„Meute“ heizt mit Brass-Techno ein, die „Midnight Generation“ bringt den Disco-Funk zurück, und „Lovataraxx“ beschwören die Düsternis des Cold-Wave.
Meute beim Tollwood
Die elektronische Tanzmusik im analogen Gewand hat sich seitdem großen Brass-Revival durch die Chiemgauer LaBrassBanda mittlerweile ja zu so etwas wie einem eigenen Genre gemausert. Während der technoide Drive bei der Banda oder bei der Jazzrausch Bigband mit einer stilistisch quietschbunten Neuen Volksmusik respektive dem Jazz zusammenfließt, hat sich die elfköpfige Hamburger Band Meute (3. Juli, beim Tollwood) mit Haut und Haar dem Brass-Techno verschrieben. So besteht ihr ebenso griffiges wie gewieftes Konzept als Techno-Marching-Band insbesondere darin, stilprägende Techno- und House-Tracks bekannter DJs wie etwa Laurent Garnier neu zu arrangieren und dabei die Elektro-Beats mit Blasinstrumenten umzusetzen. Vor allem live ergibt das einen erstaunlich nuancierten Sound von einem Druck und einer körperlich erfahrbaren Urgewalt, der einen, nun ja, umbläst wie nix.
Luke Slater im Blitz Club
Das pure Zeug schenkt einem auch der britische Techno-Wizzard Luke Slater ein, wenn auch in rein elektronischer Form. Seit 1989 als DJ und Produzent aktiv, hat der 57-Jährige in seiner Laufbahn die weite Welt der elektronischen Musik bereits unter einem ganzen Strauß an Pseudonymen durchmessen. Mal als Krispy Krouton, mal als Earnest Honest, mal als LSD zeigte er sich über die Jahre sowohl sphärisch als auch psychedelisch verfrickelt, besonders gerne aber als bretthart agierender Jünger des Detroit-Techno. Am 5. Juli wird Slater nun im Blitz Club hinter den Decks stehen. Es dürfte eine ziemlich intensive Angelegenheit werden.
Davyboi im DNA Club
Einen ungleich fröhlicheren Ansatz pflegt wiederum Davyboi, der parallel am 5. Juli im DNA Club die Arbeit aufnimmt. Zwar steht der polnischstämmige Wahlmünchner dem Kollegen Slater in Sachen Energie in nichts nach, atmosphärisch ist bei ihm jedoch vielmehr gute Laune als die hypnotische Beschwörung technoider Dunkelheit angesagt. Mit seinem lustig verballerten Signature Sound, der sich ebenso aus der günstig produzierten Ästhetik des Eurodance wie aus dem Entgrenzungspotenzial des wiederauferstandenen Trance speist, wird er die Tanzenden im DNA Club in Windeseile in die Neunziger zurückbeamen, was in Zeiten der Techno-Retromanie ja nicht die schlechteste Idee ist.
Midnight Generation in der Roten Sonne
Mit Referenzen auf die musikalische Vergangenheit weiß indes auch die famose mexikanische Band Midnight Generation zu überzeugen, die am 11. Juli in der Roten Sonne auftritt. Liegt deren Fokus doch vor allem auf ebenso fein geschmirgelten wie locker-flockigen Electro-Pop-Neuinterpretationen der Disco- und Funk-Ära. So erfährt das, was Daft Punk auf ihrer Abschiedsplatte „Random Access Memories“ von 2013 als Hommage auf diese Zeit anstellten, bei diesen fünf aus Chihuahua eine derart konsequente Fortsetzung (samt robotischer Vocoder-Gesänge), dass man fast schon von einer Hommage auf die Hommage sprechen kann. Ein Sakrileg? Nicht wirklich. Eher schon eine enorm tanzbare Retrogaudi nach dem Motto „Scheiß da nix, dann feid da nix“.
Lovataraxx in der Kranhalle
Und da die musikalische Vergangenheit hier gerade gar so hübsche Blüten treibt, reisen wir doch gleich weiter Richtung Achtziger, in die uns das französische Duo Lovataraxx aus Lyon am 12. Juli in der Kranhalle entführt. Deren herrlich trockennebelverhangener Cold- und Dark-Wave nährt über die Vocals von Sängerin Hélène Triboulet zugleich einen sprachmusikalischen Fetisch, dem nicht gerade wenige Menschen in diesem Land anhängen. Denn klar, den bezirzenden Charme deutscher Texte, die mit starkem französischem Akzent eingesungen werden, hat man seit dem viel zu frühen Tod der Stereo-Total-Sängerin Françoise Cactus schon schmerzlich vermisst – da kann Triboulet auch gern nachtschwarze Topoi wie Angst, Einsamkeit und selbstgewählte Isolation umkreisen.
Neil Frances im Pacha
Bleiben noch zwei ungewöhnliche DJ-Sets im Pacha, die ebenfalls Großes versprechen. Da wäre zum einen jenes der Indie-Band Neil Frances aus L.A. Die steht auf ihren zwei Alben und auf der Bühne für eine besonders leichtfüßige und soulige Form von Synthie- und Disco-Pop, wird am 19. Juli jedoch als DJ-Duo gewiss für einen musikalisch hochinteressanten Abend sorgen.
Zakes Bantwini im Pacha Club
Und dann ist da noch jenes von Zakes Bantwini, seines Zeichens Sänger, Songwriter, Produzent sowie Schöpfer des südafrikanischen Riesenhits „Osama“. Am 26. Juli wird Bantwini als DJ im Pacha hinter den Decks stehen. Und geht man von den beseelenden Chants und den edel produzierten Afro-House-Texturen seines Albums „Ghetto King“ aus, so sollte man sich auch diesen Auftritt nicht entgehen lassen.