Electro & Beatz im November: Im Namen des Papas

DJ-Legende Sven Väth gibt sich die Ehre, Disco-Alleinunterhalter Erobique bespaßt München und Schlachthofbronx laden zum „Blurred Vision Soundsystem Culture Festival“

Sven Väth im Pacha

Es ist niemand Geringerer als der immer noch größte Techno-DJ dieses Landes, der sich am 7. November im Pacha die Ehre gibt. Sven Väth, seit Kurzem 61 Jahre jung und seit Langem mit dem Fan-Kosenamen „Papa“ geschmückt, hat dieser Musik als Pionier und Wegbereiter, Club- und Labelgründer, Produzent und DJ derart viel gegeben, dass man ihm eigentlich nur noch mit Superlativen wie dem obrigen beikommt. Das Produzieren eigener Tracks mag bei ihm zwar seit jeher nicht unbedingt im Vordergrund stehen – doch wenn diese Lichtgestalt des Techno mit Teilen ihrer unermesslichen Vinylplattensammlung am DJ-Pult zur Tat schreitet, kann man sich auch heute noch eines unvergesslichen Abends gewiss sein.

Erobique in den Kammerspielen

Ganze zwei davon dürfte man auch im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele erleben, wenn dort am 8. und 9. November eigens die Stühle aus dem Parkett geräumt werden, um mit Carsten Meyer aka Erobique einen Gast zu laden, der von der FAZ auch mal als „lebende Discokugel“ gepriesen wurde. Völlig zurecht übrigens, denn wer etwa einen seiner Alleinunterhalter-Auftritte in der Alten Kongresshalle erleben durfte, wird angesichts dieser eskapistischen Sause mit ebenso schrulligen wie euphorisierenden Hits à la „Urlaub in Italien“ noch immer mit dem Tanzbein zucken.

Cosmica Bandida im Blitz Club

Tanzbarkeit verspricht indes auch die Record-Release-Show aus dem Hau- se des undergroundigen Münchner Trikont-Labels im Blitz Club am 13. No- vember. Stellt dort doch mit dem ko- lumbianisch-deutschen Projekt Cosmica Bandida ein Duo sein Debütalbum „Fieras“ vor, das seine psychedelisch elektrifizierten Cumbia-Grooves auch gerne mal in Richtung Italo Disco oder Trap verzweigt. Geht man etwa von den Eindrücken des Live-Videos ihres Tracks „Gusano“ aus dem Berliner Kultladen SO36 aus, so dürfte es gewiss ein ziemlich entgrenzender Trip werden, zu dem Manuela Illera und David Blitz im Blitz bitten.

Magro im Milla Club

Aus einer ganz anderen Ecke kommt wiederum der Berliner Schlagzeuger und Produzent Magro, der auf seinen Alben filigrane Verbindungslinien zwischen Jazz-Geschmeidigkeit, Hip-Hop-Beatwucht und R’n’B-Soulfulness schafft. Wie lässig und unverkopft das als Fusion zusammengeht, wird er nun bei der Präsentation seines tags zuvor erscheinenden neuen Albums am 14. November mit seinem Trio in der Milla demonstrieren.

Blurred Vision Soundsystem Culture Festivals im Muffatwerk

Und damit zu einem Gespann, das man Münchner Elektronik-Fans im Grunde gar nicht mehr vorzustellen braucht. Sind Benedikt Wiessmeierund Jakob Döring aka Schlachthofbronx als Forschungsreisende in Sachen Bassmusik doch längst bekannt wie ein bunter Hund. Als Gastgeber des Blurred Vision Soundsystem Culture Festivals am 14. November im Ampere und im Muffatcafé bringen sie neben der körperlichen Erfahrbarkeit ihres Elemental Wave Soundsystems nun erneut eine ganze Schar an Bass-Culture-Gästen mit. Sei es die marokkanisch-stämmige Britin Sicaria mit ihrer kühnen Neuinterpretation nordafrikanischer Musiken, sei es DJ Travella aus Tansania, der seinen rasanten Singeli-Sound auf die Bühne bringt, oder auch der Stuttgarter Dub-Spezialist Ghost Dubs, der für grandios entschleunigtes Kopfkino sorgt – näher als hier wird man der weiten Welt des Basses nirgendwo anders kommen.

Grandbrothers in der Muffathalle

Weniger bassorientiert, dafür aber von einem romantischen Geist durchweht, geht es im Muffatwerk weiter, wenn dort am 19. November die Grandbrothers gastieren. Waren Erol Sarp und Lukas Vogel mit ihrer feinteiligen Verschmelzung von Klaviermusik und Electronica zuletzt noch im Ampere zu sehen, so folgt mit der Präsentation ihres neuen Albums „Elsewhere“ nun erstmals der große Aufschlag in der Muffathalle.

Thycaline im Ampere

Für all jene, denen die Musik darauf womöglich eine Spur zu anschlussfähig geraten ist, empfiehlt sich mit William Rezé aka Thycaline einer, dem der kitschgefährdete Spagat zwischen Electronica, Klassik und weltmusikalischen Aspekten mit einer Eleganz gelingt, die tatsächlich ihresgleichen sucht. Am 22. November lädt dieser unbedingt hörenswerte Soundwizard zum Tanzen und Staunen ins Ampere ein.

Fritz Kalkbrenner in der Tonhalle

Bleibt mit Fritz Kalkbrenner (30. November, Tonhalle) noch einer, der freilich längst sehr viel mehr ist als nur der kleine Bruder von Paul Kalkbren- ner. Gehört Kalkbrenner der Jüngere doch spätestens seit seinem Durch- bruchsalbum „Sick Travellin‘“ von 2012 als ebenso erfrischend unperfekt wie beseelt knödelnder Meister aus dem melodisch-gefühlvollen bis House-ori- entierten Dance-Fach zur ersten Riege der elektronischen Musik. Da hat sich auch dreizehn Jahre und fünf beseelt verknödelte Alben später nichts dran