Musicals im Juni: Durchstarten zur guten Laune

Erholung vom Dauerstress gefällig? Einfach einsteigen und mitdüsen.

The Toxic Avenger

Alles beginnt mit dem bizarren Erstkontakt: Melvin ist eigentlich ein schüchterner Nerd, dem liebsten nicht groß auffallen möchte. Doch dann badet er – unfreiwillig, natürlich – in hochgiftigem Abwasser. Resultat: Er verwandelt sich in den monsterstarken Superhelden Toxic Avenger, der die Statt vor der Umweltverschmutzung und den Machenschaften eines korrupten Bürgermeisters retten soll. Dumm nur: Melvins Mutter kann mit seiner Verwandlung und seiner ehrenwerten Mission wenig anfangen. Mehr noch: Sie versucht ihn zu bremsen. Und dann ist da auch noch Melvins heimliche Liebe zu einer blinden Bibliothekarin. Die Musical-Masterclass der Theaterakademie August Everding hat vertraute Zutaten frech verquirlt und brettert einen mitreißendes Rock-Comic auf die Bühne – sympathisch grün, wenn auch etwas schleimig. (Deutsches Theater, 1. bis 14.6.)

Romy

Eine Frau, gefangen im Image, das sich die Welt von ihr gemacht hat: Romy Schneider fing als vermeintlich „süßes Wiener Mädel“ an und wurde zum einsamen Weltstar. Star-Choreograf Enrique Gasa Valga und seine Limonada Dance Company setzt nach „Der große Gatsby“, „Frida Kahlo“ und „Lágrimas Negras“ die Beschäftigung mit tragischen Film- und Künstler-Viten fort. (Deutsches Theater, 1. bis 8.6.)

Völlig losgelöst

Ab in die Zeitmaschine! Der geniale Professor, die patente Rosemarie, die naive Tina und der traurige Fred befinden sich auf einer Mission: Sie düsen zurück in die 80er – im Sauseschritt. Dort müssen sie eine Kassette finden, auf der – mit leichtem Rauschen – die Formel zur Rettung der Menschheit archiviert wurde. Sie haben an Bord dabei: eine kleine Taschenlampe und die Zutaten für Spaghetti Carbonara. Sie folgen den Fußstapfen von Major Tom, entfliehen in die Südsee, bis sie – irgendwo, irgendwann – unterm Sternenhimmel ankommen. Da, da, da! Man ahnt es: Das wird ein grandioser Spaß für alle NDW-Nostalgiker und ein mitreißendes Musical, das in die Tanzbeine fährt. (Drehleier, 4.6.)

La Cage aux Folles

Wie kompliziert es wird, wenn man ultrakonservative Gäste mit dem berühmt-berüchtigten Stock im Gesäß einladen muss: Im Nachtclub von St. Tropez herrscht helle Aufregung. Georges und Albin müssen sich plötzlich verstellen. Niemand darf erfahren, dass sie ein glückliches Paar sind. Dann geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Köstlich! (Gärtnerplatztheater, 6./8./9./11./15. und 16.6.)

Cats

Zunächst blinken nur kurz leuchtende Augen. Dann hört man ein leises Schnurren, dort ein gefährliches kurzes Fauchen. Der Vollmond geht auf über dem Schrottplatz – und schon tanzen die Katzen. Seit der Uraufführung im Jahr 1981 hat der Klassiker von Andrew Lloyd Webber die Musicalwelt nachhaltig umgekrempelt. Es setzte ein Siegeszug auf vier Pfoten ein, der mehrfach rund um die Welt führte. 73 Millionen Zuschauer in 30 Ländern der Erde können sich in ihrer Begeisterung nicht täuschen. Und fast jeder Musical-Fan hat oft mehr als nur eine „Memory“ – und den Ohrwurm zum Superhit gleich dazu. Seit April ist die englische Originalfassung wieder auf Tour – zuletzt aufgefrischt, frisch geföhnt und charmant glänzend geleckt im Londoner Westend. Ein Fest für alle Sinne! (Deutsches Theater, 11. bis 22.6.)

My Fair Lady

Mit ein wenig sprachlichem Feinschliff lässt sich doch auch aus dem Blumenmädchen mit der Gossen-Aussprache eine elegante junge Dame machen, oder etwa nicht? Phonetik-Professor Henry Higgins ist von seinen patriarchalischen Zauberkräften überzeugt. Womit er nicht gerechnet hat: dem charmanten Eigensinn von Eliza Doolittle. Auch wenn sich wenn sich bei der Männerfantasie einer radikalen Umerziehung natürlich alle Katzenhaare aufstellen, muss man doch zugestehen: George Bernard Shaws Anverwandlung des antiken „Pygmalion“-Stoffs hat Schmiss. Und das Musical dazu ist nicht ohne Grund einer der zeitlosen Klassiker des Genres und eines der meistgespielten Stücke. Man freut sich über ein Wiedersehen mit der Inszenierung, hinter der der Hausherr, Staatstheaterintendant Josef E. Köpplinger, höchstpersönlich steckt. (Gärtnerplatztheater, 19./21. und 22.6.)