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The Hutong Club: Chinesischer Herrenabend

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Benannt nach den Gassen rund um die verbotene Stadt in Peking, ist The Hutong Club in der Franz-Josef-Straße eine gelungene Mischung aus Restaurant und Bar.

Mit guten Freunden essen wie eine chinesische Familie: der Hutong Club bietet nicht nur ein geschmackvolles, weit vom Folklore-Kitsch entferntes Ambiente, sondern auch eine wunderbare Küche, die ebenfalls nichts mit den Erinnerungen an die Glutamat angereichten Speisen altehrwürdiger Münchner China-Lokale wie Mandarin und Kanton zu tun hat.

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Die Zeiten ändern sich und was in den Achtzigern noch der Gipfel an Exotik war, wäre heute oft eher ein Fall für Bezirksinspektion und WWF, wenn man mal an die berühmt-berüchtigte Haifischflossen-Suppe zurückdenkt. Tempi passati – was im Hutong Club geboten wird, kann man mit gutem Gewissen verzehren, serviert wird eben „Family Style“, das heißt alle Gerichte kommen hintereinander aus der Küche wie bestellt und sobald sie fertig zubereitet sind. Gegessen wird nach dem „Sharing“-Prinzip, das ist modern, in Asien bereits seit ein paar tausend Jahren.

Das Auge isst mit

The Hutong Club in der Franz-Josef-Straße
The Hutong Club in der Franz-Josef-Straße © -

Inhaber Christian Ribitzki interpretiert zusammen mit seinem Küchenchef Jan Rosenberger chinesisch-panasiatische Küche neu und trotzdem oft ziemlich authentisch. Serviert wird in dem schwarz-roten, fensterlosen Lokal auf eigens in einer chinesischen Manufaktur handgefertigtem Geschirr – das Auge isst hier mit, das steht schon mal fest. Die Bar erinnert an einen Abenteuerfilm, „Indiana Jones und der Opiumbaron“ könnte der Titel lauten. Der vordere Teil ist dominiert von der großen Fensterfront und somit das genaue Gegenteil vom hinteren Raum.

Auch hier bemüht sich ein junger Mann um besten Service und es geht los mit ein paar Bier, Ginger Ale und einem Bombay Rise, das ist ein Aperitif mit Beefeater Gin, Kardamom, Safran, Tonic und Orangenschale (11,50 Euro), ein passender Einstieg für ein exotisches Mahl. Es folgen diverse Dim Sum-Kreationen: „Spinach and Cream Cheese Crystal Dumplings“ – gedämpfte Teigtaschen mit Frischkäse, Blattspinat, Sesam und Knoblauch (3 Stk. 7,50), nicht sehr traditionell aber überraschend gut. Das gilt auch für Variation mit Shrimps, Lauchzwiebeln und Reiswein (9) und ganz besonders für die gekochten und anschließend gebratenen Teigtaschen mit Schweinebauch, Kimchi, Chili und Knoblauch (6 Stk. 10.50). Wer eher weniger Knoblauch mag, dem seien die Dumplings mit Hühnchen, Pilzen, Pakchoi und einer Erdnuss-Chilisoße empfohlen (10,50).

Als Alternative kann man auch eine Variation an „Buns“ bestellen, das sind helle Hefeteigtaschen, gefüllt mit Lamm, Ochsenbacken, Duroc-Schwein oder Entenfleisch (um 14,50), sehr sättigend. Es geht weiter mit „Crispy Tuna Tartare Spring Rolls“ – das sind warme, knusprig gebratene Frühlingsrollen (hart gebacken, fast wie sizilianische Cannoli) , die mit rohem roten Thunfisch gefüllt sind, dazu gibt es einen tollen Kräutersalat und eine Nam-Prik-Mayo (2 Stk. 14,50). Ebenso gut haben die frittierten „Softshell Crabs“ (Butterkrebse) in der Knusperhülle (3 Stk. 16,50) geschmeckt. Dazu wurde weiter Bier getrunken und ein Chardonnay Facit (0,2 zu 8,30).

Weiter ging es mit dem „Sticky Korean Fried Chicken“, das sind gebackene Hühnchenkeulen in koreanischer Paprikamarinade und Sesam (3 Stk. 10.50) und „Shao Rou“ – gegrillter marinierter Schweinebauch mit grünen Bohnen und Tomaten, gewürzt mit Szechuan-Pfeffer (16,50). Das wäre eigentlich der Favorit gewesen, aber dann kam noch die „Super Tender Prime US Beef Short Rib“ – superzart geschmorte Rinderrippe, mit einer Fünf-Gewürz-Mischung, Knoblauch und Ingwer mariniert und als Soße angemacht (36,50), best to share steht hier nochmal dabei, und es ist auch eine ordentliche Portion.

Wie der geneigte Leser vielleicht bereits bemerkt hat, wurde bei diesem Herrenabend weitgehend auf pflanzliche Kost verzichtet. Natürlich gibt es im Hutong Club aber auch eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten.

Zum Abschluss der geselligen Runde gab es trotzdem was ganz ohne Fleisch und Fisch: die Dessert-Variation versammelte Sesam- und Grüner Tee-Eis (von Bartu), weißes Schokomousse mit Passionsfrucht, Gojibeeren-Kompott und Baiser, Frühlingsrollen mit Apfel gefüllt, Tapioka-Bällchen in Ingwer-Tee-Sirup und der unvermeidliche halbflüssige Schoko-Ingwer-Kuchen (12,50).

Fazit: Raffinierter, mal mehr, mal weniger traditioneller chinesischer Genuss in einer sehr ansprechenden Umgebung mit professionellem Service und kulinarischen Überraschungen. Die hübsche Bar kann man sich (auch in weiblicher Begleitung) nochmal genauer anschauen, allein schon wegen dem „Indy“-Feeling.

Autor: Rainer Germann

The Hutong Club, Franz-Josef-Straße 28
Tel.: 089/38380343