Ägyptische Folklore auf Tapete: Koshari Ahl Kairo

Koshari Ahl Kairo: Köstlicher Mischmasch

Das Koshari Ahl Kairo im Lehel ist der erste ägyptische Street Food-Laden in München

Obwohl, so ganz stimmt das nicht, erklärt Inhaber Omar Younes, vor fünf Jahren hat er eine gleichnamige Lokalität mit diesem Konzept bereits in der Kapuzinerstraße eröffnet, die Nachfrage war groß, der Laden zu klein, die Schlange vor der Tür hätte irgendwann auch die Nachbarn gestört. Dann kam Corona und vor acht Monaten die Wiedereröffnung am neuen Standort im Lehel, erzählt der in München geborene Geschäftsmann, der außerdem die nachhaltige Modefirma Lá Khattab betreibt. 14 Jahre hat der frühere Key Account Manager in Ägypten gelebt, seine Familie stammt aus Kairo, daher auch der Name seines Street Food-Konzepts, das laut Omar schon bald in Serie gehen soll. Die Einrichtung ist originell: Ägyptische Folklore auf Tapete mischt sich mit Schwarzweiß-Fotografien großer Stars wie der wohl bekanntesten ägyptischen Sängerin Umm Kulthum, neben der nicht weniger berühmten libanesischen Kollegin Fairuz oder dem Schauspieler Adel Imam.

Koshari ist das wohl bekannteste ägyptische Nationalgericht, wie viele dieser Speisen war es früher ein Arme-Leute-Essen, das ausschließlich vegetarisch-vegan zubereitet wurde. Die Basis bilden kleine ringförmige Nudeln (wie Mini-Makkaroni), sehr dünne Vermicelli, Linsen, Kichererbsen und Reis. Das Ganze wird mit einer würzigen Tomatensoße und Röstzwiebeln angerichtet und mit einer Essig-Knoblauch-Gewürze-Soße (keine Angst, Knoblauch hält sich hier überhaupt in Grenzen) sowie einer roten scharfen „shata“ Soße aufgepeppt und anschließend kräftig vermengt (kl. 9/gr.12,50 Euro) – „koshari“ bedeutet in Deutsch auch so viel wie Mischmasch, gesund ist das Ganze außerdem. Und es schmeckt richtig gut: die Essigsoße bringt etwas orientalische Frische in das Gericht, das zum Teil ein bisschen an süditalienische Pasta mit Hülsenfrüchten erinnert – schon klar, woher auch deren Einflüsse stammen. Fest steht, die Zubereitung wäre zuhause relativ aufwendig, alles muss ja wegen der Gar-Grade einzeln gekocht werden. Als weitere Zutat für Fleischfreunde kann man ein auf ägyptische Art gewürztes Hühnchenfleisch oder Rinderhack bestellen (kostet dann kl. 11,50/gr. 14,50). Nun kommen noch Noten von u.a. Koriander, Cumin, Zimt und Cardamom hinzu – wie gesagt, wirklich gut, das ganze Durcheinander. 

Und es geht weiter: „Witch“ heißen in Butter getoastete französische Brioche-Brötchen, die entweder wieder mit „pulled chicken“, Rinderhack oder vegetarisch gefüllt sind und mit Sesamcreme, Röstzwiebeln und Petersilie getoppt werden (8,50). Ein perfekter Snack für die zahlreichen Mittagsgäste, die das Koshari Ahl Kairo bereits sehr gut angenommen haben, freut sich Omar, der auch erklärt, dass nur beste Produkte auf den Tisch oder in die Hand kommen: Zum Beispiel die Fuul-Bohnen aus Ägypten für die hier Tameja genannten Falafel (4 Stk. mit etwas Salat 8,90), die normalerweise ja aus Kichererbsen gemacht werden und etwas anders und mehr nach Röstaromen schmecken. Die wirklich besonders gelungene Auberginen-Sesam-Creme „Baba Ghanug“, Humus, Mesa’a, ein Gemüsegericht aus Auberginen, Kartoffeln, Paprika und Tomatensoße oder ein Tomaten-Gurken-Petersilie-Salat mit Dill probiert man besten auf einem gemischten Teller (kl.7,90/gr. 16,50) – auch hier schmeckt man die guten Produkte und wie gesagt, es wird nichts durch übermäßigen Gebrauch von Knoblauch übertüncht. Als Dessert seien noch ein Milchreis mit Nüssen und Kokosraspeln und „Atayef“, ebenfalls mit einer Nussmischung und Kokos gefüllte Teigtaschen genannt. Diese schmecken recht ordentlich, der dazu gereichte Sirup ist natürlich aber fast zu süß.

Fazit: Eine schöne Bereicherung für die Münchner Gastro-Landschaft – Genießer können hier eine weitere Facette der angesagten Orient-Levante-Küche genießen, ohne sich in Unkosten zu stürzen. Erweitert um ein paar weitere Gerichte des Landes könnte man sich das ägyptische „Street Food“ auch in einem hübschen und ebenso originellen Abendrestaurant zu einer schönen Flasche Wein vorstellen. Und Umm Kulthum singt dazu … 

Rainer Germann

Koshari Ahl Kairo, Emil-Riedel-Straße 9
Mo-Do: 11 bis 20/Sa/So: 12 bis 20/19 Uhr, Tel.: 089 23 23 94 88, www.koshariakairo.com