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MMA steht vor dem Aus im Frühjahr: Online-Petition gestartet

Das MMA (Mixed Munich Arts) in der Katharina-von-Bora-Straße
Das MMA (Mixed Munich Arts) in der Katharina-von-Bora-Straße © -

Die Stadtwerke München wollen die Zwischennutzung ihres früheren Heizkraftwerks am Königsplatz auslaufen lassen. Schon Mitte April sollen die Lichter fürs MMA (Mixed Munich Arts) ausgehen.

Nachtrag 28.01.2019

Kurz nach Bekanntwerden der Schließungspläne regt sich bereits Widerstand in der Stadt. Die beiden Münchnerinnen Anna Pfeffer und Vanessa Haas setzen sich mit einer Online-Petition für den Erhalt des MMA ein. Sie wollen ihren Teil dazu beitragen, um „diese Fläche für kulturelle Projekte zu erhalten. Denn München braucht diese Flächen dringender als jede andere Stadt, um nicht irgendwann komplett charakterlos zu werden.“

Seit ein paar Tagen können Befürworter einer längeren Laufzeit auf openpetition.de ihre Unterstützung bekunden. Mehr als 2.000 Unterschriften sind schon beisammen.

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Bereits Ende letzten Jahres bekamen die Betreiber Constantin Mascher, Mathias Arifin und Mark Maurer eine unerfreuliche Nachricht von ihrem Vermieter, den Stadtwerken München. Nach einer kurzen Schockstarre gehen sie jetzt mit der Neuigkeit, dass das MMA schon bald zusperren muss, an die Öffentlichkeit.

Das Aus betrifft gleichzeitig auch das beliebte Bar-Restaurant Electric Elephant. Das MMA wird also Ende März noch den 5. Geburtstag feiern können, aber schon am 15. April soll – gemäß dem offiziellen Ende der Vertragslaufzeit – die Lightshow dann für immer heruntergefahren werden.

Wenn nicht noch ein Wunder geschieht und die Landeshauptstadt als hundertprozentige Eigentümerin der Stadtwerke dem MMA, einem etablierten Mekka der elektronischen Musik mit mehr als 50.000 Facebook-Fans, eine längere Lebenszeit beschert. Constantin Mascher sieht auf jeden Fall noch einen Lichtstreif am Horizont: „Wir haben immer noch die Hoffnung, dass sich das Ganze noch etwas hinzieht. Jede Verlängerung wäre gut, ob ein halbes Jahr oder ein Jahr. Ich kann mir das noch gar nicht vorstellen, dass bald alles weg sein soll. Wir kennen hier ja jede Schraube mit Vornamen.“

Die Macher hoffen also noch einmal auf eine Verlängerung und führen als besonderes Argument ins Feld, dass ihre Location dazu beiträgt, der Stadt international ein positives Image zu verleihen. Die traditionsreiche britische Tageszeitung „The Guardian“ beschrieb den Club in einem Artikel einmal als „gewaltigen Techno-Tempel, der es mit jedem Club in Berlin aufnimmt". Ebenfalls ein Gütesiegel: Bei der letzten Silvesterfeier gingen sage und schreibe 40 Prozent der Vorverkaufstickets an Käufer aus dem Ausland.

Es sind vor allem auswärtige Gäste aus der Schweiz, aus Österreich, aus Italien und Tschechien, die regelmäßig kommen und dem Ganzen einen internationalen Anstrich verleihen. Sogar bis nach Fernost ist der Ruf des MMA vorgedrungen. „Ich hatte letztes Jahr in Japan eine krasse Begegnung. Da hab ich einem jungen Kerl ein paar Fotos vom Len Faki-Gig bei uns gezeigt. Da meinte er: Das ist doch das MMA! Unglaublich: 10.000 Kilometer von zu Hause entfernt sieht ein Typ deine Bilder und sagt: Das ist doch das MMA“, berichtet Mascher.

Überhaupt die Außenwirkung des MMA: Deutscher Techno, wie er hier seine Heimat hat, ist für Mascher durchaus ein Kulturgut: „Wenn die internationalen Acts hier spielen, in diesem industriellen Raum, dann ist das genau das, wie man sich Techno aus Deutschland international vorstellt. Aber gleichzeitig stellt sich die Frage: Wer interessiert sich dafür in der städtischen Verwaltung und Politik? Dort wurde das lange nicht verstanden und wird auch heute noch nicht verstanden, was hier eigentlich läuft.“

Das MMA (Mixed Munich Arts) in der Katharina-von-Bora-Straße
Das MMA (Mixed Munich Arts) in der Katharina-von-Bora-Straße © -

Kollege Mark Maurer sieht noch ein grundsätzliches Problem für den Eventbereich in München. Er meint: „Uns gehen die Veranstaltungshallen verloren, und es gibt keinen Ersatz, gerade für mittelgroße Konzerte und Firmenveranstaltungen. In zentraler Lage haben wir die letzte Fläche geboten, die wird jetzt plattgemacht. Das ist dann für immer unwiederbringlich verloren. Dieses Potential ist dann verzockt.“

Logischerweise strecken die MMA-Macher schon die Fühler aus, um eine Alternative zu finden. Mascher verriet uns: „Wir kucken uns das natürlich an, wo man eventuell hinziehen kann und was anderes aufmachen. Aber das ist brutal schwer, und die Euphorie ist schon ein bisschen gebremst bei uns. Klar könnte man wieder Hunderttausende in eine Ausweichlocation investieren. Doch warum sollten wir das machen, wenn am Ende letztlich doch nur unsere eigene Existenz gefährdet ist? Dafür, dass München dann toller ist? Bei einem neuen Projekt müssten die Rahmenbedingungen also schon wirklich gut sein.“

Die Aussichten sind also nicht rosig. Bespielbare Flächen in der Stadt werden grundsätzlich immer rarer, die Subkultur fühlt sich an den Rand gedrängt. Mascher dazu: „Die Stadt München sollte mal grundsätzlich überdenken, wie sie mit den Akteuren, die etwas für die Subkultur tun, umgeht. Künstlerisches Leben hat nun mal seinen Preis. Und da muss die Stadt eben wissen, will sie den bezahlen oder eben nicht? Finde als Künstler mal ein bezahlbares Atelier! Deswegen gehen ja auch einige weg. Wie viele tolle Münchner, die coole Projekte gemacht haben, sind nach Berlin gegangen? Das ist wichtiges kreatives Potenzial, das dann weg ist.“

Auch die sogenannte Kreativwirtschaft kämpft mit den hiesigen Bedingungen. Mascher ergänzt: „Gerade aus diesem Bereich hört man oft: Uns fehlt in München der Mutterboden. Das, wo unsere Leute ihren Input herkriegen, ein relaxtes Lebensgefühl, eine andere Sichtweise, das fehlt uns. Überall begegnet einem das Gleiche hier. Da muss ich schon sagen: Wenn man Münchner ist und seine Stadt liebt, dann fühlt sich das schlecht an.“

Schlecht fühlt sich das absehbare MMA-Aus für alle Betroffenen an, darunter auch um die 50 Mitarbeiter. Aber es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen und die letzten Monate noch einmal gebührend Abschied zu feiern. Dazu wird am 14. Februar beispielsweise mit der belgischen Star-DJane Charlotte de Witte Gelegenheit sein. Oder auch am 1. März, wenn Techno-Legende Richie Hawtin alias Plastikman erstmals die heiligen Hallen zum Beben bringt.

Mitbetreiber Mathias Arifin, der sich ums Booking kümmert, verriet uns noch ein weiteres Highlight: „Wir werden Ende März/Anfang April entweder die letzten Tage bei uns feiern oder den fünften Geburtstag, wenn es was zu feiern gibt. Ganz zum Ende hin haben wir auf jeden Fall noch einmal Adam Beyer vom Drumcode-Label angefragt.“

MMA, Katharina-von-Bora-Str. 8a
Fr. und Sa., ab 24 Uhr, www.facebook.com/mixedmunicharts/