Rustikaler Charme, italienische Bio-Küche: Josef Osteria Biologica

Josef Osteria Biologica: Tagliatelle in der Steilkurve

Die Josef Osteria Biologica möchte der neue „Italiener an der Ecke“ im Glockenbachviertel sein – das wäre schön …

Wie ein Münchner Gastro-Märchen liest es sich auf der Website von der Bäckerei Alof in der Hans-Sachs-Straße: Stephan Maria Alof begann ohne Vorkenntnisse im Münchner Glockenbachviertel mehrere Lokalitäten aufzubauen, und die nannte der gläubige Geschäftsmann „Jessas“, „Maria“ und „Josef“. Bereits seit mehreren Jahren sind diese verpachtet als Eisdiele (Jessas), orientalisch-mediterranes Spezialitäten-Lokal (Das Maria) und nach jahrelangem Betrieb als Eventlocation nun auch das Josef an VollCorner-Gründer Willi Pfaff und seinen italienischen Betreiber und Koch Antonio Danza. Die Josef Osteria Biologica ist hier im letzten Sommer eingezogen, einen „Italiener um die Ecke“ hatten die Gastgeber im Sinn. Eins vorweg: viele Bewohnerinnen und Bewohner des umliegenden Glockenbachviertels freuen sich, dass es hier nach langem Leerstand wieder ein richtiges Lokal gibt – und dieses auch noch mit 100-prozentiger Bio-Küche! Die verwendeten Produkte stammen aus dem umfangreichen Sortiment des Biomarkt-Filialisten, wie auch im anderen italienischen VollCorner-Restaurant La Trattoria in Sendling, in dem 2019 Antonio Danzas Münchner Gastro-Karriere startete.

Ein bisschen fühlt man sich in eine Studentenkneipe der Achtziger Jahre zurückversetzt, mit den naiv-folkloristischen Bildern und der Lagerfeuergitarre an der Wand, nebst diversen Weinflaschen, versteht sich. Hübsche kleine Olivenbäumchen und Kerzen zieren die naturbelassenen Holztische, eine kleine Bar dient wohl auch als Büro; der Blick fällt frei auf die Küche, in der ein Einzelkämpfer am Herd rotiert, und das neue Herzstück am Eingang: Ein großer Ofen, in dem Pinsa und Pizza gebacken werden. Die Karte erfreulich übersichtlich (3 x Antipasti; 6 x Pasta; 7 x Pinsa; 3 x Dolce), der Kellner sympathisch. Und los geht’s, es wird geteilt, denn man hatte uns vor den Portionsgrößen gewarnt. Zu trinken gab es einen Falanghina von Polvanero aus Bari (Fl. 33 Euro), kein schlechter Wein, allerdings sehr blumig gegenüber seiner Traubenverwandtschaft aus Kampanien.

Roastbeef mit Thunfischsoße
Roastbeef mit Thunfischsoße © IN Magazin / Rainer Germann

Das Roastbeef mit Thunfischsoße (19) war eine gelungene Variante des berühmten Klassikers; das Fleisch schön rosa gebraten, die Soße intensiv, aber nicht erschlagend, gute Kapern und ein paar schmackhafte Kirschtomaten ergänzten diesen stimmigen Teller, der als Vorspeise mit dem dazu gereichten Brot und gutem Olivenöl sogar für zwei ausreichend war. Wenn irgendwo ein ausgehöhlter Parmesanlaib in einem italienischen Lokal rumsteht, ist es um den Autor dieser Zeilen meist geschehen – da dies auch im Josef der Fall war, fiel die Wahl des zweiten Gerichts nicht schwer: Pasta fresca mit Steinpilzen und Waldpilzen im 2021er Parmesanlaib (26) stand auf der Karte, gerne. Das Lokal füllte sich, aber natürlich nahm sich der Koch die Zeit und erschien mit einem kleinen Pfännchen gekochter Tagliatelle, die er gekonnt mit einer Gabel im Hartkäse seine Steilkurven drehen ließ. Zurück in der Küche wurden dann die angebratenen (eher angegarten) Pilze untergehoben, nochmal durchgeschwenkt, fertig. Eigentlich alles richtig gemacht, aber leider kühlte bei dem Hin und Her die Pasta zu schnell ab, die Pilze waren ziemlich geschmacksneutral und auch der Parmesan hätte etwas mehr zur Geltung kommen dürfen. Die Warnung war umsonst, denn die Portion konnte man gut allein essen – zu einem sehr stolzen Preis.

Auch das folgende Tiramisu (11) konnte nicht richtig überzeugen: Das kleine Weckglas mit seinem Inhalt viel zu kalt, deshalb hielt sich auch hier das Geschmackserlebnis in Grenzen, die Konsistenz einfach zu fest. Die wahrscheinlich auch hier dem Personalmangel geschuldete Minimal-Besetzung mit Koch und Kellner kam an einem durchschnittlich besuchten Donnerstagabend bei halber Auslastung ziemlich ins Rotieren (was passiert, wenn der Laden voll ist?) – ein junges Pärchen am Nebentisch hat eine Stunde (!) auf seine Pinsa (17,50 bis 25) gewartet. Und wie hat sie geschmeckt? Gut, meinten die beiden, aber sie hätten jetzt auch richtig Hunger.

Fazit: Es wäre so schön, das Konzept vom „Italiener um die Ecke“, das aber hier Nachjustierung benötigt: trotz Bio-Qualität stimmte das Preis-Leistungsverhältnis vor allem bei der Pasta nicht; die Kernessenz der italienischen Küche sind ja die tollen Produkte und diese müssten geschmacklich mehr und ein bisschen raffinierter zur Geltung kommen, wenn man mehr als überteuerte, rustikal belegte Teigfladen anbieten möchte. Und: Die Minimal-Besetzung war hoffentlich die Ausnahme – zumindest für hungrige Gäste. Da geht noch was.

Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan

  • Name: Josef Osteria Biologica
  • Adresse: Klenzestr. 99, 80469 München
  • Öffnungszeiten: Mo, Di: 17.30 bis 22.30 / Do-Sa: 17.30 bis 23.30 Uhr
  • Telefon: 089 130 60 867
  • Webseite: www.josef-osteria.de