1. Startseite
  2. Konzerte

Mirca Lotz: “Ich rechne erstmal gar nicht sondern nehme es wie es kommt...“

Aktivistin und Veranstalterin Mirca Lotz
Aktivistin und Veranstalterin Mirca Lotz © Privat

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir ziehen Bilanz und wagen einen Ausblick. Heute erzählt uns die Aktivistin und Veranstalterin Mirca Lotz, wie es ihr erging.  

Wenn man die Branchen miteinander vergleicht, so ist die Kultur von den Folgen der Corona-Pandemie sicherlich in besonderem Maße betroffen. Aktuell muss sich die Livemusik-Community, also Musiker, Veranstalter, Booker, Techniker, Stagehands, Caterer u.a. vor allem mit Konzertabsagen und -verschiebungen, strengen Einlasskontrollen u.v.a. herumschlagen. Wir haben die feministische Aktivistin, Veranstalterin und Netzwerkerin Mirca Lotz, (Safe the Dance, musicBYwomen*, Music Women* Germany, WUT, [fwd:like:waves], innen.aussen.raum, Network the Networks), um einen persönlichen Jahresrückblick gebeten. 

in münchen: Wie fällt deine persönliche Bilanz fürs Jahr 2021 privat und aus Unternehmersicht aus?
Nach wie vor schwierige Zeiten aber auch Aufbruch und Neuanfang. Statt Konferenzen und Festivals im Ausland zu besuchen oder große Events zu veranstalten haben wir eine Agentur für Awareness und Diversität „Safe the Dance“ gegründet und sind damit sehr erfolgreich - von der Deutschen Jazzunion, der HafenCity Universität Hamburg zum Tresor in Berlin reichen unsere Kund*innen - Tendenz beständig steigend. Am 27. Mai findet der Fachtag Awareness und Diversity in München im Feierwerk statt, darauf freue ich mich besonders.

Weitere Beiträge zur Interview-Reihe “Bilanz 2021 / Ausblick 2022”:

Holger Stromberg: “Ich glaube, Corona ist nur ein Vorgeschmack”, Christian Schottenhamel: “Gefühlt hat ‘trial and error’ die Verwaltung bestimmt”, Chris Lehner: “Ich hoffe auf eine Entspannung der Lage”, Danny Kufner: „Sich davon zu erholen wird eine anstrengende und langwierige Aufgabe“, Steffen Harning: “Habe die Zeit genutzt, um noch kreativer zu sein”, Jesper Munk: “Mehr Empathie.“, Daniel Lazak: “Wie ich ‘nen Moshpit vemisse...”, Philip Bradatsch: “Aber Hauptsache, die Baumärkte bleiben unter allen Umständen offen ...“, Niko Strnad: “Und ich vertraue auf die Einzigartigkeit des Erlebens von Livemusik-Konzerten!“, Rüdiger Linhof: “Ich will sehen dass endlich was vorwärts geht.“, Tobi Ranzinger: “Der gechillte und respektvolle Umgang miteinander hat gelitten”, Christian Kiesler: “Ich würde mir hier ein bisschen mehr Ehrlichkeit, Realismus, Reflexion und Fairness wünschen...“, Markus Naegele: “Die Freude am Leben eben nicht zu verlieren, klingt oft einfacher als es ist.“, Thomas Bohnet: “Dass wenigstens der nächste Herbst nicht wieder so ein Desaster wird.“

in münchen: Was hat dich besonders genervt oder beeinträchtigt?
Die Unsicherheit und wie wenig die Politik und Verwaltung Planungssicherheit schaffen. Z.B. kamen die Genehmigungen für Open Air Veranstaltungen oft erst am Vortag - damit kann man nicht planen und über die Zeit und Nerven, die sowas kostet möchte ich erst gar nicht reden.

in münchen: Welche Lichtblicke hast du 2021 erlebt?
Wir haben mit unserer Agentur sehr viele spannende Workshops und Talks zum Thema Awareness gehalten. In München arbeiten wir sehr viel mit Unterstützung der Fachstelle Pop des Feierwerks sowie der Stadt - und auch der Fachstelle MoNa, da gibt es gerade sehr viele positive Entwicklungen und Interesse Dinge zu verändern. So haben wir z.B. einen Leitfaden Awareness entwickelt, der kostenlos heruntergeladen werden kann Außerdem haben wir (Stephanie Müller, Klaus Dietl und ich) dank der großzügigen Förderung vom Musikfonds und dem Kulturreferat das Alligator:Go ! Festival für experimentelle Musik umsetzen können und dort viele spannende Künstler*innen aus aller Welt (u.a. Türkei, Ukraine, Niederlande…) einladen können.

Das Highlight war dabei das Konzert auf dem Olympiasee mit Performance auf dem Schwanen Tretboot. Schön war auch unser zweites (innen.aussen.raum e.V.) Akustik Konzert im Prinzregentenschwimmbad - schwimmen und Musik ist eine tolle Kombination. Nicht zuletzt haben wir dank Zoom und co eine Online Vernetzung von FLINTA (Frauen, Lesben, Inter, nicht binär, trans Personen) Musik Netzwerken „Network the Networks“ im Rahmen der c/on Pop durchführen können. 300 Teilnehmende aus über 30 Netzwerken haben sich in 18 Sessions vernetzt und ausgetauscht - das wäre vor Corona so nicht denkbar gewesen.

in münchen: Was erhoffst du dir vom Jahr 2022?
Wieder mehr Freiheit, mehr International arbeiten zu können und unbeschwert(er) Zeit mit Freund*innen verbringen zu können. Außerdem hoffe ich dass wir in der Stadt München ein Gesamtkonzept Awareness und Diversität geben wird.

in münchen: Was erwartest du konkret von der neuen Bundesregierung?
Ich würde mir wünschen es gäbe eine Stärkung von Kunst und Kultur, mehr unbürokratische Hilfen die wirklich ankommen gerade auch bei den Soloselbständigen. Generell wäre mehr Wertschätzung der Kultur und ihren Stellenwert in der Gesellschaft gegenüber wünschenswert. Zudem hoffe ich auch auf eine Stärkung von Rechten von Minderheiten und marginalisierten Gruppen.

in münchen: Wann rechnest du wieder mit einer Rückkehr zur Normalität, zu Umständen wie vor Corona?
Ich rechne erstmal gar nicht sondern nehme es wie es kommt - ändern kann ich es ja sowieso nicht. Noch planen wir SXSW in Austin Texas für März 2022 und eventuell eine Kooperation mit Russland für den Sommer aber ob es klappt steht wie immer in den Sternen. Und wenn nicht wissen wir ja jetzt, wie wir mit Zoom, WorkAdventure u.ä, auch Online Events umsetzen können.