Mischen Vertrautes mit Fremdem: MAXJOSEPH

Volksmusiktage im Fraunhofer: Anarchische Hausmannskost

Der Jahresanfang steht wieder ganz im Zeichen der Volkmusiktage 2024 im Fraunhofer

Seit drei Jahrzehnten gelten die Volksmusiktage als zeitgemäßes Podium für bayerische Klänge zwischen Tradition und Moderne, erweitert um Folklore abseits von Kitsch aus aller Welt. Wirt Beppi Bachmaier und Musiker Richard Kurländer haben die Reihe entwickelt, die alljährlich im Januar in den Lokalitäten des Fraunhofer stattfindet (Wirtshaus, Kulisse, Theater). Eine Talentschmiede und Hort der Innovation sind sie mittlerweile auch unter der Ägide des Programmdirektors Martin Jonas, der auch für die Musikauswahl im Herzkasperlzelt auf der Oidn Wiesn verantwortlich ist. Volksmusik heißt im Fraunhofer „Musik mit niederschwelligem Zugang, mit Hingabe an die Instrumente und die Kunst, die sich mit historisch gewachsenen, also ständig wandelnden kulturellen Einflüssen beschäftigt und die Besonderheiten feiert.“ Auch heuer wurde wieder ein großes Programm zusammengestellt, das musikalische Perspektiven eröffnet.

Los geht es wieder mit dem andalusischen Dreikönigssingen von Ricardo Volkert & Ensemble, mit Musik und Tanz formt das Ensemble ein Klanggemälde aus Sinnlichkeit, Lebensfreude und Leidenschaft (5.1.). Am Feiertag darauf lädt die berühmte Kapelle Josef Menzl zum Dreikönigs-Tanzfrühschoppen ins Wirtshaus (ab 11 Uhr), abends erwartet die Gäste ein geheimnisvoller musikalischer Abend mit „Raunachtsagen“, vorgetragen von Erzähler Karl-Heinz Hummel, musikalisch umrahmt von der sechsköpfigen Kampp-Musi. Der Tanzfrühschoppen mit den Well Buam ist am 7. Januar wie immer im Vorfeld bereits ausverkauft, für den legendären Zither-Manä am Abend gibt es aber noch Karten!

Was „Geiles mit der Tradition machen, aber nicht verhunzen“ – das gelingt Loisach Marci mit seinem Alphorn-Techno (12.1.), tags darauf bieten das Trio Hart Heffner Feiten „harmonische Hausmannskost“ nicht nur für Freunde bayerischer Mundart. Nachdem man sich tagsüber am 14. Januar beim Niederbayerischen Musikantenstammtisch in Schwung getanzt hat, präsentiert der Musikkabarettist Vogelmayer sein Programm zum 20. Jubiläum. Die vier jungen Musiker von MAXJOSEPH verbinden am 18. Januar Volksmusikelemente mit Jazzharmonien, Klassik mit pulsierenden Rhythmen und Vertrautes mit Fremdem – sehr hörenswert! Das gilt auch für den nächsten Tag: Weltstadt trifft bei der Formation Großstadt Boazn auf Dorf, Oberbayern auf Niederbayern, Ziach auf Sax, (derber) Charme auf Scham, Bier auf Pina Colada, Ernst auf Ironie … Musik aus dem Norden steht am 20. Januar auf dem Programm: Die Sängerin Helene Blum und der Geiger und Komponist Harald Haugaard gelten als zwei der besten Interpreten und Erneuerer der dänischen Musiktradition und erwecken das kulturelle Erbe des Landes zum Leben. Nach dem Tanzfrühschoppen mit den Alpenschweden und Josef Zapf trifft am Abend des 21. Januars bei Straubinger&Himpsl avantgardistische Volksmusik auf urbayrische Instrumente und raffinierte Percussion Grooves. Gern gesehene Gäste seit Jahrzehnten: Aniada a Noar begeben sich mit Martin Moro auf eine musikalische Reise und entdecken neue Farben und Ausdrucksformen (24.1.).

Ebenfalls ein Highlight ist der Auftritt von der Münchener Combo Bavaschôro, die Choro, den älteren Bruder des Samba, mit bayerischen Texten verbinden. Und es geht am 1. Februar gleich kultig weiter: Widersacher aller Liedermacher treten in reduzierter Duo-Besetzung mit Sänger Matthias Wolf und Pianist Joris Conrad an – gelungener Singer-Songwriter- Folkrock im Oberpfälzer Dialekt! Vivien Zeller, Erna Ströbitzer und Ursula Suchanek verbinden in ihrem Programm „Tanz, Mädchen, tanz“ als Tradtöchter & violins in fusion verschiedene Geigentraditionen zu einer geschmeidigen, energetischen Mischung (2.2.). Die MilliMusi präsentiert am 3. Februar ihren „Sensenhoagascht“ mit Liedern, vielstimmigen Jodlern, dazu gibt es von Karl-Heinz Hummel gruslig-komische Sagen.

Das Duo Luft & Saiten fusioniert die Steirische Harmonika mit der Harfe (4.2.), mit dem Programm „Weltwärts“ entzünden Rudi Zapf & Zapf’nstreich ein weltmusikalisches Feuerwerk (7.2.) und Matthias Pürner verlässt am 8. Februar die eingetretenen Pfade der Steirische Harmonika, die „Komfortzone“ der alpenländischen Klänge. Mit der poetischen Volksmusik von Jodelfisch (9.2.) und Klassik, Folklore und Worldjazz mit Gruberich (10.2.) gehen die Volksmusiktage dann zu Ende.

Infos und Tickets www.fraunhofertheater.de