Griechische Wurzeln freigebuddelt: Petros Klampanis

Jazz im Januar: Griechische Wurzeln und Wiener Schmäh

Alles so schön bunt hier: Das Jazz-Jahr 2024 startet mit farbprächtiger Vielfalt

Schon in seiner Jugendzeit besaß Petros Klampanis einen unverschämt weiten musikalischen Horizont. Auf Zakynthos, seiner im Ionischen Meer gelegenen Heimatinsel, begeisterte sich der heute weltweit bekannte Bassist für Klassik, James Brown, die Beatles, Pink Floyd, Miles Davis und andere Jazzgrößen. Auch die scharfzackigen Melodien des Balkans sowie die levantinische und die griechische Folklore waren seinem Herzen nah. Als er dann in New York Karriere machte, verlor er die Heimatklänge für eine Weile aus den Ohren, bis sie dann, vielleicht aus Heimweh, mit Macht in sein Bewusstsein zurückdrängten. Sein aktuelles Projekt Tora Collective, das er am 13. Januar in der Unterfahrt vorstellt, ist eine Reminiszenz an die griechischen Wurzeln und eine Rückschau auf das, was er als Musiker in den letzten Jahren alles erleben durfte. „Die Notwendigkeit alle Elemente zusammen zu bringen, steht an erster Stelle“, erzählte Petros Klampanis bei unserem letzten Treffen. „Fast jede Künstlerin, jeder Künstler versucht wohl auf ehrlichste Art die persönliche Sichtweise zu präsentieren. Und für mich bedeutet das, dass ich alle Einflüsse berücksichtige und deutlich mache, dass ich in Griechenland aufwuchs, dann nach New York ging und dass heimische Musik, Klassik, Jazz, afroamerikanische Musik mir gleichermaßen wichtig sind. Aber ein großer Teil meiner Musik passiert ganz unterbewusst, weil ich nun mal so viele verschiedene Stile liebe.“

Am Anfang war diese Kladde da, die die Mannen des Wiener Sketchbook Quartets nutzten, um ja keine der vielen verrückten Ideen zu vergessen, die bei ersten Proben im Minutentakt aufpoppten. Bald aber war kein Blick ins Notizbuch mehr nötig. Schnell war allen Beteiligten klar, wohin die musikalische Reise gehen soll. Und so erwartet die Besucher des Nightclubs im Bayerischen Hof eine Band, die grandios aufeinander abgestimmt ist, die Wiener Schmäh mit Aberwitz kombiniert und schrägen Humor mit kammermusikalischem Feinsinn. „Das Sketchbook Quartet ist für mich eine ideale Spielwiese um mich selbst, meine Mitmusiker und das Publikum zu überraschen, neue Ideen und Konzepte auszuprobieren und diese mit unserem unkonventionell besetzten Ensemble auf die Bühne zu bringen“, sagt Leonard Skorupa, der Saxofonist, Komponist und Mastermind des Sketchbook Quartets. „Ich mag das Momentum der Unvorsehbarkeit in der Kunst ,versuche sie in meine Kompositionen einfließen zu lassen und das Publikum auf eine bunte musikalische Reise zu entführen.“

Jazz-Shortcuts

In der Unterfahrt läutet ein Sextett um Gitarrist Thorsten Klentze und Holzbläser Roger Jannotta das neue Konzertjahr ein (4.1.). /// Tags drauf möchte Percussionist Samuel Wootton dort mit Allsorts einen bunten Stilmix anbieten (5.1.). /// Bei „Jazz+“ in der Seidlvilla lässt sich die Pianistin Olga Reznichenko mit ihrem Trio entdecken (9.1.). /// Gewissenskonflikt: lieber zu Bassist Henning Sieverts, der sein Solo-Album im Nightclub des Bayerischen Hofs vorstellt, oder doch zur experimentierfreudigen Schweizer Sängerin Lucia Cadotsch, die ihr neues Projekt AKI in der Unterfahrt vorstellt (beide 17.1.)? /// Da wird die Butze voll: die österreichische Kulttruppe Shake Stew mischt die Unterfahrt auf (18.1.). /// Im Milla zeigt sich der Singer-Songwriter Phil Vetter mal von seiner jazzigen Seite (19.1.). /// Er gehört zu der stattlichen Riege junger Musiker, die wichtige Signale aus München in die Welt hinaus sendet: in der Unterfahrt kann der Schlagzeuger Valentin Renner zeigen, warum er gerade prämiert wurde (20.1.). /// Die Muffathalle empfängt Star-Gitarristin Mary Halvorson und ihr grandioses Amaryllis Sextet (24.1.) /// Zeitgleich hält bei „Bühne Frei im Studio 2“ die Insomnia Brass Band hoffentlich das Funkhaus-Publikum wach und der legendäre britische Multiinstrumentalist Fred Frith tauscht sich mit der portugiesischen Trompeterin Susana Santos Silva in der Unterfahrt improvisierend aus (beide 24.1.). /// Dorthin verschlägt es am 25.1. die schwedische Sängerin Josefine Lindstrand und am 26.1. das Quartett des Trompeters Markus Stockhausen. /// Keiner spielt wie er: davon kann der norwegische Saxofon-Derwisch Marius Neset das Publikum im Prinze überzeugen. (27.1.) /// Acoustic Fingerprints will ein Quartett mit Klarinettist Rudi Mahall, Posaunist Sebi Tramontana, Gitarrist Geoff Goodman und Schlagzeuger Michael Griener im Schwere Reiter hinterlassen (31.1.).