in den USA gedreht werden dürfen.

Im Schatten des Orangenbaums

R: Cherien Dabis. ZYP, D, JOR u.a.

Westjordanland, 1988: Als der junge Noor bei einer Demonstration schwer verletzt wird, beginnt seine Mutter Hanan die bewegende Geschichte ihrer Familie zu erzählen. Die Erzählung führt zurück ins Jahr 1948, als Noors Großvater Sharif sich weigert, Jaffa zu verlassen, um sein Haus und den Orangenhain zu schützen. Doch Krieg, Vertreibung und Gefangenschaft reißen die Familie auseinander. Sharifs Sohn Salim wächst im Schatten seines Heimatlandes auf, das er nie wirklich kennengelernt hat. Als Noor Jahrzehnte später gegen israelische Soldaten protestiert, scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Doch im Moment ihres größten Schmerzes treffen Hanan und Salim eine Entscheidung für die Menschlichkeit und geben damit Hoffnung auf Versöhnung.

Für Fans von Hoffnung im Angesicht der Tragödie

Lolita lesen in Teheran

R: Eran Riklis. IT, ISR.

Im postrevolutionären Teheran der 1990er-Jahre wagt die Literaturprofessorin Azar Nafisi einen stillen Akt des Widerstands: In ihrer Wohnung versammelt sie heimlich sechs ihrer Studentinnen zu einem privaten Lesekreis. Gemeinsam tauchen sie in die verbotenen Werke der westlichen Literatur ein – von Vladimir Nabokov über F. Scott Fitzgerald und Henry James bis hin zu Jane Austen. Inmitten politischer Repression und religiöser Kontrolle wird das Lesen zu einem Akt der Selbstermächtigung, der die Frauen zum Reflektieren über Freiheit, Liebe und Identität inspiriert.

Für… Frau, Leben Freiheit

Sauna

R: Mathias Broe. DEN.

Johan ist jung, schön und genießt Kopenhagens schwule Szene mit ihren Kneipen, Partys und One-Night-Stands. Seinen Traumjob hat er im Adonis gefunden, der einzigen Schwulensauna der Stadt. Praktisch: Arbeit und Privatvergnügen mit den Besuchern kann er hier nahtlos verbinden. Trotz allem sehnt sich Johan nach echter Nähe – und findet sie bei William, einem einfühlsamen trans Mann. Doch nicht alle im Adonis sind damit einverstanden, dass er sich in einen Menschen verliebt hat, den sie nicht als Teil ihres Männerbundes sehen wollen.

̶F̶̶u̶̶r̶ ̶d̶̶i̶̶e̶ ̶d̶̶i̶̶e̶… Pride is for everyone!

Keeper

R: Osgood Perkins. USA.

Ein Paar flieht für ein romantisches Wochenende in eine abgelegene Hütte. Als Malcolm aber plötzlich in die Stadt zurückkehren muss, findet sich Liz isoliert und in der Gegenwart eines unaussprechlichen Übels wieder, das die schrecklichen Geheimnisse der Hütte enthüllt… Klingt nach Horror by Numbers? Regisseur Perkins hat sich aber gerade durch seine frische Herangehensweise an bekannte Themen zum Liebling der Horrorfans gemausert.

Für Fans von absurd-groteskem Grusel.

Die Filmstarts vom 13. November

Die My Love

R: Lynne Ramsay. USA

Wie wunderbar und beklemmend es ist, wenn Jennifer Lawrence mal richtig loslegen darf, wissen wir seit „Mother!“. Unter der Regie der großartigen Lynne Ramsay kommt es wieder dazu: Die Schriftstellerin und junge Mutter Grace verliert allmählich den Verstand. Eingeschlossen in einem alten Haus in Montana verhält sie sich zunehmend nervös und unberechenbar, was ihren Partner Jackson (Robert Pattinson) immer beunruhigter und hilfloser zurücklässt.

Für alle, die gern nochmal den Lockdown durchleben wollen

The Running Man

R: Edgar Wright. USA

Remakes von Schwarzenegger-Filmen hatten es bisher schwer. Vielleicht schafft es der britische Kultregisseur Edgar Wright dem Stoff seinen eigenen Spin mitzugeben: In einer nahen Zukunft, ist The Running Man die meistgesehene Show im Fernsehen. Ein tödlicher Wettbewerb, in dem die Mitspieler 30 Tage lang überleben müssen, während sie von Profikillern gejagt werden. Dabei wird jede ihrer Bewegungen einem blutrünstigen Publikum live übertragen. Jeder Tag, den sie durchhalten, wird mit mehr Geld belohnt. Ben Richards stammt aus der Arbeiterklasse und versucht verzweifelt, seine kranke Tochter zu retten. Daher lässt er sich von Dan Kilian, dem Produzenten der Show, als letzte Hoffnung überreden, bei dem Spiel mitzumachen.

Für die, die zwischen ihren Aufenthalten in Red Rooms, gern auch mal ins Kino gehen.

Così Com’è – Wie es ist

R: Antonello Scarpelli. IT, D

Eine Autofiktion, in der der Regisseur seine Familie inszeniert: eine besorgte Mutter, ein kranker Vater und ein desillusionierter Sohn, verloren in mangelnder Kommunikation und der Schwierigkeit, sich gegenseitig zu verstehen. Mit Fragmenten von Familienvideos beginnend, wechselt der Film in die Gegenwart, die wir aus dem Blickwinkel der Eltern erleben. Eine Reflexion über entfernte Familienbeziehungen, das Vergehen der Zeit und was passiert, wenn emotionale Bindungen erodieren.

Für Fans von Anna Karenina, Boyhood und anderen Familienstoffen


Die Filmstarts vom 6. November

Hysteria

R: Mehmet Akif Büyükatalay. D.

Leinwandsatire: Als am Set eines Films ein verbrannter Koran gefunden wird, laufen die Dreharbeiten aus dem Ruder. Die Praktikantin Elif wird in ein gefährliches Spiel aus Geheimnissen, Anschuldigungen und Lügen hineingezogen. Der doppelbödige, provokante Verschwörungsthriller spielt mit dem Film-im-Film-Motiv und steckt voller unerwarteter Wendungen. Eine präzise Reflexion über die Macht der Bilder und die Dynamik von Wahrnehmung, Projektion und gesellschaftlicher Hysterie.

Für die, die in Zeiten von KI, Fake News und Co ihre Medienkompetenz schulen wollen.

How to Make a Killing

R: Franck Dubosc. F.

Tiefschwarze Verbrecher-Komödie: Als Michel auf einer verschneiten Straße einem Bären ausweichen muss, sterben zwei Unbeteiligte, die allerdings zwei Millionen im Kofferraum zurückgelassen haben. Zusammen mit seiner Frau Cathy, die genug Krimis gelesen hat, überlegt Michel, was man für das viele Geld kaufen kann und wie man die Leichen am besten verschwinden lässt. Sie gehen dabei ähnlich dilettantisch vor, wie die Dorfpolizei in diesem Fall ermitteln wird.

Für die, die sich wünschen, Tarantino hätte „Willkommen bei den Sch’tis“ gedreht.

Manche mögen’s falsch

R: Stanislaw Mucha. D, C.

Im südchinesischen Dafen gibt es nichts, was es nicht gibt: Ein Gerhard Richter ist ab 30 Euro zu haben, ein kleiner van Gogh kostet 45 Euro, seine ‘Sonnenblumen‘ in mittelgroß 100. Der Output der Fälscherstadt ist gigantisch: Über 10 Millionen Bilder werden hier pro Jahr hergestellt. Tausende von Malern pinseln Tag und Nacht auf kleinstem Raum die Werke großer Meister, die vor allem in Großbestellungen nach Europa und Amerika verkauft werden. Dafens fleißige Bewohner*innen leben von, mit und trotz der großen Kunst. Eine bislang unbeachtete Nische endlich dokumentarisch beleuchtet.

Für Fans von Maler*innen wie Frido Kahla, Oskar Kakaschko, Salvador Aberdalli, Vincent von Gagh…

The Change

R: Jan Komasa. USA.

Beklemmend aktuell: Ellen, Professorin an der renommierten Georgetown University in Washington, D.C., und Chefkoch Paul feiern ihren 25. Hochzeitstag. Während sich die Gäste amüsieren, wird Ellen das Gefühl nicht los, die neue Freundin ihres Sohnes bereits zu kennen. Liz entpuppt sich als ehemalige Studentin, die wegen ihrer „antidemokratischen Thesen“ von der Uni geflogen ist. Jetzt steht sie kurz davor, mit der Bewegung „The Change“ einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel einzuleiten, der das gesamte politische System Amerikas erschüttert. Von der Ausbreitung einer faschistoiden Ideologie in scheinbar gefestigten Kreisen.

Für alle Antifaschist*innen

Dann passiert das Leben

R: Neele Vollmar. D, Ö.

Anke Engelke feinfühlig: Hans (Ulrich Tukur), der als Schuldirektor kurz vor der Pensionierung steht, bewegt sich für seine Frau Rita eher wie ein Gast in ihrem Leben. Der gemeinsame Sohn ist längst aus dem Haus und die langjährige Ehe der beiden folgt einer eingespielten Routine, bei der Rita den Takt vorgibt. Sie mag keine Veränderungen. Doch: Auf einmal fällt den beiden auf, wie wenig sie über das Leben ihres Sohnes wissen. Auf einmal ist da diese Leere im Leben der beiden. Doch dann passiert das Leben…

Für alle, die eine unserer größten Humoristinnen mal in voller Bandbreite sehen wollen.