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IN-München-Review: So wars... bei Skating Polly

Skating Polly in Aktion
Skating Polly in Aktion © Rainer Germann

Riot Grrrls-Power vom Feinsten: Skating Polly entern das Unter Deck mit voller Breitseite

„The spiders in my tummy tell me no no no“, singt Gitarristin Peyton Bighorse, davor hatte sie bereits ein paar neue Songs angekündigt. Zusammen mit ihrer Stiefschwester Kelli Mayo und deren Bruder Kurtis steht sie auf der Bühne des Unter Deck, Veranstalter Still Or Sparkling hat vorsichtshalber Ohrenstöpsel an der Kasse parat, es könnte laut werden bei Skating Polly, wurde angekündigt. Gegen 21 Uhr enterte das Trio die kleine Bühne und startete mit dem furiosen Opener „Queen For A Day“ und fürwahr, es wurde laut. Und das war auch gut so: Kelli Mayo kickt ihre knallroten Plateauschuhe nach oben wie Alice Cooper in seinen besten Jahren, ihr Bass knurrt gefährlich beim Intro einer formidablen Version von „Litte Girl Blue And The Battle Envy“, die beiden Frontfrauen harmonieren stimmlich, genau, wie Schwestern. Die Songs ihres aktuellen Albums „The Make It All Show“ bekommen live nochmal eine gehörige Portion Druck gegenüber den Studioaufnahmen verpasst, trotzdem gelingt es den beiden ihre poppigen Gesangsharmonien kurz vorm Überschlag über die geballte Bandbreitseite, die nicht nur aufgrund der Trio-Besetzung oft an Nirvana erinnert, zu legen - Respekt.

Ist der Aufbau der Songs oft recht simpel und schwer im Grunge-, Indie- und Collegerock verhaftet - ruhiges Intro, Drum-Einsatz bei halber Strophe, Bratzgitarren-Refrain - lassen sich bei den neueren, noch unveröffentlichten Stücken deutlich mehr Facetten erkennen. Ihre Band gründeten Peyton und Kelli bereits 2009, damals 9 und 14 Jahre alt, fasziniert von der rockigen Plattensammlung der Eltern. Lustig, dass an diesem Abend auch die Pixies in der ausverkauften Tonhalle spielten, so mancher Song der Pollys, zum Beispiel „Pretective Boy“ von 2016er Album „The Big Fit“, könnte ohne weiteres aus Frank Blacks Feder stammen. Gegen Ende des gut 60minütigen Sets werden mit „They’re Cheap (I’m Free) und „Camelot“ noch die „Hits“ auf ein dankbares und euphorisches Publikum abgefeuert. Eigentlich verwunderlich, dass Skating Pollys Mischung aus harter Riot Grrrl-Power und griffigen Popharmonien zumindest hierzulande den kleinen Clubs noch nicht entwachsen ist. Für die rund 70 Besucher im Unter Deck – ein Glücksfall. 

Rainer Germann