Club-Jubiläum

Happy Birthday: Zehn Jahre Milla 

Die Milla in der Holzstraße
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Die Milla in der Holzstraße

Ab Freitag wird drei Tage lang ausgiebig der Geburtstag gefeiert – in der Holzstraße steht ein sehr buntes, breitgefächertes Programm mit vielen Highlights an. 

Live-Venue und Club zugleich zu sein ist das Markenzeichen der Milla. Regulär finden dort bis zu sechs Konzerte pro Woche statt: Den Machern ist es dabei sehr wichtig, Genres explizit zu mischen; etablierte Künstler treffen auf Newcomer, deutsche und internationale Acts teilen sich Abende. Philipp Englhardt von der Milla hat uns zum Zehnjährigen ein Interview gegeben.

Zehn Jahre Milla: Wir gratulieren Euch ganz herzlich zum Geburtstag! Und wollten fragen, wie es Euch so kurz vor den Feierlichkeiten geht?
Danke. Uns geht es super – wie immer!

Bevor Milla „Milla“ wurde, gab es illegale Partys im sogenannten „Bachbett“ an der gleichen Stelle: Habt Ihr daran Erinnerungen oder was habt Ihr davon gehört?
Es gibt unzählige Erzählungen, Fotos und auch die originalen Bachbett-Menschen waren schon in der Milla. Vom aktuellen Booking-Team hat niemand eine Erinnerung.

Beeinflusst Euch Eure Lage im Herzen des Glockenbachviertels?
Manchmal mögen wir das Glockenbachviertel, manchmal nicht. Es ist uns dennoch ein Vergnügen, ein Club in diesem Viertel zu sein.

Wie gelingt der Spagat zwischen Live-Venue und Club-Betrieb?
Wir bekommen es fast seit dem Anfang hin, dass wir einen fließenden Übergang zwischen Konzerten und Partys haben – die Konzertbesucher:innen sind willkommen, noch länger zu bleiben, niemand wird rausgeschmissen. Wir danken an dieser Stelle auch unserem Publikum, welches zu 98 Prozent einfach entspannt ist, anders wäre das wohl nicht möglich.

Alles wird teurer: Wie wirkt sich die Preisspirale auf Euch praktisch aus?
Wir versuchen immer faire Preise zu haben. Wir werden in Zukunft jüngeren Menschen den Eintritt günstiger ermöglichen. Infos hierfür findet ihr jeweils in den Veranstaltungen auf unserer Homepage.

Zehn Jahre Betrieb ist auch Zeit Revue passieren zu lassen: Welche Highlights fallen Euch ein?
Persönliche Highlights gibt es so viele, dass es fast unfair gegenüber anderen Veranstaltungen und Acts ist, sich auf ein, zwei zu fokussieren. Wir wollen lieber weitere Highlights entstehen lassen.

Und welche Höhepunkte stehen bei Eurer Geburtstagsfeier an? Es wird ja drei Tage lang gefeiert.
Freitag, der 14. Oktober, ist durchzogen von Experimental-Pop. Eröffnet wird der Abend von Discovery Zone aus Berlin – Videokünstlerin, Schriftstellerin und Musikerin. Man kennt sie auch von der Band Fenster, wobei sie sich bei diesem Projekt auf avantgardistisch, mystischen Synth-Pop konzentriert. Darauf folgt Tiger Tiger, das Musikprojekt von Conni Pazmandi, der Milla Bookerin der Jahre 2017 bis 2022. Für sie ist der Milla Weekender auch gleichzeitig der Abschied aus dem Milla Booking Team.

Wie gestaltet Conni Pazmandi ihren Abschied?
Erstmals werden die neuen Tracks ihres bevorstehenden Debütalbums live vorgestellt. Produziert hat sie diese mit Adam Lennox, der mit seinem eigenen Projekt Zouj den Headliner am Freitag macht. Gerade hat er seine EP „Metals“ auf City Slang veröffentlicht und ist im Oktober und November auf EU-Tour. Seine fünfköpfige Band hat schon manchen Laden abgerissen und wir freuen uns sehr auf diese Energie aus Leipzig. Nach den Konzerten geht es weiter mit den Partys mit 2Selfish und Luedj von Breakfest. Mitten in der Nacht spiele ich dann mit meinem Projekt ditu & L One von Weltuntergäng / ATP auf. Ich bin seit über acht Jahren im Milla Boot und steuere seit August das Booking-Team gemeinsam mit Lena Britzelmair.

Und wie geht’s im Programm weiter?
Der Samstag steht unter dem Psychedelic-Post-Punk-Stern. Wir freuen uns auf Lucy Kruger & The Lost Boys, die das erste Mal nach München kommen und düstere, aufrichtige Melancholie mitbringen. Dumpfer Bass und verwaschene Gitarren – der perfekte Start in den Samstagabend. Anschließend spielt Mira Mann. Die ehemalige Milla Bookerin (2012-2017) stand bereits etliche Male mit ihrer Band Candelilla auf der Milla Bühne. Jetzt auch das erste Mal mit ihren aktuellen musikalischen Stücken, für die sie mit wechselnden Produzenten zusammengearbeitet hat. Darauf folgt das Bandprojekt des vierten Milla-Programm-Machers der letzten Jahre: Tommy Schamann mit Bleib Modern. Der Schlagzeuger und seine Kollegen spielen analogen Post-Punk und haben die Milla schon mehrfach zum düsteren Schwingen gebracht. Danach heizen Ellis Dee, Bruno Sultan und Seducation von Psychedelic Porn Funk ein.

Wie sieht der Sonntag aus, eigentlich ein ungewöhnlicher Partytag?
Nach Freitags Glitzer und samstags Düsterness bringt uns der Sonntag Wärme und Ruhe. Sophie Lindinger, bekannt von My Ugly Clementine und Leyya und Mira Lu Kovacs, viele erinnern sich an sie unter dem Namen Schmieds Puls – und ebenfalls My Ugly Clementine, sowie 5KHD – machen gemeinsame Sache. Jede spielt ihre Songs, begleitet von der jeweils anderen. Das wird intim und minimalistisch, geprägt von ungewöhnlich schönem musikalischem Feinsinn. Als Abschluss spielt Ralph Heidel. In München kennt man ihn schon lange, aktuell lebt er in Berlin. Der Komponist, Saxophonist und Produzent macht wunderschöne, warme und vielschichtige Musik, die sowohl organisch, als auch elektronisch daherkommt und mit Streichern und Saxophon reich an Klängen und Gefühlen ist. Eine letzte musikalische Umarmung, bevor unser Wochenende zu Ende geht.

Das klingt alles nach einem aufwändigen Line-Up. Wer arbeitet alles bei der Planung vom Programm mit?
Aktuell sind Lena Britzelmair und ich das Booking-Team der Milla. Den Großteil des diesjährigen Konzertprogramms hat noch Cornelia Breinbauer gebucht.

Habt Ihr Programmpunkte, die es nun schon seit zehn Jahren kontinuierlich gibt? 
Der „Kassettenclub“, zum Beispiel, welcher kontinuierlich die Lichter in der Milla anmacht, ist seit fast Anfang an dabei und wird gefühlt immer schöner. Ansonsten begegnet man hier tagtäglich so vielen Musiker:innen und zieht immer wieder mit langjährigen Begleiter:innen Veranstaltungen auf. Aber auch die junge Generation schläft nicht und sorgt vielleicht für die nächsten zehn Jahre?

Gibt es konkrete Pläne für die Zukunft, neue Clubnächte et cetera?
Der Milla „SongSlam“ kommt wieder, das „Breakfest“ ist eine neue super Dnb/Breakbeats-Reihe, für nächstes Jahr sind einige weitere Reihen geplant. Es kommt viel frischer Wind mit altbewährtem Zucker.

10 Jahre Milla, Holzstraße 28
Freitag, den 14. bis Sonntag, den 16. Oktober; ab 20 Uhr, www.milla-club.de