Klassik im Juni: Neue Perspektiven

IZum Saisonendspurt setzen Münchens Orchester auf kontrastreiche Programme

Haydns „Abschiedssymphonie“ im Nationaltheater

Es ist kaum zu glauben, aber tatsächlich neigt sich die aktuelle Konzertsaison schon bald wieder ihrem Ende zu. Da könnte man es fast schon als ironisches Augenzwinkern deuten, wenn das Bayerische Staatsorchester bei seinem letzten Akademiekonzert vor den Opernfestspielen nun Joseph Haydns „Abschiedssymphonie“ aufs Programm setzt. Und nachdem wir aufgrund von Renovierungsarbeiten und einer ausgedehnten Asien-Tournee tatsächlich einer etwas längeren Sommerpause entgegensehen, sollte man die Gelegenheit unbedingt noch einmal nutzen. Immerhin ist mit Dmitri Schostakowitschs achter Symphonie neben Haydns Meisterwerk auch noch einer der Leib- und Magen-Komponisten von Staatsopern-GMD Vladimir Jurowski im Programm vertreten. (2./3.6. Nationaltheater)

Jewish Chamber Orchestra in den Kammerspielen: „Die wilden Mendelssohns“

Gegenüber auf der anderen Seite der Maximilianstraße fängt zur gleichen Zeit auch das Jewish Chamber Orchestra Munich schon einmal an, sich im großen Saal der Kammerspiele häuslich einzurichten. Schließlich wird das umtriebige Ensemble rund um Chefdirigent Daniel Grossmann hier ab der kommenden Spielzeit als Orchestra in Residence sein neues Stammhaus haben. Eine Kooperation, die sich relativ homogen aus mehreren zurückliegenden Projekten des JCOM entwickelt hat, bei denen Text und Musik schon öfters eine Symbiose eingingen. Das jüngste Programm steht unter dem Titel „Die wilden Mendelssohns“ und rückt zwei Mitglieder der Künstlerfamilie in den Fokus, die sonst meist im Schatten ihrer berühmten Vorfahren Fanny und Felix stehen. Nun gehört die Bühne jedoch den Geschwistern Francesco und Eleonora von Mendelssohn mit denen das Publikum hier ins Berlin der wilden 1920er eintauchen darf. Wobei sich das Orchester neben Kompositionen und Arrangements von Josef Piras selbstverständlich trotzdem auch vor Felix Mendelssohn verneigen wird und somit für ein musikalisch abwechslungsreiches Programm sorgt. (4.6. Kammerspiele)

Münchner Philharmoniker: Shani / Kavakos / Ligeti, Strawinsky, Brahms in der Isarphilharmonie

Verschiedene musikalische Welten prallen ebenfalls in der Isarphilharmonie aufeinander, wo der designierte Philharmoniker-Chef Lahav Shani eine weitere klingend Visitenkarte abgibt. Nach seiner beeindruckenden Mahler Sechsten zum „Tag der Befreiung“ steht diesmal Johannes Brahms mit seiner Zweiten auf dem Plan des Dirigenten. Und das in scharfem Kontrast mit einem echten Klassiker der Moderne, den flirrenden „Atmosphères“ von György Ligeti, die einst Stanley Kubrick durch den Soundtrack zu „2001 – Odyssee im Weltraum“ einem breiten Publikum bekannt machte. Zwischen diesen entgegengesetzten Polen hat man als Bindeglied das Violinkonzert von Igor Strawinsky dazwischengeschaltet, für das man Leonidas Kavakos als Solisten verpflichten konnte. Und auf alle, die es zum ersten Termin schaffen, wartet darüber hinaus im Anschluss an das Konzert gleich noch die neueste Ausgabe von „MPHIL late“. Eine willkommene Gratis-Zugabe im Foyer des HP8, bei der sich eine Abordnung der Streicher-Fraktion als „Philharmonic Jazz Strings“ mit einem Überraschungsprogramm präsentiert. (6./7.6. Isarphilharmonie)

Münchner Philharmoniker: Nelsons / Willis-Sørensen / Debussy, Wagner, Berlioz in der Isarphilharmonie

Klassischer wird es dann aber natürlich wieder beim nächsten Abo-Konzert des Orchesters, bei dem man Andris Nelsons am Pult begrüßt. Er leitet ein Programm, das rund um die „Wesendonck-Lieder“ von Richard Wagner kreist. Die berühmten Vorstudien zu „Tristan und Isolde“, die nun von Rachel Willis-Sørensen interpretiert werden. Zur Seite gestellt ist den Liedern die „Symphonie Fantastique“. Ein Schlüsselwerk von Hector Berlioz, dem der Bayreuther Meister so manche Inspiration verdankte. Während der andere Franzose des Abends, Claude Debussy, sich in seinen Bühnenwerken oft an Wagner abarbeitete. Er ist mit seinem „Prélude à L’Après-midi d’un Faune“ vertreten. (13./14.6. Isarphilharmonie)

Münchener Kammerorchester: Onofri / Landshamer / Nørgård, Boccherini, Schubert, Beethoven im Prinzregententheater

Lieder von Franz Schubert erwarten das Publikum derweil beim Münchener Kammerorchester. Berühmte Kompositionen wie „An den Mond“, das „Wiegenlied“ oder der „Erlkönig“, die hier dank der Bearbeitungen von Max Reger, Anton Webern oder Felix Mottl in neuem Klanggewand daherkommen. Solistin ist Christina Landshamer, die von Enrico Onofri am Pult begleitet wird. Abgerundet wird der Abend dabei durch Boccherinis „Musica notturna delle strade di Madrid“, sowie durch die „Pastorale“ von Per Nørgård, die das moderne Gegengewicht zur gleichnamigen sechsten Symphonie von Ludwig van Beethoven bildet. (26.6. Prinzregententheater)

Münchner Symphoniker – Feuerrot

Altbekanntes in einen neuen Kontext zu stellen und dadurch die Ohren des Publikums zu schärfen, das ist ebenfalls eine Stärke des vodeon-Kollektivs. Im Auftrag des Würzburger Mozartfestes haben die Musikerinnen und Musiker eine Performance entwickelt, die unter dem Titel „… ich bin kein Dichter“ Licht und Tanz mit Briefen und Sakralwerken des Salzburger Wunderkindes kombiniert. Wobei unter anderem Auszüge aus der „Großen Messe in c-Moll“, dem „Requiem“ oder der Motette „Exsultate Jubilate“ erklingen. Es singen Camilla Saba Davies, Hana Katsenes, Berthold Schindler und Georg Gädker. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Clayton Bowman. (29.6. Elektra Tonquartier, Bergson)