Wagyu-Pflanzerl mit Eigelb: Ein Genuss

Ciao Chang im Glockenbachviertel: Izakaya im Stüberl

Eine Mischung aus japanischer Kneipe und bayrischem Stüberl bietet das neue Ciao Chang im Glockenbachviertel

Der Wolpertinger trifft auf japanische Winkekatze: Hinter dem Ciao Chang in der Holzstraße stecken Daniel Wäcker (ehem. Junge Römer) und Viet-Dúc Nguyen (koriander, Jaadin), ihr neues gemeinsames Restaurant ist eine Interpretation einer japanischen Kneipe, eingebettet in das Flair eines traditionsreichen, alten Münchner Stüberls. Wir erinnern uns: Ein ähnliches Konzept hat das Nomiya in Haidhausen seit 1996 überwiegend sehr erfolgreich durchgezogen, 2019 musste es aufgrund von Problemen mit dem Verpächter schließen. Das Ciao Chang ist ebenfalls in einer Lokalität mit Vergangenheit angesiedelt: die Vorgänger „Zum Flaschl“ und „Beim Franz“ bewirteten illustre Figuren des Münchner Nachtlebens von Freddie Mercury bis Rainer Werner Fassbinder.

Und auf den ersten Blick hat sich gar nicht soviel verändert. Rundum die dunkle Holzvertäfelung, auch die Tische und Stühle sind immer noch im Stüberl-Look, das gilt auch für die Wandlampen an unserem gemütlichen Zweiertisch. Der war gar nicht so einfach zu bekommen, der Laden ist „in“ und täglich in zwei Schichten fast immer ausgebucht, zumindest am Wochenende. Der Freddie hängt als signiertes Portrait an der Wand, umgeben von japanischen und bayerischen Deko-Elementen, die die Betreiber liebevoll selbst gestaltet haben. Bunte Lampions im Japanlook kontrastieren die rustikale Umgebung – ein witziges Konzept, das sich auch auf der Speisekarte widerspiegelt. Ein Doppelseite listet die in drei Sektoren unterteilten asiatisch-bayerischen Crossover-Gerichte auf: Unter „Ois Umami“ findet man diverse Starter, unter „Yakitori“ verschiedene Spießchen vom offenen Feuer. „Geiles Zeug“ versammelt die Hauptgerichte, dazu kommen mit „Oishii oishii“ noch ein paar Nachspeisen. Um einen Überblick zu bekommen, empfiehlt sich ein „Kaiseki“ für zwei Personen: Dabei wählt man aus jeder Abteilung zwei Gerichte aus (44 Euro p.P/vegan, vegetarisch 41) dazu gibt es einen Aperitif des Hauses, einen Gruß aus der Küche, Reis und einen Dessertteller. 

Als Wein wurde ein Flasche Weißburgunder von Battenfeld Spanier aus Rheinhessen bestellt (38 Euro), tolles Weingut, das auch sehr gelungene einfachere Weine produziert. Die Karte versammelt überwiegend Tropfen aus Deutschland, hier ist von Kühling-Gillot und Dönhoff bis Knipser und Kühn einiges dabei. 

Los ging es mit dem Aperitif, eine Saketino mit Gin und Maraschino-Kirsch, dazu gesellte sich als Amuse Gueule ein geschabter Rindfleisch-Rettichsalat mit Gurkenstückchen und Erdnüssen, gewürzt mit Szechuanpfeffer. Ungewöhnlich, pikant, appetitanregend – eine tolle Kombination, die Lust auf mehr macht. Alle Gerichte werden hintereinander zum Teilen serviert und es ging weiter mit einem frittierten Seidentofu mit Radieserl, Ingwer und Sojasoße. Der Tofu war wirklich fein, die Sojasoße von hoher Qualität, die dünnen Radieschen-Scheiben gaben etwas Schärfe hinzu. 

Das „Wammerl-Bao“ vom bayerischen Strohschwein mit Gurke, Röstschalotte, Erdnüsse und Teriyaki-Soße war fast zu schade zum Teilen, könnte man auch zwei davon essen. Zum Glück lagen von den Wagyu-Pflanzerl vom Buchberghof auch zwei auf dem Teller, dazu ein rohes Eigelb in Sojasoße – das Hackfleisch eine Sensation, Geschmack, Würze, einfach wunderbar. Ebenfalls zu empfehlen sind die Entenherzen-Spießchen mit Kumquats und Teriyaki-Soße – natürlich auch hier regionale Qualität vom Gutshof Polting. Kleine Pause, ein Schluck Wein und ein Blick in die Runde – beste Stimmung an den Tischen, das Publikum quer durch alle Altersgruppen, die zwei jungen Damen im Service sehr sympathisch, schnell und professionell. 

Es ging weiter mit einem Saiblingsfilet als Sashimi auf Radieschen und Apfelscheiben, Ponzu und einer wunderbaren Honig-Senfcreme. Dazu gesellte sich ein Teller mit vier Gyoza, gefüllt mit einer Lamm-Shiitake-Pilz-Farce, als Topping Kräuter und Erdnüsse, dazu süßliche Reisessig-Sojasoße. Ein Dessertteller mit einer Tarte au Chocolat (ok), einem süßen Apfel-Gyoza (toll) und einem Blaubeer-Bauernhof-Eis (zu fest) beschloss das Menü nicht ganz auf dem Level der vorherigen Speisen. 

Fazit: Mit dem Ciao Chang hat München einen würdigen Nachfolger für das Nomiya gefunden, der vom Essen her aber auf einem anderen Level spielt. Die fantasievollen Kombinationen, der Geschmack – hier hat fast alles gepasst, teilweise gar mit Suchtfaktor. Das Ambiente und der Service kommen noch dazu, hier kehrt man gerne wieder ein – wenn man einen der vielleicht 40 Plätze bekommt. 

Autor: Rainer Germann

Ciao Chang, Holzstr. 41
Di-So: 17.30 bis 23.30 Uhr, Tel.: 089 926 556 84, www.ciaochang.de