Kabarett und Comedy im Juli: Satirische Stimmungsaufheller

Schleife dran, Goldlack drüber: An diesen Abenden verfliegt der Frust.

David Berlinghof

Was ist da draußen nur los? Warum hängt der Weltsegen so schief, warum ist die Stimmung so trüb? David Berlinghof wird den Eindruck nicht los, dass der Wohlfühlfaktor, den fleißige Wohlfühlmaga- zinleserinnen und -leser so gut kennen, dem Zeitgeist ein wenig hinterherhinkt. Was kann man tun? Klar: ein „Wohlfühlprogramm“. In diesem geht der gute Mann auf die Suche – am Stammtisch in seiner bayerisch-schwäbischen Heimat, beim Zwiegespräch mit Schillers Friedrich in Weimar oder beim Sitztanzen. Eine schöne Recherche – mit Musikbegleitung. (Schlachthof 2.7.)

Ass-Dur – Celebration

Dominik und Florian Wagner feiern die Rückkehr der Live-Show-Magie: It’s a Celebration – aber so was von! Es geht ihnen um schlichtweg alles – um das Leben, die Liebe, die Freiheit, um Mozart und Helene Fischer. Zwischen Gesang und Musik mischt sich immer leidenschaftlicher Klamauk, Comedy und grober Unfug. Großartig unterhaltsam. (Lustspielhaus, 3./4. und 5.7.)

Volksshow #17

Moritz Hürtgen, Kolumnist, früher zeitweilig sogar Chefredakteur beim Satiremagazin „Titanic“, trommelt noch einmal tolle Gäste zusammen. Zum Staffelfinale – letzte Show vor der Sommerpause! – kommt diesmal ein Exil-Münchner: Fatoni lebt mittlerweile in Berlin. Und nicht nur dort macht er als Schauspieler und als Rapper von sich reden. Eva Schulz hat es nicht ganz so weit. Sie reist aus München an – vermutlich zu Fuß. Mit dem Interview-Format „Deutschland3000“ sorgt sie regelmäßig für Aufsehen. Vor der Bundestagswahl drehte sie im ZDF die Dokureihe „Deutschland, warum bist du so?“. Mit anderen Worten: Sie kennt sich aus. Das tut der humorfreudigen Reihe gut. (Volkstheater, 4.7.)

Maxi Schafroth

Wenn er auf dem Nockherberg die Mächtigen und Großen ganz klein faltet, dann hört ihm die weite Welt zu – und der Blick geht bis über den Horizont hinaus. Trotzdem hat sich der gar nicht mehr so kleine Maxi aus dem Allgäu noch immer den stauenden Blick auf die Großstadt, auf die ganz spezielle Münchner Melange, bewahrt. So trifft man bei ihm auf Zahnarztkinder im Geländewagen, auf Bildungsbürger in senfgelben Cordhosen, auf Hipster mit Holz-Look-Brillen. Und es geht von der Baywa in Ottobeuern auf direktem Weg zum Vintage-Gummistiefel- Regal bei Manufactum. Hach, dieses Landleben! (Schlachthof 4.7.)

Rolf Miller

Wenn jemand schmückende Beiwörter wie „stur wie ein Sack Zement“, „grandios ignorant“, „vital dumpf“ und „komplett habwissend“ der eigenen Bühnenfigur mit auf dem Weg gibt, dann darf ein gewisses Maß an Unerschrockenheit und Grundentspanntheit unterstellt werden. Rolf Miller, bekannt geworden mit Programmen wie „Kein Grund zur Veranlassung“ und „Alles andere ist primär“ hat es nicht nötig, sich gefällig ranzuschleimen. Er bleibt sich treu. Auch im mittler- weile achten Programm gilt seine bewährte Devise: „Es genügt nicht, sich keine Gedanken zu machen. Mann muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.“ (Lustspielhaus, 6.7.)

Christine Eixenberger

Sie setzt auf „Volle Kontrolle“. Eigentlich ein Hohn, geht es doch darum, wie man im Chaos Haltung bewahrt – und wie schwer das fällt. Was schön ist: Christine Eixenberger scheint ihren Platz gefunden zu haben. Angefangen hatte Eixen- berger einst als Grundschullehrerin, dann wechselte sie ins Schauspielfach und war lange Feuerwehrfrau in der ZDF-Serie „Marie fängt Feuer“. Die Kabarett-Muse hat sie geküsst. Aber so was von. Im aktuellen Bühnenprogramm geht es um das Hexenwerk Paarwerdung und den Weg in Richtung Kleinfamilie. Und dann hat zuletzt ja der BR angeklopft – für eine eigene regelmäßige Donnerstagssendung. Läuft für sie! (Lustspielhaus, 11.7.)

Constanze Lindner

Oops, she did it again: ein neues Programm! „Lindners Lebenslust“ entlässt die geballte Ladung weiblicher Weltweisheit über ihrem Publikum. Und eine ganze Menge Frohsinn obenauf. Unmissverständlich komisch! (Vereinsheim 14.7.)

Wolfgang Krebs

Man muss sich den glücklichen Komiker als Nostalgiker vorstellen. Durch die Programme von Wolfgang Krebs, dem genialen Verwand- lungsprofi, irrlichtert immer noch Edmund S., der stammelnde Ministerpräsident. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass dessen alte Parole „Bavaria First“ immer noch (oder: immer wieder) Gültigkeit für sich reklamiert. Dabei weiß man doch: Bayern macht vieles richtiger, gründlicher und rechthaberischer als der Rest. Dafür muss das weltbeste weißblaue Bundesland auch mehr mitfinanzieren als die Trittbrettberliner. Krebs ist nie allein auf der Bühne. Ihn umschwirren seine sehr realen (Alb-) Traumfiguren. Auch diese Show muss offenbar ins Fernsehen und wird vor Ort aufgezeichnet. (Schlachthof 17.7.)

Wolfgang Krebs
Wolfgang Krebs
Do, 18.12.2025, 19:30 Uhr
Stadthalle Germering Orlandosaal
Kabarett / Comedy
Die Weihnachtsgala mit Wolfgang Krebs

Franziska Wanninger

Muss man ihr lassen: Franziska Wanninger steht dazu, dass viele ihrer gut gemeinten Ratschläge auch mal nach hinten losgehen. Trotzdem glühen dann fast die Telefondrähte durch. Man muss sich ja erst einmal besprechen. Dabei hat sie eigentlich so klar gesagt: „Wenn du wen brauchst, ruf mich nicht an“. Mit dem gleichnamigen, ziemlich turbulenten neuen Solo knüpft sie ans Vorgängerprogramm „Für dich soll’s rote Rosen hageln“ an. Humor hat sie. (Lustspielhaus 17.7.)

Lucy van Kuhl

Auf die Verpackung kommt es an: So wird aus einem drögen Schokoriegel ein exklusives Ge- schmackserlebnis. Und statt der ersehnten Gehaltserhöhung bekommt der Hausmeister einen schneidigen, aber eigentlich nichts sa- genden neuen Titel: Facility Manager. Die Mu- sikkabarettistin und Liedermacherin Lucy van Kuhl entlarvt im neuen Programm „Geschickt verpackt“ die allgegenwärtigen Täuschungs- versuche. Und alle schäbigen kleinen Mensch- lichkeiten legt sie unter das große poetische Vergrößerungsglas. Merke: Auch im Altersheim lässt sich noch eine pfundige Ü80-Party feiern. Lustspielhaus, 18.7.

Helmfried von Lüttichau

Er ist der Charakterkopf, den jeder kennt – und nach dessen Namen man trotzdem im- mer wieder sucht. Berühmt geworden wurde er mit seiner kauzigen Chaosrolle in „Hubert und Staller“. Doch in Helmfried von Lüttichau steckt so viel mehr – nicht nur zartbittere Ge- dichte. Er wickelt auch sein Live-Publikum leicht um den Finger. Nur das Gitarre-Spielen, um vielleicht doch noch Rockstar zu werden, musste er erst noch lernen. Fürs „Plugged“- Programm bringt er eine Stromgitarre mit. Wird schon schiefgehen. „Er ist der beste Ungeschickte, den ich kenne“, sagte einst sein Serien-Partner Christian Tramitz (Lustspielhaus 19.7.)

d’BavaResi

Man kennt sie, man schätzt sie: Sebastian Horn, der Oberbayer mit dem erschreckend tiefen Bass, singt und textet für „Dreiviertelblut“ und die „Bananafishbones“. Mathias Kellner aus der Oberpfalz hat ebenfalls eine erdige Bassstimme und gilt als einer der besten heimischen Liedermacher – nicht zuletzt, weil er gekonnt Welt-Hits ins Bairische überträgt. Und dann wäre da noch Multiinstrumentalist Otto Schellinger – aus Niederbayern, versteht sich. „Drei Wuide unterwegs“ ist nicht nur Titel des Programms, sondern auch ein Versprechen, das weit über die Liedkunst hinaus geht – und beim Kabarett landet. Schwer anarchisch, dieser Humor!

Toni und Max Uthoff

Wenn GenZ auf GenX trifft – und beide herrlich selbstbewusst aneinander vorbeireden. Ei- gentlich hatte der Mann aus der ZDF-„Anstalt“ ja selbst festgestellt: „Einer zuviel“. Und dann hat er sich doch zusammen mit seiner ange- nehm scharfzüngigen Tochter auf die Bühne gewagt. Im Kern geht’s immer wieder um die Frage rund um den alten weißen Mann. Wie soll man ihn loswerden, wenn er doch immerhin so verlässlich die Miete bezahlt? (Lustspielhaus, 29./30. und 31.7.)

Schlachthof 2025 – politisch, bayerisch & saukomisch

Und wer dann noch selbst einmal ins Fernsehen kommen möchte – und sei es auch nur im schnellen Kameraschwenk über ein Bier-trinkendes, Braten-essendes und laut johlen-des Publikum -, der muss zur TV-Aufzeichnung des Satire-Festabends von und mit Michael Altinger, Christian Springer und ihren Gästen kommen. (Schlachthof 29.7.)

Werner Koczwara

Und dann flimmert zum Glück noch einmal der Klassiker „Einer flog übers Ordnungsamt“ über die Bühne. Werner Koczwara, der nüchtern denkende Jurist und Verwaltungsfachmann unter den Komikern, geht den grundsätzlichen Fragen der Welt mit der nötigen Akribie an. Wer seine Großmutter mit dem Gewehr aus 500 Metern Entfernung erschießt, ist bei ihm dann natürlich ein guter Schütze. Aber kein guter Enkel. Sie ist eben nicht so leicht zu klären, die alte Frage von „Gut“ und „Böse“, von Recht und Unrecht. Ohren spitzen! (Schlachthof, 27.6.)

…efa Improtheaer

Ein Gag nach dem anderen. Einfach so rausgehaut. Seit 25 Jahren stellt sich das Impro-Ensemble schon den Zurufen aus dem Publikum und verwandelt sie in pures Humor-Gold. Die Synapsen knistern und singen. Immer wieder toll. (Fraunhofer, 29.6.)