1. Startseite
  2. Konzerte

IN-München-Review: So wars ... bei Sportfreunde Stiller 

Die Sportfreunde Stiller im intimen Rahmen des Vereinsheim
Die Sportfreunde Stiller im intimen Rahmen des Vereinsheim © Gerald Huber

Wellenreiten im Vereinsheim: Sportfreunde Stiller begeistern beim Kabel Eins „Kneipen-Konzert“.

Es war so ein Abend, den - wer dabei war – man ganz bestimmt nicht mehr vergisst. Nur als Beispiel: Als ich 1993 Die Toten Hosen in der Oberföhringer Kulturstation während ihrer „Katastrophen Kommando“-Klubtour sah und sich Campino im sehr niedrigen Konzertsaal trotzdem durch die Lichttraversen hangelte und so gerade mal ca. 30 Zentimeter zwischen sich und den Köpfen der ersten Reihe hatte: Unvergesslich! Eher verzichtbar erschien mir damals, ein, zwei Jahre später die Clubshow von Die Ärzte im damaligen Stromlinien Club, dem heutigen Strom. Heute erzähle ich trotzdem noch gerne davon, vor allem, dass es nicht so toll war wie bei den Hosen… Egal, eine für immer bleibende Erinnerung ist es auch und: Dabeisein war alles. Und es ist ja auch heute noch immer etwas Besonderes, wenn man eine Stadionband im Mini-Wutzi-Clubrahmen erleben darf.

So also nun auch Sportfreunde Stiller. Diese wurden vom TV-Sender Kabel Eins zu einem „Kneipen-Konzert“ geladen. Ein Format, welches kurz vor Corona ins Leben gerufen und bis dato exakt eine Ausgabe ausgestrahlt wurde, und dann aus bekannten Gründen wieder abgesetzt werden musste. Denn: Die Luft ist dünn, sehr dünn, und es ist warm, sehr warm, wenn ca. 120 Menschen auf engstem Raum von einer Rockband vom Format der Sportis bespielt werden. Geladen waren neben Familienmitgliedern und engsten Freunden (u.a. Ex-Fußballstar und Lebemann Mehmet Scholl, die Fotografin und Buchautorin in spe Martina Bogdahn, ARD-Programm Marketing-Direktor Dietmar Pretzsch, Sony-Prokurist Maxi Göbl und Cat Sun Flower-Sängerin Heidi Triska) ausschließlich Gewinnerinnen und Gewinner eines Preisausschreibens, bei dem man, wie öfter mal üblich im Privatfernsehen, vorsichtshalber keine Frage beantworten musste, wie Schlagzeuger Flo mit investigativen Fragen ans Publikum recherchierte.

Aber der Reihe nach: Los ging’s mit drei Songs als Warm Up vor den Aufnahmen, darunter mein Lieblingslied vom neuen Album „Hand in Hand“, welches mit Fugazi-Basslauf, Grunge-Gitarre und knackig lautem Polter-Schlagzeug schon ordentlich für Stimmung und Ohrenpiepsen sorgte, denn wer ein abgespecktes oder gar kuscheliges Akustikkonzert erwartete, wurde jäh enttäuscht. Es folgte ein kleiner Break, dann: Kamera ab! Mit furiosem Applaus, wie im Vorfeld besprochen, marschierten Peter, Rüde, Flo und Mario dann auf die arg beengte Bühne des Vereinsheims und starteten ihr fulminantes Voll-Brezn-Set mit DER Sportis-Hymne schlechthin: „Applaus, Applaus“. Der wurde ihnen natürlich zuteil. Zu „7 Tage 7 Nächte“ holten sich „Die Drei“, wie sie gerne mal von ihrem Manager Marc Liebscher genannt werden, Verstärkung in Person von Ronja von Rönne auf die Bühne. Diese ist Schriftstellerin, Journalistin und TV-Moderatorin, mithin also alles außer eine Sängerin, was sie mit den reflektierten Worten einer sehr sympathischen und gescheiten Frau („Ich weiß auch nicht was ich mir dabei gedacht habe“) kommentierte. Aber der Song liegt ihr offensichtlich am Herzen, wohl eine Teenager-Schwärmerei, denn, als er 2002 erschien, war Ronja gerade mal zehn. Zu charmant dann, als Flo den leicht angeschrägten Take auf seine Kappe nahm, vermutlich wegen einer etwas untighten Achtel-Triole im dritten B-Teil vor dem Schlussrefrain. Also, zweiter Anlauf, und schwupps: alles im Kasten! Vielleicht kann man ja auch in der Postproduktion noch was machen… Formidabel geriet dann auch der zweite Gastmusiker-Take und zwar: „Ein Kompliment“ featuring the one and only Betterov. Win-Win gewissermaßen, zumal dieser äußerst textsicher auch gleich im ersten Anlauf zu aller Zufriedenheit seine Aufgabe erledigte. Auffällig dabei, war die extreme Handy-über-Kopf-Dichte, welche nach dem Abgang des im Gesamtkontext durchaus jugendhaft wirkenden Gaststars auch schnell wieder abebbte.

Als dann gewissermaßen der offizielle Teil, und zwar die Aufnahmen beendet waren, ging es aber eigentlich auch erst so richtig los. Denn, die Sportis spielten außer Rand und Band, wie bei jungen Männern verbogen sich ihre Körper auf der Bühne, wie gewohnt spielten sie emotional, mit großem Spaß an der Sache und immer mit vollem Einsatz. Es folgten also oft sehr hart, direkt und schnell gespielte Versionen ihrer Hits und vor allem für die Fans der ersten Stunde, wie mich etwa, waren mit „Wunderbaren Jahren“ und „Wellenreiten ’54“ zwei weitere unvergessliche Songs aus ihren längst vergangenen Twen-Zeiten dabei. In diesem Sinne: Kein Augenblick mehr ohne das Gefühl von diesem Abend!

Gerald Huber

Sendetermin auf Kabel Eins:
Kneipenkonzert: Sportfreunde Stiller
27.04.2023 von 23:25 - 00:00 Uhr

Da das Konzert in der Tollwood-Musik-Arena bereits restlos ausverkauft ist, bleibt allen Münchnerinnen und Münchner nur der Weg nach Rosenheim, was ja auch schön sein kann und nicht viel Aufwand bedeutet. Von dem her, Tickets gibt’s hier.