Konzerte im Januar: Kollektive Katharsis in Zeiten des Spätkapitalismus

Konzerte im Januar: Kollektive Katharsis in Zeiten des Spätkapitalismus

PeterLicht über die Un-/Okayheit der Welt, Frida Gold halten mit Liebesliedern dagegen während Das Bo ganz der Alte ist, nur älter…

Fiddlers Green

Ein Fest für Speedfolk-Fans! Auch schon 35 Jahre auf dem krummen Folk-Rock-Buckel haben derweilen Fiddlers Green. Grund genug dies auch auf einer ausgiebigen Jubiläumstour zu feiern. Seit über drei Jahrzehnten begeistert die Band also nun schon mit ihrem unverwechselbaren „Irish Speedfolk“ und unzähligen Live-Momenten voller Energie, Humor und Herzblut. Auf der Anniversary-Tour präsentiert das Sextett aus Erlangen selbstredende seine größten Hits, beliebte Klassiker und einige selten gespielte Songs aus ihrer langen Bandgeschichte. Außerdem dürfen sich Fans zudem auf brandneue Stücke freuen, die erstmals live gespielt werden. Special Guest: Wüstenberg. (18.12. Backstage Werk)


Julian Knoth

Julian Knoth (Die Nerven, Peter Muffin Trio, Die Benjamins, Yum Yum Club u.a.) veröffentlichte unlängst sein hörenswertes erstes Soloalbum „Unsichtbares Meer”. Dabei kreisen seine Texte um die Themen Selbstentblätterung, Depression, Konsum, Abstinenz, Therapie und letztlich auch um ein kleinwenig Hoffnung. „An den Aufnahmen ist Dreck dran“, möchte ich hier kurz mal das Info zitieren, welches damit meinen dürfte, das Knoth sehr direkt, ungeschönt – nicht schlampig – und gänzlich bei der Sache ist. Könnte live sehr schön werden… (19.12. Milla)


Woods Of Birnam

Die Dresdner Indie-Rocker Woods Of Birnam um Sänger und Schauspieler Christian Friedel sind aus den Ruinen von Polarkreis 18 („Allein Allein“) entstanden und im Wesentlichen dafür bekannt und beliebt, Konzerte, Theater und Performance wie kaum eine andere Band miteinander zu verschmelzen. Im Mittelpunkt ihrer von Haus aus schon seltenen Live-Shows steht im Januar das Album „Solaris“, welches für eine Theaterarbeit zu Stanislaw Lems Klassiker am Schauspiel Frankfurt entstanden ist. Alte Songs wurden dafür neu arrangiert und die Texte von Robert Gwisdek verleihen dem Ganzen eine besondere Tiefe. Ein einmaliger Konzertabend voller Kontraste, Klangräume und magischer Momente sei all jenen gewiss, die sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. (8.1. HP8 / Saal X)


Salewski Parlamenti

Munich Allstars Revisited bei Salewski. Jenem Schlagzeuger, Komponist und prägender Figur der Münchner Avantgarde-Popszene nämlich, der seine Kompositionen jetzt auch mal wieder live auf die Bühne bringt. Dafür formierte sich um den ehemaligen Merricks-, Dakar & Grinser- und The Johnsons-Musiker ein kunterbuntes Ensemble bestehend aus Pico Be (Kamerakino, Das Weiße Pferd), Anna McCarthy (Damenkapelle), Manuela Rzytki (Parasyte Woman), Anton Kaun (Rumpeln), Zoro Babel (Musica Poveri u.a.), Albert Pöschl (Queens Of Japan, The Sound Of Money u.a.) und die Schauspielerin und Regisseurin Sachiko Hara die hier an den Synthesizern ihr bestes gibt. Klassische Instrumente treffen bei der Release-Show zu „Salewski Parlamente“ auf Synthesizer, Steinplatten, Holz, Fässer und Noise-Elemente – ein facettenreiches Klanguniversum, das Salewskis Werke eindrucksvoll zum Leben erweckt. (8.1. Import Export)


PeterLicht

Mit seinem Lied vom „Sonnendeck“ landete PeterLicht 2001 den Underground-Überraschungssommerhit des Jahres. Nach drei Studio-Alben erschien dann sein erstes Buch „Wir werden siegen – Buch vom Ende des Kapitalismus“. Viele von uns warten immer noch sehnsüchtig darauf, aber es kann sich ja nur noch um ein paar Jährchen handeln, wenn man sich den späten Neokapitalismus, den „alten Schlawiner“, dieser Tage so ansieht. Nun veröffentlichte PeterLicht derweil das Buch „Wir werden alle ganz schön viel ausgehalten haben müssen“ welches poetisch, grotesk, tiefgründig und liebevoll von der grundsätzlichen Un-/Okayheit der kapitalistischen Welt handelt. Dazwischen gibt’s immer wieder auch hübsche Lieder aus seinem Oeuvre, was uns die Zeit bis zum „Bella Vita“ dann ebenso gehalt- wie sinnvoll überbrücken lässt. (14.1.  Fat Cat / Black Box)


Frida Gold

Seit ca. zehn Jahren prägen Frida Gold nun schon den deutschsprachigen Pop und schufen mit Hits wie „Wovon sollen wir träumen“ oder „Liebe ist meine Rebellion“ Hymnen einer ganzen Generation. Neben Platin, Nummer-eins-Album und ausverkauften Tourneen steht die Band vor allem für Haltung und Mut zur Verletzlichkeit. 2025 eröffnet ihre EP „Morgenrot“ ein neues Kapitel, das sie 2026 gemeinsam mit ihren Fans live feiern wollen: Songs über Wandel, Heilung und Zugehörigkeit, getragen von Alina Süggelers markanter Stimme. (21.1. Backstage Club)


Ezra Furman

Ezra Furman ist eine jederzeit jegliche Grenzen überschreitende Künstlerin, deren furchtlose Kreativität und emotionale Ehrlichkeit sie zu einer der faszinierendsten Stimmen des modernen Indie-Pop gemacht haben. Mit einer Mischung aus Punk-Energie, herzhaften Lyrics und genreübergreifender Innovation sind Furmans Werke zum einen zutiefst persönlich, immer wieder aber auch ganz universell und jede/n ansprechend. In diesem Jahr erschien ihr zehntes Album „Goodbye Small Head“, ein herausragendes wohlgemerkt. Support: Modern Woman. (22.1. Technikum)


Ozan Ata Canani

Bereits Ende der 1970er Jahre erfand Ozan Ata Canani – als sogenanntes Wunderkind auf der Bağlama (Saz) – den türkischen Rock’n’Roll (mit deutscher Sprache). Nach Jahren der Vergessenheit rückte sein Song „Deutsche Freunde“ durch die Compilation „Songs of Gastarbeiter“ wieder ins Rampenlicht. Im Juni 2025 erschien nun sein neues Album „Die Demokratie“. Unterstützung bekommt Canani von Sinem, die mit echsenhafter Präsenz den Geist der She-Punks auf die Bühne holt, während DJ Booty Carrell mit zerkratzten Platten aus Anadolu-Rock und -Pop den Dancefloor in Beschlag nimmt. (23.1. Import Export)


Ida Sand

Die Stockholmer Sängerin und Pianistin Ida Sand zählt heute zu den prägendsten Stimmen der skandinavischen Jazzszene. Ihre Songs verbinden mal warme, mal soulige Tiefe mit einer ausdrucksstarken Vocal-Präsenz, die ihre Zuhörerschaft immer wieder an die ganz großen Soul-Ikonen denken lässt. Als Songwriterin schafft sie intime, atmosphärische Klangräume, getragen von emotionaler Klarheit und feinen Nuancen. Gemeinsam mit ihrem versierten Trio bringt sie diese einzigartige, mitreißende Kombination nun auch mal wieder in München live zu Gehör. (26.1. HP8 / Saal X)


Still Talk

Die aus – der heiligen Stadt – Köln stammenden Emo-Popper Still Talk verbinden funkelnde Melodien mit textlichen Parametern wie schonungsloser Ehrlichkeit und scharfem Beobachtungssinn. Mit ihrem aktuellen Album „Year Of The Cat“ vertiefen sie ihr Storytelling und laden ihre Hörerschaft ein, in eine Welt einzutauchen, in der persönlicher Umbruch und kollektive Katharsis stets überaus hörenswert aufeinandertreffen. Support: Attic Stories. (27.1. Feierwerk Kranhalle)


Das Bo

Das Bo, so steht’s geschrieben, sei „immer noch der Alte, nur älter.“ Als Frontmann von Fünf Sterne Deluxe und Solo-Künstler prägte er nicht nur die deutsche HipHop-Kultur maßgeblich und nachhaltig, sondern machte darüber hinaus die deutsche Sprache in der Musik salonfähig und somit zu einer selbstverständlichen Ausdrucksform im Rap. Mit seiner neuen EP „Überfordert“ und dem kürzlich erschienenen „REST OF“, einer Sammlung von 27 bislang unveröffentlichten Songs zum 25-jährigen Jubiläum von „Türlich, Türlich“, geht er nun auf ausgedehnte „Tourlich Tourlich Tour“. (27.1. Muffatwerk Ampere)


Joja Wendt

Als offizieller „Steinway Artist“ gilt Joja Wendt als Meister des virtuosen, ausdrucksstarken Klavierspiels. Manche wollen bereits gar einen „Pianist mit Formel-1-Tempo“ gehört haben. Sei’s drum, denn wahr ist, dass seine Finger oft schneller sind als das menschliche Auge ihnen folgen kann. Ein Abend mit Wendt bedeutet dem zufolge eine hörenswerte Symbiose aus technischer Perfektion, Leidenschaft, Witz und einer mitreißenden Bühnenpräsenz, die gelegentlich schon auch mal vor der Pause zu Standing Ovations führt. Und, da Bescheidenheit eine Zier ist, kündigt der Tastenderwisch seine 2026er Shows schon mal als „das wahrscheinlich unterhaltsamste Klavierkonzert der Welt“ an. (29. + 30.1. Prinzregententheater)


Maël & Jonas

Die beiden langjährige Freunde Maël & Jonas erlangten bereits 2020 landauf landab bei jung und alt durch ihren 3. Platz bei „The Voice of Germany“einen gewissen Bekanntheitsgrad. Vor knapp einem Jahr veröffentlichen sie dann ihr zweites Album „Two Spots Of Sugar“, aber anstatt weiter auf ihrer bestens bewährten Soundwelle zu surfen, kehrten sie zu – O-Ton – „einem ehrlicherem und persönlicherem Songwriting zurück“, welches sehr viel mehr Indie-Vibes und sehr viel weniger Mainstream-Pop in sich trägt. Uns soll’s recht sein. (30.1. Strom)


Pöbel MC

Mit einer besonderen Mischung aus ungebremster Energie, klarer Haltung und echtem Empowerment hat sich Pöbel MC aus feuchten Kellerclubs autonomer Jugendzentren bis  in die großen – immer wieder auch restlos ausverkauften – Hallen gespielt. Nach einer kurzen Pause meldet sich der Urvater rhetorischer Rap-Athletik nun wortstark zurück. Was folgt, sind Shows, die die Intensität eines wütend-herzlichen Punk-Konzerts mit haltungsstarkem Rap auf druckvollen, modernen Beats verbinden und unter Garantie jedes Venue zum Beben bringen werden. (31.1. Muffathalle)