Natural Wine-Liebhaber Max Crichton importiert von kleinen, individuellen Weingütern

Wein, der nicht nur Wespen schmeckt

Mit dem Forever Thirsty hat ein Natural Wine Shop mit Degustation in der Fraunhoferstraße eröffnet

Orange Wine, Vin naturel, vini veri, Raw Wines – Natürlich erzeugte, bio-dynamisch angebaute und ohne chemische Zusätze hergestellte Weine, oft auch aus alten, vergessenen Rebsorten, liegen seit rund zehn Jahren schwer im Trend – vor allem bei eher jüngeren Weinfans und der dazu passenden Gastronomie. Mittlerweile sind auch große Erzeuger in Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland auf den Zug aufgesprungen. Nun hat Maximilian Crichton mit Forever Thirsty im ehemaligen kleinen Lieblingsitaliener L’Assaggino einen Naturweinladen erstmal als Pop-Up bis Mitte nächsten Jahres eröffnet, der eher kleinere Produzenten aus Frankreich und vor allem Italien im Programm führt. In Crichtons Familie war Wein immer schon ein Thema, sein Vater leitete ein Jacques‘ Weindepot. Ersten Kontakt mit Naturwein hatte Max beim Studium der Verhaltenspsychologie in Kopenhagen, vertieft wurde dieser für den Deutsch-Australier bei einem längeren Aufenthalt in Sidney. Danach begann er in London seine Leidenschaft zum Beruf zu machen in der Weinbar & Shop Lechevalier; nach einer Corona bedingten Rückkehr nach München dann ab 2021 mit dem eigenen Onlineshop Forever Thirsty zusammen mit Partner Emidio, der in Berlin für die stark prosperierende Naturwein-Szene in der Gastronomie zuständig ist. München hätte da noch Nachholbedarf, sagt Max, dass er auf dem richtigen Weg ist, beweist der Andrang bei einer Eröffnungsparty vor ein paar Wochen. Auch unter der Woche und an den Samstagen trifft sich hier ein, wie schon erwähnt, eher jüngeres, interessiertes Publikum, um sich über Herstellung, Neuentdeckungen und Geschmacksnuancen bei Max zu informieren und untereinander auszutauschen.

Eins steht fest: In den letzten zehn Jahren, seit der Autor dieser Zeilen die ersten Male mit sogenanntem Orange Wine in Berührung gekommen ist (und eher weniger begeistert war, u.a. oft zu oxidativ), hat sich, was die Qualität der Weine betrifft, das Angebot grundlegend positiv verändert. Grundsätzlich gilt, so Max Crichton, Naturwein ist ein lebendiges Produkt, das würde auch die ständige, zum Teil wirklich faszinierende Veränderung im Glas bei Sauerstoffkontakt und die Entwicklung immer neuer Geruchs- und Geschmacksfacetten erklären. Und tatsächlich, beim Selbstversuch mit einem „Steal this Bottle“ von Les Vignes de Yavanna 2020 (18 Euro) aus der uralten Rebsorte Grolleau Noir, die an der Loire heimisch ist, konnte das nur bestätigt werden. Hier ein paar weitere Empfehlungen von Max: „Le Robbe“ (29) von Giuseppe Cipolla – zum Hauptanteil Nero D’Avola gesellen sich 20 Prozent indigene, unbekannte Weißweintrauben, das ergibt eine gewisse Frische für den üppigen Nero. Des Weiteren ein weißer, mineralischer Rarefratte (22) von Christian Moresco aus der alten Breganzeser Rebsorte Vespaiola, die ihren Namen daher ableitet, dass geerntet wurde, wenn die Wespen dran waren. Als Schaumwein wird ein „Illusione“ Trebbiano Spumante (23) von der Koi Farm in Valsamoggio empfohlen – hier werden 10 Prozent des Mosts eingefroren und erst zur Flaschengärung nach einem halben Jahr zugegeben – Brioche, Haselnuss und Quark, etwas später Honigmelone, Nektarine und Rhabarber gebe es hier zu entdecken. Und zu guter Letzt dann noch ein echter Orange Wine, der Bianco Chianzano (25) von der Cantina Giardino aus Ariano Irpino. Die Cuvée aus Coda di Volpe und Greco di Tuffo hat zwar nur fünf Tage Maischekontakt, wird danach aber für 18 Monate im Holzfass und in der Amphore ausgebaut. Ein toller Wein, meint Max, der sich fortlaufend weiterentwickelt und sogar noch nach ein paar Tagen überrascht – wenn er denn noch da ist!

Spannend klingt das alles und hiermit sei ein Besuch im kleinen Shop wärmstens empfohlen. Viele der Weine werden auch glasweise im Laden ausgeschenkt (um die 6 Euro), damit man einen Eindruck von der neuen Weinwelt gewinnen kann. Viel zu tun gebe es noch in München in Sachen Natural Wine – Max Crichton will’s anpacken.

Forever Thirsty, Fraunhoferstr. 7
Di-Sa: 14 bis 20 Uhr, Sa 12 bis 19 Uhr, Tel.: 089 904 291 391, www.forever-thirsty.com