Red Axes kommen in den Blitz Club

Electro & Beatz im September: Beglückend entrückend

Dub Princess & Hotsteppas entstauben den Dub, die Avantgardisten Kerela Dust stellen ihr neues Album vor, und die Red Axes aus Tel Aviv feiern eine eklektische Party erster Güte.

Dub Princess & Hotsteppas

Der gute alte Dub fristet als lustig verhallter kleiner Bruder des populäreren Reggae bis heute ja eher ein Nischendasein als Subgenre. Dabei ist dieser wunderbar verkiffte und besonders von Lee „Scratch“ Perry selig zelebrierte Sound und Produktionsstil ja längst als prägendes Element in die Geschichte der elektronischen Musik eingegangen. Ohne Dub kein Trip-Hop. Ohne Dub kein Downbeat. Ohne Dub kein Dubstep und auch kein Dub-Techno. Umso schöner also, dass sich mit der Britin Megumi Hope aka Dub Princess und ihrer famosen Band, den Hotsteppas, jemand anschickt, den Dub aus seiner Nische zu zerren. Als Dub Princess & Hotsteppas wird die einstige Straßenmusikerin nun am 3. September in der Milla demonstrieren, dass dieser Musik nicht nur eine herrliche Offbeat-Geschmeidigkeit, sondern auch ein gerütteltes Maß an Energie zugrunde liegen kann.

Karotte

Und damit zu einem, dessen DJ-Künste man eigentlich gar nicht mehr eigens rühmen müsste. Verfügt der langjährige Harry-Klein-Resident Peter Cornely aka Karotte doch über ein derart unfehlbares Tanzflächengespür, dass seine XXL-Sets regelmäßig zu Hochämtern der Techno- und House-Kultur geraten. Im Pacha hat der Saarländer nun eine neue Münchner DJ-Heimat gefunden, was für alle Tanzwütigen dieser Stadt ganz unbedingt eine frohe Botschaft ist. Am 12. September steht nun der nächste möhrchenhafte Abend dieses Großmeisters der Plattendreherei am Maximiliansplatz an.

Kerala Dust

Wer so disparate Genres wie Electronica, Psychedelic- und Artrock, Blues und Americana zu etwas Neuem zusammenspinnen kann, gehört damit natürlich zur musikalischen Avantgarde dieser Zeit. Wenn das Ganze dann auch noch so lässig und dabei doch so enorm zupackend klingt wie bei Kerala Dust, hat jemand ganz offensichtlich sehr viel richtig gemacht. Am 18. September stellt die Band aus London ihr neues Album „An Echo Of Love“ in der Muffathalle vor – und geht man von den ersten Singles der Platte aus, dürfte das ein ebenso beglückendes wie entrückendes Tanzvergnügen werden.

Red Axes

Womit wir bei einem Duo wären, das in seinem „Anything goes“-Ansatz mindestens ebenso eklektisch daherkommt wie Kerela Dust, dabei jedoch noch mal etwas andere Ecken erforscht. Red Axes aus Tel Aviv gehören mit ihrer geschmackssicheren Offenheit für weltmusikalische Inspirationen, mit ihrer geradezu irren Groove-Begabung und ihrer Transformationsfähigkeit als Produktions- und DJ-Team, das sich bei Gelegenheit auch mal zur Band erweitern lässt, zu den womöglich unterschätztesten Acts dieser Welt. Denn so wie diese beiden ohne erhöhte Anzahl an bpm und hartem Geboller jeden Dancefloor dieser Welt im Sturm erobern und dabei von Acid House über Minimal Techno und Disco bis hin zum Garage Rock einfach alles auffahren, was ihnen Spaß macht, bleibt einem schlicht die Spucke weg. Am 19. September kommen die zwei ebenso zauseligen wie ultratalentierten Freaks in den Blitz Club, und wer bei diesem Spektakel zu Hause bleibt, ist tatsächlich selbst schuld.

Boris Brejcha

Ungleich mehr Fame eingesammelt hat indes der deutsche DJ und Produzent Boris Brejcha, wie man unschwer am Zenith als Veranstaltungsort für sein München-Set am 27. September ablesen kann. Techno-DJs in Industriehallen lösen im Zweifelsfall ja gerne mal David-Guetta-Schauderreflexe aus, doch der Mann mit der venezianischen Maskensammlung ist zum Glück einer von den Guten, der mit seinem melodisch pumpenden „High-Tech-Minimal“ regelmäßig ganze Festivals hypnotisiert.

Zoot Woman

Bleibt noch eine Band, deren Frühwerk bis 2003 zum Größten gehört, was der melancholische Elektropop bis heute hervorgebracht hat. Ein Level, das Zoot Woman hernach leider nicht mehr so wirklich halten konnten. Doch bevor man sich über deren Diskografie nach ihrem selbstbetitelten Meisterwerk auslässt, ist man lieber froh, dass sie noch da sind, und freut sich beim Konzert im Ampere am 30. September auf brillante Songs wie „It’s Automatic“ oder „Grey Day“.