Oper für Alle

Opernfestspiele 2024: Wohliger Weltschmerz

Lebensfreude pur: Vom 28. Juni bis 31. Juli verwandelt sich die Innenstadt in die schönste Freiluft-Bühne – voller Opern-Vorfreude

    Schau, Spatzl: Die vielen feinen Leute! Er wusste ja schon, warum er die eleganteste Zeit im Jahr an einem der schönsten Plätze der Innenstadt so sehr schätzte – auch wenn er vor dem eigentlichen Operngeschehen mit gelegentlich verwirrend vielen Rheintöchtern ein wenig eingeschüchtert wirkte: Der „Monaco Franze“ – und nicht nur er – liebt die Tage, wenn plötzlich auf den oft noch sonnenwarmen Stufen vor dem Portikus, in den Arkaden und in Straßencafés rund um den Max-Joseph-Platz ganz große Oper gespielt wird.

    Die Hauptdarsteller: beschwingte Münchner sowie von nah und fern anreisende Musikgäste. Der sommerlichen Leichtigkeit der Opernfestspiele, die in diesem Jahr von 28. Juni bis 31. Juli die Stadt in Atem halten, kann man sich nicht entziehen – schon gar nicht auf einer Picknick-Decke beim alljährlichen „Oper für alle“-Freiluft-Event, bei dem am 27. Juli die neue „Tosca“-Produktion, die erst Ende Mai Premiere feierte, auch live „nach draußen“ übertragen wird.

    Intendant Serge Dorny macht mal wieder die ganze (Musik-)Welt auf sein Haus aufmerksam. Er greift damit auf die Tradition der Opernfestspiele zurück, die es seit dem Jahr 1875 gibt, als zum ersten Mal ein „Festlicher Sommer“ gefeiert wurde. Wie üblich kommen dabei neue Inszenierungen sowie die schönsten Aufführungen aus dem Repertoire zusammen – dazu auch Ballett-Abende wie „Le Parc“ (3. Juli) oder den Gemeinschaftsabend von Nacho Duato, Andrew Skeels und Sharon Eyal (10. Juli). Eine Ballett-Premiere wird die „Sphären.02/Preljocai“-Aufführung (Cuvilliés-Theater, ab 18. Juli)

    Der Moment, auf den viele Fans hinfiebern ist die Opern-Festspielpremiere von „Le Grand Macabre“ von György Ligeti (ab 28. Juni), das auf einem Schauspiel von Michel de Ghelderode beruht. Erzählt wird von nichts weniger als vom Weltuntergang. Nekrotzar ist aus seinem Sarg geklettert, um im Breughel-Land die Auslöschung alles Lebens anzukündigen. Doch das ist erst der Anfang.

    Ebenfalls zum ersten Mal hebt sich bei „Pelléas et Mélisande“, der tragisch endenden Dreiecksliebe zwischen zwei Stiefbrüdern und ihrer geheimnisvollen Geliebten, der Vorhang. Die Stückvorlage für den Komponisten Claude Debussy lieferte hier der flämische Symbolist Maurice Maeterlinck (Prinzregententheater, ab 9. Juli).

    Ein Wiedersehen, -hören und –staunen gibt es unter anderem gleich zwei Mal mit Wagner-Werken („Parsifal“ am 20./23. Juli sowie „Tannhäuser“ am 21./25. und 28. Juli). Von Puccini stammen nicht nur die „Tosca“, sondern auch „La fanciulla del West“ (26./29. Juli). Zudem runden Kammerkonzerte und Liederabende das Programm in Champagner-Laune ab. Stößchen!