Eine meditative Reise durch die Alpen, eine Buddy-Komödie mit Christoph Maria Herbst, der neue Petzold, absurdes aus Spanien und mehr… in den Filmstarts der Woche!
Fiore Mio
R: Paolo Cognetti. IT.
Eine meditative Reise durch atemberaubende alpine Landschaften. In Begleitung seines unzertrennlichen Hundes Laki kehrt der Schriftsteller Paolo Cognetti an den Schauplatz von „Acht Berge“ zurück, um einen Dokumentarfilm zu drehen, der eine Liebeserklärung an „seinen“ Monte Rosa ist, und um Menschen zu treffen, die in den Bergen nicht nur eine Heimat, sondern auch einen wahren „Ort der Gefühle“ gefunden haben.
Für Fans des Gebirges, das ca. 70 Kilometer südlich von ihrem derzeitigen Aufenthaltsort beginnt.
Hannah Arendt – Denken ist gefährlich
R: Chana Gazit, Maia E. Harris, Jeff Bieber. D/USA.
Hannah Arendt – Aktivistin, Medienpersönlichkeit und furchtlose Denkerin „ohne Geländer“. Durch Originalzitate aus Arendts Essays und Briefen, vorgetragen von Nina Hoss, sowie atmosphärische Archivaufnahmen entsteht in der Doku ein intimes Porträt einer Intellektuellen, deren Leben geprägt war von der Erfahrung des Hitlerfaschismus und der Unfassbarkeit des Holocaust. Der Film zeigt, wie Arendt als Jüdin und Widerstandskämpferin die Welt zu verstehen suchte – und warum ihre Gedanken über die Katastrophen des 20. Jahrhunderts direkt zu uns im Hier und Jetzt sprechen.
Für Fans von… Für alle!
Ganzer Halber Bruder
R: Hanno Olderdissen. D.
Thomas (Christoph Maria Herbst) staunt nicht schlecht: Frisch aus dem Gefängnis entlassen, erfährt der gewiefte Immobilienbetrüger, dass er von seiner ihm unbekannten Mutter ein Haus geerbt hat – und das ist einiges wert. Wenn er es verkaufen könnte, stünde einem Neuanfang in Spanien nichts im Wege. Die Sache hat nur einen Haken: in dem Haus lebt bereits sein Halbbruder Roland (Nico Randel). Ein Fan von Oldies, Gewichtheben und sportlichen Cabrios, mit festem Job und Trisomie 21. Dass Roland ein lebenslanges Wohnrecht genießt – geschenkt!
Für Fans des unkaputtbaren Komödien-Genres der Buddyfilme.
Miroirs No. 3
R: Christian Petzold. D.
Abschlussfilm des diesjährigen Filmfests: Wie durch ein Wunder überlebt die Klavierstudentin Laura (Paula Beer <3) bei einem Ausflug ins Berliner Umland einen schweren Autounfall. Innerlich aus der Bahn geworfen, kommt sie im Haus von Betty unter, die den Unfall beobachtet hat. Vom ersten Moment an verbindet die beiden Frauen eine tiefe Zuneigung. Laura genießt die mütterliche Fürsorge Bettys, die Besuche in der Werkstatt von Bettys Ehemann Richard und ihrem Sohn Max, die gemeinsamen Essen. Es beginnt eine fast unbeschwerte, glückliche Zeit des Zusammenseins, ein Spätsommertraum, dem sich Laura und die Familie nur zu gerne überlassen. Aber da ist etwas, das nicht stimmt…
Für jene, die sich wie Laub durchs Leben wehen lassen.
Kill the Jockey
R: Luis Ortega. ESP.
Mafia-Thriller trifft absurde Tragikomödie: Remo war einst ein gefeierter Jockey. Doch sein exzessiver Lebensstil und Schulden bei der Mafia drohen sowohl seine Karriere als auch die Beziehung zu seiner Freundin Abril zu zerstören. Am großen Tag seines geplanten Comebacks verliert er nach einem schweren Sturz nicht nur das Rennen, sondern auch sein Gedächtnis. Befreit von seiner Vergangenheit, aber mit jeder Menge Stil, irrt er durch die bunten Straßen von Buenos Aires und entwickelt eine neue Identität: Aus Remo wird Dolores.
Für Fans von… puh… wohl einfach allem Möglichem.
Die Filmstarts vom 11.9.
Dangerous Animals
R: Sean Byrne. USA. Ab 11.9.
Ich will Ihnen nichts vormachen – Es handelt sich hierbei um Horrortrash, aber er wird überall erstaunlich gut besprochen: Zephyr, eine Surferin mit schwieriger Vergangenheit, will an Australiens Goldküste eigentlich für sich bleiben. Nur für Moses scheint sie nach einer romantischen Nacht etwas übrig zu haben. Um sich nicht ihren Gefühlen stellen zu müssen, macht sie sich auf zur nächsten Welle. Dabei gerät sie in die Fänge von Hai-Fanatiker und Serienmörder Tucker. Wie’s eben so läuft.
Für Fans von Horrorschlock, Gore-Klischees und anderen Herzenserwärmungen.
Nam June Paik: Moon is the Oldest TV
R: Amanda Kim. USA.
Nam June Paik ist ein Fixstern der Kunstavantgarde des 20. Jahrhunderts und wohl der berühmteste koreanische Künstler der Moderne. Seine bahnbrechenden Arbeiten waren für den internationalen Durchbruch der Medienkunst in den 1960er und 1970er Jahren maßgeblich. Schon früh hatte er die Vision einer Zukunft, in der „jeder seinen eigenen Fernsehkanal haben wird“, durch Social Media sind seine Visionen heute unsere Realität.
Für Fans von Fluxus-Künstler*innen wie Yoko Ono, Bazon Brock, John Cage u.a.
The Long Walk – Todesmarsch
R: Francis Lawrence. USA.
Kein Monat vergeht ohne neue Stephen King Verfilmung im Kino: Auf diese hier haben seine Fans schon länger gewartet: Jeder Schritt zählt. Ein Wettkampf, eine Gruppe junger Männer, ein Sieger. Die bedrohlich-utopische Geschichte einer Welt, in der ein tyrannischer Polizeistaat die Kontrolle übernommen hat und es nur eine Möglichkeit zum Aufstieg aus der Armut gibt: Den jährlich stattfindenden „Long Walk“. Der Gewinner erhält lebenslang alles, was er sich wünscht. Alle anderen bezahlen mit ihrem Leben.
Nicht für Fans der Trickle-Down-Ökonomie
Die Filmstarts vom 4.9.
Kreator – Hate & Hope
R: Cordula Kablitz-Post. D.
Metallica? Pfffrrrt. Megadeth? Naja… Kreator! Die deutsche Thrash-Band hat den Olymp der Metal-Szene längst erklommen. Der Film erzählt erstmalig die vierzigjährige Geschichte der gefeierten Metaller, von der Gründung als Schülerband 1982 im Ruhrgebiet bis auf die großen internationalen Bühnen der aktuellen Welttournee. Damals wie heute stellen sie sich gegen den Hass und die Abgründe unserer Gesellschaft. Zwischen Hannah Arendt-Zitaten und kopflosen Leichen entsteht eine gut inszenierte Chaos-Poesie voller Schreckenssymbole. Ein musikalischer Molotow-Cocktail gegen das Böse mit kathartischer Wirkung.
Für Fans von „Thrash, Altenessen“, YouTube-Tipp!
22 Bahnen
R: Mia Maariel Meyer. D.
Tildas (Luna Wedler) Tage sind streng durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, schwimmen, sich um ihre kleine Schwester Ida (Zoë Baier) kümmern – und an schlechten Tagen auch um ihre Mutter (Laura Tonke). Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt, und es blitzt eine freiere Zukunft auf.
Für Fans deutscher Tragikomödien ohne diesen Grauschleier, den so viele davon bedeutungsschwanger über ihre Bilder legen.
Viet und Nam
R: Minh Quý Trương. F, CH.
Vietnam 2001. Die jungen Bergleute Viet und Nam lieben sich. Zusammen schuften sie tausend Meter unter der Erde, wo Dunkelheit herrscht und Gefahren lauern. Die Kohle umschließt sie, unbarmherzig, staubig, nass. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach Nams Vater, der im Krieg verschollen ist, und durchqueren das Land von Norden nach Süden. Doch eigentlich will Nam im Ausland ein neues Leben beginnen. Als er beschließt, Vietnam im Inneren eines Schiffscontainers zu verlassen, droht zwischen den Geliebten etwas zu zerbrechen.
Für Fans von Sex auf einem Berg schwarzer Kohlen.
Die Filmstarts vom 28.8.
Ausgsting.
R: Julian Wittmann. D.
Der Filmemacher Julian Wittmann macht sich auf die Reise, um eine Antwort auf die Frage „Was ist Freiheit?“ zu finden. Und wenn es einer wissen muss, dann doch wohl Wolfgang „Gangerl“ Clemens: Ein bayerisches Original, über 80 Jahre alt, seit 40 Jahren ausgsting und mit einer Segelyacht auf den Weltmeeren unterwegs. Drei Monate begleitet Julian den Eigenbrötler und passionierten Entdecker auf seiner abenteuerlichen Reise, taucht tief ein in die Welt eines Aussteigers und muss feststellen, dass einem das Paradies nicht einfach so geschenkt wird.
Für Fans von „Into the Wild” mit Happy End.
Wenn der Herbst naht
R: François Ozon. FR.
Wenn der Herbst naht ist unser Filmtipp des Monats. Eine ausführliche Besprechung findet ihr hier.
Zudem verlosen wir Kinogutscheine.
In die Sonne schauen
R: Mascha Schilinski. D.
Die Sensation: Eine Cannes-Jurypreis-Siegerin aus Deutschland. Dies soll nicht tumben Patriotismus fördern sondern darauf hinweisen, dass Schilinski es entgegen aller Widrigkeiten der deutschen Filmförderungsinfrastruktur bis ganz nach oben geschafft hat. Ein abgeschiedener Vierseitenhof in der Altmark. Die Wände atmen seit über einem Jahrhundert das Leben der Menschen, die hier wohnen, ihren Geschmack, ihr Sein in der Zeit. Der Film erzählt von vier Frauen aus unterschiedlichen Epochen – Alma (1910er), Erika (1940er), Angelika (1980er) und Nelly (2020er) – deren Leben auf unheimliche Weise miteinander verwoben sind. Epochal, groß, sehenswert.
Für Fans vom Medium Film und all seinen Möglichkeiten.
Caught Stealing
R: Darren Aronofsky. USA.
Neues vom Maestro (Requiem for a Dream, The Wrestler u.a.): Hank Thomas (Austin Butler) war in der Highschool ein Baseball-Wunderkind. Jetzt kann er zwar nicht mehr spielen, aber sonst läuft sein Leben okay. Er hat eine tolle Freundin (Zoë Kravitz), ist Barkeeper in einer New Yorker Kneipe und sein Lieblingsteam kämpft als Außenseiter um den Titel. Als sein Punk-Rock-Nachbar Russ (Matt Smith) ihn bittet, für ein paar Tage auf seine Katze aufzupassen, findet sich Hank plötzlich inmitten eines bunt gemischten Haufens von bedrohlichen Gangstern wieder.
Für Fans ruppiger Komödien. So ca. Bud Spencer mit mehr Handlung, ihr versteht schon…
Die Rosenschlacht
R: Jay Roach. USA.
Für das Bilderbuchehepaar Ivy (Olivia Colman) und Theo (Benedict Cumberbatch) scheint das Leben wunderbar leicht zu sein: erfolgreiche Karrieren, eine liebevolle Ehe, großartige Kinder. Doch hinter der Fassade ihres vermeintlich perfekten Lebens braut sich ein Sturm zusammen. Als Theos Karriere einen empfindlichen Knick erleidet, nimmt Ivys hingegen steil an Fahrt auf. Zwischen den beiden entzündet sich ein explosives Feuerwerk aus harter Konkurrenz und versteckten Ressentiments.
Für Fans des Originals „Der Rosenkrieg“ von 1989 mit Michael Douglas und Kathleen Turner.
Die Filmstarts vom 21.8.
Monk in Pieces
R: Billy Shebar. USA, D.
Meredith Monk – Komponistin, Performerin und interdisziplinäre Künstlerin – ist eine der großen künstlerischen Pionierinnen unserer Zeit, doch ihr tiefgreifender kultureller Einfluss ist weitgehend unerkannt geblieben. Mit Monks Musik im Mittelpunkt und Interviews mit Björk und David Byrne ist der Film ein dokumentarisches Mosaik, das die Struktur von Monks eigenem Werk widerspiegelt und ihr äußerst originelles Vokabular an Klängen und Bildern beleuchtet.
Für jene Unerschrockenen, die Lust haben eine neue Lieblingsmusikerin in ihr Leben zu lassen
Was ist Liebe wert – Materialists
R: Celine Song. USA.
Eine Geschichte so alt, wie der begehrende Mensch selbst: Eine junge, ehrgeizige Partnervermittlerin (Dakota Johnson) in New York ist hin- und hergerissen zwischen ihrem perfekten Traummann (Pedro Pascal) mit teurem Luxus-Apartment und ihrem alles andere als perfekten Ex (Chris Evans). Ein Liebesdreieck durchsetzt von finanziellen Nöten. Der zweite Film von Song, die mit Past Lives vor zwei Jahren einen charmanten Indie-Hit gelandet hat.
Für die, die in ihren Rom-Coms die Kapitalismuskritik vermissen.
Lilly und die Kängurus
R: Kate Woods. AUT.
Chris Masterman ist ein TV-Wettermoderator, dessen gute Tage schon etwas zurückliegen. Eines Tages erhält er den Auftrag, in die Stadt Broome zu reisen – mitten im australischen Outback. Durch eine Unachtsamkeit fährt er ein Känguru-Junges an und lernt auf der Suche nach Hilfe das 11-jährige indigene Mädchen Lilly kennen, die sich sofort um das verletzte Tier kümmert. Die beiden schließen Freundschaft, und bei dem Versuch, weitere Känguru-Junge zu retten, beginnt für beide ein aufregendes Abenteuer…
Für Beuteltierfans jedweden Alters
The Witness
R: Nader Saeivar. D.
Im Iran gedreht, aber aufgrund des islamistischen Regimes in Deutschland „produziert“: Die pensionierte Lehrerin und Witwe Tarlan wird Zeugin eines Streits zwischen ihrer Freundin Rana, einer Tanzlehrerin, und deren Ehemann Solat, einer wichtigen Figur in der iranischen Regierung, der von Rana verlangt, mit dem öffentlichen Tanzen aufzuhören. Ihr Streit eskaliert, und Solat tötet Rana… Das Drehbuch entstand unter Mitwirkung der Regielegende Jafar Panahi.
Für „Frau, Leben, Freiheit“. Auf der Leinwand und überall.
Nobody 2
R: Timo Tjahjanto. USA.
Dass ausgerechnet Comedian und „Better-call“-Saul Bob Odenkirk der Star eines Rachethriller-Franchises werden würde, hatte vor fünf Jahren auch noch niemand auf dem Zettel stehen, aber… here we are. Während der erste Teil durch gelungene Choreographien, die nur teilweise ironisch gebrochen wurden, überzeugte, soll es diesmal das ungewohnte Setting im Ferienresort sein, dass uns ins Kino treibt. Und tut es das? Sie entscheiden!
Für Fans von Johnwickoldboy96hourssisuthenorthmanpointblankbreakingbad
Der Kuss des Grashüpfers
R: Elmar Imanov. D, LUX, IT.
Der Schriftsteller Bernard lebt in einer magisch-realistischen Welt mit einem Schaf und in einer turbulenten Beziehung zu seiner Freundin Agata. Ein menschengroßer Grashüpfer taucht auf. Bernard erfährt von der tödlichen Diagnose seines Vaters und muss sich mit der Zerbrechlichkeit des Lebens und dem Sinn seiner eigenen Existenz auseinandersetzen.
Für alle der conditio humana Ausgesetzten