Nicht nur der Wein von Rosi Schuster macht Spaß in der neuen Weinbar Garbo – wenn man genug Zeit hätte
Es war nur ein eher kurzes, rund zweijähriges Gastspiel, das der VollCorner-Italiener Josef Osteria Biologica hier gab, davor wurde die Lokalität vor allem als Pop-up- und Event-Location bespielt. Mit den neuen Betreibern wird sich das mit Sicherheit ändern: Stefan Grabler und Markus Hirschler sind Vollblut-Gastronomen, die sich in den letzten zehn Jahren unter anderem mit der Weinbar Grapes im Cortiina Hotel in der Altstadt und mit dem österreichischen Wirtshaus Waltz im Glockenbachviertel einen Namen gemacht haben. Wein ist ihr Metier, beide Österreicher sind Sommeliers, und Weinwissen und -leidenschaft reichen weit über die heimischen Gefilde hinaus, zum Beispiel bis in die deutsche Riesling-Welt oder das von beiden geliebte Burgund.
Eine Weinbar wollten die beiden auch gerne wieder neben ihrem gut besuchten Wirtshaus mit der wohl besten österreichischen Küche der Stadt eröffnen, und das leerstehende ehemalige Josef bot sich natürlich an, allein schon wegen der räumlichen Nähe zum Waltz. Auch hier werden die Möglichkeiten, am gastronomischen Erlebnis teilzuhaben, per zweistündigen Slots vergeben (unbedingt reservieren!), wirtschaftlich nachvollziehbar, in der Praxis allerdings mitunter auch ein bisschen anstrengend für den Gast. Dazu später mehr.
Nach der charmanten Begrüßung durch Stefan traten wir um kurz nach 18.30 Uhr auf der Terrasse zum Apéro an, der diesen Namen wirklich vollauf verdient hatte: Zu einem bereits in der Oberliga spielenden Pinot-Noir-Sekt von Franz Keller (0,1/12) gesellte sich das unvermeidliche Brot von Julius Brantner mit zwei schmackhaften Creme-Nocken, von buttrig bis würzig (Gedeck: 3). Dazu kamen Mandeln, Bergkäse und saures Gemüse (7), bisschen Kohlrabi, Blumenkohl, Karotten etc., wunderbar. Das Wetter spielte nicht mit, und ein schöner Platz wartete bereits indoor auf die Gäste, die reserviert hatten.
Das Garbo bietet neben seiner beeindruckenden und wirklich sorgfältig und kreativ kuratierten Weinkarte rund ein Dutzend Gerichte, die zwischen Brotzeit, Mezze, Jause und Fingerfood changieren. Wir wählten erst einmal einen Wein, den der Autor dieser Zeilen immer schon einmal probieren wollte: „Aus den Dörfern“ heißt diese Cuvée aus Welschriesling, Weißburgunder und vor allem Grünem Veltliner von der Kult-Winzerin Rosi Schuster(mittlerweile ist der Sohn Hannes dafür verantwortlich), und ja, großes, facettenreiches Kino am Gaumen (Fl. 50).
Ein Käferbohnen-Hummus mit Roter Bete und Kernöl (13) vermählte Okzident mit Orient auf eine bisher nicht erfahrene Weise; die „Garbo’s“ St. Johanner-Wurst mit wunderbarem Paprikakraut (11) war das beste Würstelgericht seit langer Zeit. Das galt in anderer Form auch für die Pommes Frites zu den Schweine-Ripperl mit Crème fraîche – was soll man sagen, wenn jemand kochen kann, dann auch im Weinbegleitungs- und Brotzeitbereich. Es gibt auch noch Saiblingsfilet und Wiener Schnitzel als Fingerfood und natürlich Palatschinken mit Marille und Vanille-Eis.
Leider wurde nichts daraus: Um 19.45 Uhr, kurz nach der Bestellung der Flasche Wein und der Hauptgerichte, wurden wir vom Gastgeber darauf hingewiesen, ob wir in 15 Minuten an einen Hochtisch wechseln könnten. Nachdem wir erklärten, dass wir um 18.30 statt um 18 Uhr reserviert hatten, konnten wir sitzen bleiben – mit Blick auf die Uhr.
Fazit: Beste Weine, ein charmantes Team, gute Schmankerlküche zu fairen Preisen – da stimmt alles. Allerdings: Wenn man die Slots einhalten soll, müsste der Gast darüber informiert werden, am besten seine Hauptgerichte und seine Flasche Wein mindestens eine Dreiviertelstunde vor einer etwaigen Umsetzung zu bestellen, denn es macht keinen Spaß, sein Essen runterzuschlingen und mit edlem Tropfen nachzuspülen. Eigentlich schade, dass Genuss mittlerweile zeitlich reglementiert ist. Denn gerne hätte man vielleicht noch ein Fläschchen getrunken – und ja, geschmeckt hat es außerdem.
- Name: Weinbar Garbo
- Adresse: Klenzestr. 99; 80469 München
- Öffnungszeiten: Di bis Sa ab 17 Uhr
- Webseite: www.garbo.bar
Hier gibt es ebenfalls nicht nur gute Weine: Das Obers