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Öko-Managerin Greta Mager„Sehr optimistisch beim Verbechern der Welt“

Greta Mager
Greta Mager © Recup

Deutschland isst zuhause. Oder im Laufen. Und der Verpackungswahn geht um. Muss nicht sein, meint Greta Mager. Sie führt mit den Recup-Pfandbechern einen erfolgreichen Feldzug gegen Corona-Plastikschrott.

Frau Mager, Wirtshäuser, Bars und Cafés sind weiterhin geschlossen, gleichzeitig boomt notgedrungen das To-Go-Geschäft. Sind harte Zeiten gute Zeiten für Ihr Haus, die Spezialisten für Welt-Verbecherung?
Sowohl als auch. Gerade die Gastro trifft der zweite Lockdown natürlich hart, und wir sind eng mit der Branche verbunden und stehen im ständigen Austausch mit unseren Partner:innen. Gleichzeitig ist während der Krise das To-go- und Take-away-Geschäft für sie zu einem sehr wichtigen Standbein geworden. Das wiederum führt dazu, dass durch Corona der Verbrauch und das Müllaufkommen von To-go-Verpackungen enorm gestiegen sind. 

Die schockierende Kehrseite.
Dadurch ist natürlich auch die Nachfrage an nachhaltigen Alternativen zu den Einwegverpackungen von Seiten der Gastronomie sehr stark gestiegen. Alleine im Januar wurden über 35.000 unserer REBOWLS vorbestellt. Ebenfalls ist der RECUP sehr gefragt und das Thema Eindämmung der Getränke-To-Go Einwegbecher-Flut weiterhin aktuell. Dass die Sensibilisierung bereits im Mainstream angekommen ist, sieht man besonders an großflächigen Einführungen des RECUP-Systems wie z.B. bei Aral in diesem Monat. 

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Zu vielem, über das man sich derzeit Sorgen machen kann, scheinen ja leider oft auch die neuen Plastik-Müllberge hinzuzukommen. Geraten Umweltthemen in Corona-Zeiten ein wenig ins Hintertreffen?
Das Bewusstsein für nachhaltige Lösungen steigt bei Gastronomen, wie Verbraucher:innen - genau wie die Menge an Müll in der momentanen Krise. Man sieht auch, dass das Thema mittlerweile in der Politik angekommen ist. Wir blicken nun gespannt auf das Einwegplastikverbot, welches im Sommer des Jahres in Kraft tritt. Auch hat unser Bundeskabinett im Januar ein Gesetz zu einer Mehrweg-Pflicht ab 2023 für die Gastronomie beschlossen. Wir sind also sehr optimistisch und glauben fest, dass an Mehrweg auf lange Sicht kein Weg mehr vorbei führt und dass Umweltthemen immer weiter in den Vordergrund rücken. 

Angst vor Infektionen scheint oft eine unheilvolle Wegwerf-Mentalität zu befeuern. Gleichzeitig sitzen viele Essens-Besteller oft völlig frustriert vor dem Plastikberg. Wie gut können Sie da argumentativ ansetzen?
Zu Beginn der Pandemie hatten wir großes Verständnis dafür, dass Partner sich unsicher waren im Umgang mit Mehrweglösungen war. Das hat sich aber größtenteils geändert. Mittlerweile wurde in großem Rahmen von allen Seiten Entwarnung gegeben, unter anderem vom Lebensmittelverband Deutschland. Die Deutsche Umwelthilfe und auch das Bundesumweltministerium rufen ganz gezielt dazu auf, auf Mehrwegalternativen zu benutzen. Bei unserem Pfandsystem bekommt der Kunde immer einen neuen und hygienisch gereinigten RECUP oder eine frisch gespülte REBOWL in die Hand. Gastronomen sind, wie auch sonst immer, für die einwandfreie hygienische Reinigung der Behälter, die sie ausgeben, verantwortlich. 

Die Pfandbecher-Idee gewinnt immer mehr regelmäßige Nutzer. Wie wichtig war es für Sie, jetzt auch eine erste große Tankstellen-Kette mit an Bord zu bekommen?
Shell ist ja bereits seit letztem Jahr deutschlandweit mit 1.200 Stationen dabei. Gemeinsam haben wir an den Tankstellen innerhalb eines Jahres über 2 Mio Einwegbecher eingespart. Das zeigt, wie groß das Mülleinsparung-Potenzial an Tankstellen ist und wir freuen uns riesig, mit Aral einen weiteren starken Partner an unserer Seite zu haben und das Pfandsystem so immer flächendeckender aufzustellen und auch ländliche Regionen zu erschließen. 

Hinter Ihnen dürfte ja ein logistischer Marathon liegen mit dem großen neuen Partner: Was waren die größten Schwierigkeiten auf dem Weg?
Übung macht den Meister. Wir sind mit bereits 6.000 Ausgabestellen in ganz Deutschland aufgestellt, und dementsprechend eingespielt sind auch die interne Logistik und die Zusammenarbeit mit unseren Dienstleistern. Was uns etwas überrumpelt hat, ist die große Nachfrage an REBOWLs, die uns kurze Zeit etwas aus der Bahn geworfen hat. In solchen Momenten ist unser Customer-Happiness Team, die als direkter Ansprechpartner im ständigen Austausch mit unseren Partnern und Partnerinnen stehen, Gold wert. Aber die hohe Nachfrage zeigt auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind. 

Welche Ausbaustufen schweben Ihnen als nächstes vor?
Unser Pfandsystem mit RECUP und REBOWL immer flächendeckender in Deutschland zu implementieren. Dabei ist es uns besonders wichtig immer mehr Gastronomen zu zeigen, wie einfach und kostengünstig die Mehrweg-Pfand-Alternative sein kann. Gerade in der aktuellen Lage ist dies besonders wichtig. 

Wer Freunde treffen möchte, bleiben aktuell oft nur die zugige Parkbank und Mitnahme-Getränke für einen Freiluft-Kaffeeklatsch. Gibt es schon Planungen für eine Thermo-Recup-Becher?
Der RECUP-Becher ist und bleibt ein Pfandbecher. Ziel ist es, dass er wieder zurückgegeben wird und so viel wie möglich zirkuliert. Thermobecher sind eher als Besitz-Becher gedacht und können ja dann, wenn der Freiluft Klatsch geplant ist, auch selber mitgebracht und befüllt werden. Aber was man definitiv sagen kann ist, dass der RECUP das Getränk viel länger warm hält als der gewöhnliche Einwegbecher.  

Wann rollen Sie den gigantischen Markt für Essens-Kartons oder Mehrweg-Teller auf?
Im Juni 2020 sind wir mit der REBOWL gestartet, und die Nachfrage ist riesig. Sie eignet sich schon optimal für viele Gerichte wie Salate, Bowls, Pasta, Currys etc. Im Laufe des Jahres werden wir verschiedene Varianten der Schalen auf den Markt bringen, mit Trennwand und in anderen Größen. Damit immer mehr verschiedene Gerichte und Beilagen auch in der Pfandschale angeboten und genossen werden können.

Interview: Rupert Sommer

Alle Infos zum deutschlandweiten Pfandsystem Recup gibt’s hier: www.recup.de.