Sie ist als Gasteig-Chefin Herrin über gleich zwei Häuser: STEPHANIE JENKE feiert mit ganz München das große 40-Jahre-Jubiläum
Frau Jenke, der Gasteig ist für München ja ein stehender Begriff – als Kulturzentrum und eigentlich ja sogar für gleich zwei Immobilien. Was macht ihn für Sie so besonders?
Der Gasteig ist tatsächlich etwas Einmaliges – ein Zusammenschluss hochkarätiger Kultur- und Bildungseinrichtungen: die Münchner Stadtbibliothek, die Münchner Volkshochschule, die Münchner Philharmoniker und die Hochschule für Musik und Theater. Diese Institutionen bieten unglaublich viel für die Menschen – und das alles unter einem Dach, ergänzt durch unsere Veranstaltungssäle und öffentlichen Flächen. Das ist ein zentraler Baustein der Münchner Kulturlandschaft. Als wir nach Sendling umgezogen sind, haben wir die Marke „Gasteig“ bewusst mitgenommen, weil sie genau dieses Besondere ausdrückt – eine Mischung, die wir auch in unserer Interimsphase im Gasteig HP8 weiterführen.
Der Gasteig war immer auch ein Ort des Zusammenkommens. Wie erleben Sie das jetzt im HP8?
Sehr ähnlich. Im alten Gasteig gab es große Foyers und Außenbereiche, jetzt ist es die denkmalgeschützte Halle E – eine Art Agora, ein Treffpunkt, wo man einfach hereinkommen kann, ohne festes Ziel. Man kann sich inspirieren lassen, einen Kaffee trinken oder spontan an Veranstaltungen teilnehmen. Solche offenen Räume werden immer wichtiger. Auch beim künftigen generalsanierten Gasteig spielt das eine große Rolle: Es wird deutlich mehr öffentliche Flächen geben. Orte, an denen Menschen sich begegnen können, sind zentral für unsere Gesellschaft – ob für Kinder, Jugendliche oder Ältere. Wir wollen gerade der Einsamkeit aktiv etwas entgegensetzen.
Das Jubiläum scheint diesen offenen Gedanken ja auch aufzugreifen. Warum haben Sie sich für ein ganzes Jubiläumsjahr entschieden?
Weil es die Vielfalt des Gasteigs widerspiegelt. Wir wollten zeigen, was alles in der Idee „Gasteig“ steckt – die ganze Bandbreite an Kultur und Bildung. Deshalb zieht sich das Jubiläum durch die ganze Saison, mit unseren bekannten Großveranstaltungen für alle, aber auch mit neuen, überraschenden Events und Aktionen. Unser Motto lautet: „Feiert Kultur!“ – mit Ausrufezeichen. Das ist ein Aufruf an alle, an das Publikum, die Stadt und die Gesellschaft insgesamt: Kultur ist ein Reichtum, den wir wertschätzen müssen.
„Feiert Kultur“ – das kann man ja in viele Richtungen lesen.
Genau. Es ist einerseits ein Bekenntnis zu unserer Arbeit, aber auch eine Erinnerung daran, wie wichtig Kultur in unserer DNA ist. Kultur und Bildung sind Teilhabe. Niemand braucht ein besonderes Vorwissen, um Kultur zu erleben. Bei uns gibt es auch viele Veranstaltungen, bei denen man einfach mitmachen oder etwas ausprobieren kann. Es geht um Freude und Offenheit – Kultur ist kein Pflichtprogramm, sondern etwas, das Menschen verbindet und bewegt.
Das Jubiläum zieht sich also durchs ganze Jahr. Was erwartet das Publikum konkret?
Die Feierlichkeiten haben bereits am 15. Oktober mit einer Party und der Enthüllung der Installation „PLAY“ in der Halle E begonnen – gestaltet von der Künstlerin Ayzit Bostan, die den Ort stark in ihre Arbeit einbezieht. Am 12. November feiern wir den eigentlichen Geburtstag mit der „Geburtstags- überraschung“ – vier Stunden Programm, bei dem alle Gasteig-Institute beteiligt sind. Es gibt Musik, Tanz, Quiz, Mitmachaktionen – ein buntes, offenes Fest. Und im Sommer schließen wir dann die Jubiläumssaison mit einem 40-Stunden-Event und einem großen „Tanz den Gasteig“ ab – eine geballte Feier zum Finale. Dazwischen finden viele kleinere Formate statt, die überraschen und Menschen zusammenbringen sollen.
Wie geht es mit dem Gelände hier im HP8 weiter?
Wir bleiben länger als ursprünglich geplant – wahrscheinlich bis 2034. Deshalb verbessern wir das Areal laufend. Wir haben beispielsweise die WC-Anlagen in der Halle E stark vergrößert und den Saal X erweitert, um bessere Bedingungen für Künstlerinnen und Künstler zu schaffen. Der Ort entwickelt sich weiter – und er ist ein Experimentierfeld. Hier können wir Neues ausprobieren, andere Veranstaltungsformate testen, die wir später in den generalsanierten Gasteig mitnehmen. Dieses Labor ist für alle inspirierend – auch für unsere Partner, etwa die Münchner Philharmoniker mit ihrem Symphonik-Mob.

Und die große Sanierung des alten Gasteigs?
Sie kommt. Die Ausschreibung für den Totalunternehmer ist bereits veröffentlicht, die Vorbereitungen laufen. Der Stadtrat ist 2023 der Argumentation gefolgt, dass eine Generalsanierung wirtschaftlich sinnvoller ist als eine reine Grundsanierung – der Mehrauf- wand liegt nur bei etwa 15 bis 20 Prozent, bringt aber ein völlig neues, zukunftsfähiges Kultur- und Bildungszentrum. Wir rechnen mit dem Beginn vorbereitender Maßnahmen ab Anfang 2027.
Also steht das 50-jährige Jubiläum dann wieder in Haidhausen an?
Das ist unser Ziel, ja – 2035 möchten wir den 50. Geburtstag im generalsanierten Gasteig feiern. Bis dahin machen wir das Beste aus dem Gasteig HP8 – mit neuen Ideen, Kooperationen und Projekten, die zeigen, wie lebendig Kultur sein kann.
ZUR PERSON: Enge Verbundenheit: STEPHANIE JENKE arbeitet schon seit fast 25 Jahren für den Gasteig, wo sie direkt nach ihrem Jura-Studium damals als persönliche Referentin der Geschäftsführung anfing. Seit 2023 ist sie selbst Gasteig-Chefin und hat damit nicht nur den laufenden Betrieb im HP8 an der Isar, sondern natürlich auch die Arbeiten im Kulturzentrum in Haidhausen im Blick. Und sie liebt das Feiern.
