Laut einer Studie ist München die unfreundlichste Stadt der Welt. Ein paar Gedanken:
Da war die digitale Empörung groß, als am 18. Mai eine Städte-Studie des Internet-Portals internations.org veröffentlicht wurde, für die 12.500 Expatriates befragt wurden. Eines der Ergebnisse: München ist angeblich die unfreundlichste Stadt der Welt.
Nach anfänglicher Unruhe schoss man sich in den Kommentarspalten schließlich in eine Richtung ein: Die hiesigen Expats kämen einfach nicht mit dem typischen Münchner Grantlertum zurecht. Gerne heftete man sich dabei das Prädikat dieses Münchner Archetyps ans eigene Revers, gab sich als solcher missverstanden und vermied so Selbstreflexion bezüglich der eigenen Freundlichkeit. Und darum pack ich neben dem Grantler jetzt einen zweiten, zumindest alpinen Archetyp aus: Den Nestbeschmutzer! Liebe Leute, wahres Granteln will gekonnt sein. Grantler*innen sind bajuwarische Dandies, die in allem Schönen das Schlechte entdecken und das dann schlagfertig ausformulieren können. Die spucken auf tumben Lokalpatriotismus und sagen Sachen wie: „Was soll ich woanders, ich mags ja dahoam scho ned!“ Das hat meine Oma gern zitiert. Und drum ist meine Oma eben irgendwann einfach gegangen. Und jetzt taucht dieses Fehlen in den Umfragen auf und München ist gesichert unfreundlicher dadurch. Klare Kausalkette! Ich schweife ab, aber das mit dem Können in der bayrischen Ruppigkeit gilt. Denn wenn charmant-schlagfertiges Granteln mit deutscher Sich-über-alles-beschweren-Attitüde verwechselt wird, ist die Konversation recht schnell dann doch eher dröge. Da kann ich verstehen, dass man das -als Expat oder Einheimische- „unfreundlich“ findet.
Aber zurück zur Studie: Die hält nämlich auch ohne Lokalpatriotismus wahrscheinlich keiner stichhaltigen Prüfung stand. Für Umfragen dieser Art werden meist recht willkürliche Stichproben genommen, deren Ergebnisse man dann auch noch auf eine Überschrift verkürzt. Zudem wollen diese Studien in der Regel nach oben treten, um Aufmerksamkeit zu kreieren. Ich nehme all mein Wissen zusammen und schätze mal, dass es in Mogadischu im Schnitt unfreundlicher als hier zugeht. Aber das weiß man und muss man den armen Leuten, die da einfach ein Leben führen wollen, nicht auch nochmal als Erkenntnis reinreiben.
Drum -adäquat oder nicht- nehmen wir die Studie doch als Anlass freundlicher durchs Leben zu gehen, uns dabei durchaus auch im Granteln zu üben und so uns und unseren Gegenübern den Tag bayrisch-schlagfertig zu erhellen. Wär doch so schee! Oder ned?