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Elisabeth Redler von den Omas gegen Rechts: „Nicht tatenlos zusehen“

Elisabeth Redler von den Omas gegen Rechts
Politisch wachsam: Elisabeth Redler (Rote Mütze) und ihre Oma-Mitstreiterinnen © Omas gegen Rechts

Gesicht zeigen: Elisabeth Redler von den Omas gegen Rechts freut sich auf die Premiere der Doku „Nicht schweigen“ am 18. Juli

Frau Redler, wie fühlt es sich denn an, plötzlich Leinwandstar zu sein: Um wie viel schneller werden Sie aus Bewunderung jetzt beim Bäcker und beim Metzger schneller vorgelassen?
Sich selbst auf der großen Leinwand zu sehen, ist ein ganz neues Gefühl. Bisher gab es nur Zeitungs-, Radio- und TV-Auftritte. „Stars“, mit denen sich andere gern ablichten lassen, sind wir Omas schon länger bei Demos, besonders bei jungen Leuten auf Fridays for Future-Demos.

„Nicht schweigen“ heißt der Film. Und das ist ja auch ein wichtiges Motto für Ihre Tätigkeiten. Wie erklären Sie denn kurz und prägnant, was Sie da eigentlich machen?
Wir begehren auf gegen den Rechtsruck, nehmen nicht hin, dass antidemokratische Ideen und diskriminierende Sprache salonfähig werden. Wir zeigen Gesicht, gehen auf die Straße, sprechen Menschen an, halten Reden, schreiben Protestbriefe, unterstützen Gleichgesinnte.

Omas gegen Rechts
Omas gegen Rechts © Omas gegen Rechts

München wird ja oft als gemütlich beschrieben, was auch lähmend sein kann. Wie schwer ist es, in einer Stadt wie dieser Mit-Aktivistinnen zu finden und zum Mitmachen zu gewinnen?
Als in München im letzten Herbst kein Gegenprotest gegen die allwöchentlich marschierenden Wutbürger zu erkennen war, machten die Omas ein paar Wochen mobil. In der Folge bekamen wir Zulauf von interessierten Frauen. Jüngst erschrecken die AfD-Umfragewerte die Menschen, und bei uns melden sich Frauen, die nicht tatenlos zuschauen wollen.

Der Film hat ja schon eine gewisse Entstehungszeit: Worum genau geht es, was ist heute noch Ihr zentrales Anliegen?
Der Film begleitet die Omas von Frühsommer 2021 durch die Kampagne zur Bundestagswahl im Oktober und weiter bis zur „Lichtblicke“-Preisverleihung im Mai 2022. Die Filmemacherin sieht in unserer Aktion ein Mut machendes Beispiel dafür, dass ganz normale Frauen im Rahmen eines herausfordernden politischen Projekts der Stadtgesellschaft etwas Gutes tun können. In diesem Jahr stellen wir vor der Landtagswahl bisher nichts Vergleichbares auf die Beine. Wir haben uns in anderen Bereichen profiliert: Erinnerungsarbeit, Zusammenarbeit mit Schulen, Organisation einer großen Tagung. Gleichzeitig bleibt es unser zentrales Anliegen, Bürgerinnen und Bürger zu politischer Wachsamkeit und zum Wählen zu bewegen. Man wird uns vor der Landtagswahl noch sehen.

Mehr Infos

Der Film „Nicht schweigen – Die Kampagne der Omas gegen Rechts“ von Regisseurin Manuela Serafim feiert seine Premiere am 18. Juli um 19.30 Uhr im Bildungszentrum Einstein 28 in der Einsteinstr. 28. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung wird erbeten. Die Doku begleitet 12 Omas in München, darunter Elisabeth Redler, beim Kampf gegen den Rechtsruck in Deutschland. Ihr Motto lautet: „Alt sein heißt nicht stumm sein“. Von der Oma-Energie kann man sich anstecken lassen. Über die Arbeit der Omas gegen Rechts findet man alles Wichtige hier: www.omasgegenrechtsmuenchen.de

Die Omas gegen Rechts treten ja auch gegen eine Klischeevorstellung an: Wie kommt es eigentlich, dass man vor allem Frauen einer etwas erfahreneren Altersklasse politisches Engagement angeblich oft so gar nicht zutraut?
Traditionell sind die Rollen der Mütter und Großmütter in der Familie verankert. Die Verantwortung für unsere Enkelinnen und Enkel lehnen wir nicht ab. Im Gegenteil! Doch wir verstehen die Sorge um deren Zukunft auch politisch. Wir möchten für sie die Demokratie und den Rechtsstaat erhalten. Sicher spielt für unsere Generation eine Rolle, dass viele von uns schon in mancher Bewegung mitgemischt haben: Notstandsgesetze, Anti-AKW, Frauenbewegung, Lichterkette ...

Wie kann man eigentlich bei der Münchner Gruppe mitmachen?
Kontakt aufnehmen kann jede interessierte Frau über die Website www.omasgegenrechtsmuenchen.de. Zum näheren Kennenlernen veranstalten wir persönliche Treffen. Und wenn wir zu dem Schluss kommen, dass wir gut zusammenpassen, wird die Neue in die Gruppe aufgenommen und kann sich gemäß ihren Interessen, Talenten und Kapazitäten aktiv einbringen. Enkel sind keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft bei den Omas. Wir sind kein Verein; es gibt also keine formelle Mitgliedschaft, keinen Mitgliedsbeitrag.

Ins Filmgeschäft haben Sie es ja jetzt schon geschafft: Was ist der nächste Schritt – Antreten bei Wahlen in der Stadt?
Ich eifere nicht Reagan und Schwarzenegger nach. Wir meinen, dass wir uns als informelle Gruppe freier und flexibler entwickeln und verhalten können. Unsere Überparteilichkeit macht uns anschlussfähig für Menschen aus verschiedensten demokratischen Milieus. Wir sind keine Interessenvertretung älterer Frauen, und unsere Zielgruppen sind nicht begrenzt auf die Alten.

Letzte Frage: Wie viele Autogrammkarten für die zwölf bewundernswerten Omas aus dem Film haben Sie eigentlich schon drucken lassen?
Die tollen Kampagnen-Frauen stehen für Fotoshootings und Selfies bereit.

Interview: Rupert Sommer