Mit LSD und anderen Exzessen durchs Jahr 2026? Ein paar Gedanken.
Angesichts aktueller Schreckensmeldungen haben viele Menschen keinen Elan sich für 2026 gute Vorsätze jedweder Art zu fassen. Nachvollziehbar, aber nicht radikal genug. Vielleicht kann das aktive Fassen und Verfolgen entschieden schlechter Vorsätze Linderung bringen. Gehen wir’s an: 1.1. 00:05 Uhr, „Let the cheat year begin!“ Um anzukündigen, dass für mich ein Jahr der Hemmungslosigkeit ansteht, zünde ich kurzerhand die online erworbene Invictus-25-Schuss-Fächerbatterie im Wohnzimmer unserer so liebevoll eingerichteten Altbauwohnung. Die urplötzlich knapp an den Gesichtern der Gäste vorbeifliegenden „leuchtstarken Dahliensterne in Rot, Grün, Blau und Violett“ sorgen für ausreichend Panik, sodass niemand versteht, dass ich hinter der Feuershow stecke. Schnitt. Um 17:45 Uhr erwache ich mit dem größten Kater meines Lebens, dem Geruch von Schwefel in der Nase und einem vom Kopfweh dennoch nicht gelinderten diabolischem Grinsen im Gesicht: „Des Jahr fangt guad o.“
Im Rausch durchs neue Jahr?
Überhaupt soll der Alkohol 2026 mein ständiger Begleiter sein! Spätestens am Abend des 7.1. -der erste Arbeitstag- werde ich niedergedrückt von der Werktätigentristesse, die uns alle durchwirkt, aber nach Bewusstseinserweiternderem als den in der letzten Woche genossenen 15 Bier und ein Enzian pro Tag gieren. In den Büschen der zwielichtigen Grünflächen an der Herzog-Wilhelm-Straße lerne ich den Ernsti kennen und der versorgt mich mit rühriger Sorgfalt mit allem Nötigen. Mit einer Mischung aus LSD und dem entscheidenden Quäntchen Meth im System stieren mich am nächsten Morgen die Mitfahrenden in der U-Bahn gleich wesentlich weniger grau an. Endlich habe ich meine Mitte wieder gefunden. Leider fühle ich mich in der Redaktion aufgrund meines süßlichen Schnapsgeruchs und meiner doch recht weiten Pupillen ständig beobachtet. Warum schauen, die denn alle so? Was hat der gesagt?! Ich mache eine Szene und werde fristlos gekündigt.
„Computer, umarme mich!“
Zuhause erzähl ich davon erstmal nix -I bin ja ned deppert- mache aber aufgrund meiner tiefen inneren Frustration wegen jedem Scheiß direkt ein Riesenfass auf und entfremde mich so von meinen Lieben. Schnitt: Anfang März. Ich liege in einem möblierten Business-Apartment am Olympiapark, dessen Miete mein Sparkassenkredit in großen Happen verschlingt und sehne mich nach menschlicher Nähe. Ernsti geht auch irgendwie nicht mehr ans Telefon. Ich öffne Chat GPT und sage: „Computer, umarme mich!“ Und wenn mir der Bildschirm meines Handys dann keine wärmenden Glieder entgegenreckt, werde ich wohl erkennen, dass ich an jenem 1. Januar falsch abgebogen bin.
In diesem Sinne: Seid’s vernünftig und freundlich miteinander. Prost Neujahr, meine Lieben!
