der mann der immer kleiner wurde

Der Filmtipp: „Der Mann, der immer kleiner wurde“ von Jan Kounen.

Auch du bist klein. Franz Furtner über „Der Mann, der immer kleiner wurde – Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ von Jan Kounen in unserem Filmtipp des Monats.

Was für eine Anomalie im Jahr 2025: Eine französische Adaption eines US-amerikanischen Science-Fiction-Romans aus dem Jahr 1956, der 1957 von Jack Arnold, dem König der Monsterfilme schon mal verfilmt wurde und welche in Tempo und Soundtrack wie ein vergessener US-Blockbuster aus den frühen 1990er Jahren wirkt. Aber immer langsam. Der französische Genre-Regisseur Jan Kounen (Dobermann, Blueberry und der Fluch der Dämonen, 39,90) hat mit seinem Hauptdarsteller Jean Dujardin (The Artist) einen interessant aus der Zeit gefallenen Film gedreht: Der Schiffsbauer Mr. C gerät auf hoher See in ein eigenartiges Wetterphänomen und beginnt in der Folge langsam aber stetig zu schrumpfen. Nach ein paar Tagen bemerkt er, dass sein Hemd ihm doch arg groß geworden ist, seine Frau tut das als Spinnerei ab. Wenig später bestätigt ihm die Ärztin auch sein mickriger-werden.

Wieder ein paar Wochen später sitzt er wie ein Kind in seinem Sessel und lässt die Beine baumeln. Einen weiteren Zeitsprung in die Zukunft und er tanzt mit der Puppe seiner Tochter Walzer. Bis er schließlich so klein wird, dass seine Frau das Haus, in dem sie bislang lebten lieber verkauft. Der Mann, der durch seine neue Disposition die Rolle des Ernährers nicht mehr erfüllen kann, entschrumpft nun sogar seiner Rolle als Mitentscheider im Kernfamiliengefüge und muss sich stattdessen mit Spinnen, Katzen und Mäusefallen rumschlagen. Auch wenn diese soziopolitische Ebene nicht der Kern der Erzählung ist: Was in den konservativen USA der 1950er zu provozieren wusste, kann sicher auch im Frankreich bzw. Deutschland der neuen 20er Jahre für Diskussionen sorgen. Seltsam nur, dass es im Film so wenig Signale gibt, die uns im hier und jetzt verorten. Moderne Technologie als Mittel zur Rettung oder neue Gefahrenquelle wird genauso wenig Thema, wie aktuelle Diskurse von Klimawandel oder Wissenschaftsskepsis, die für die Story leicht urbar gemacht wären. Stattdessen Spannung zwischen zeitlos und aus der Zeit gefallen. Besonders die letzte Hälfte, die den Überlebenskampf Mr. C’s minutiös illustriert, bietet wenige Zugeständnisse an heutige tiktok-Aufmerksamkeitsökonomie.

Klein gegen den Größenwahn

Hier ist der Überlebenskampf lange, langsam und beschwerlich, daher aber umso spannender. Dabei untermalt philosophisch-unironischer Off-Kommentar des Mr. C konterkarierend die grotesken Kämpfe mit Katze und Spinne, was auch einiges an Komik losbrechen lässt. Schöne bittere Note: Mr. C gelangt in diesen Überlebenskämpfen zu Einsichten, die er seiner Tochter gerne kommunizieren würde, was ihm inzwischen aber einfach unmöglich geworden ist. Doch damit nicht genug. Der Film mündet in eine wahrlich wahnwitzige Schlusssequenz, die hier nicht genauer beschrieben sei, uns Zusehende aber garantiert alle klein fühlen lassen wird. Und das allein ist in Zeiten, in denen der Größenwahn grassiert, ein besonders schönes Souvenir vom Kinobesuch.