Auch ein Augenschmaus: Der Nebenraum im Green Beetle

Green Beetle: Nicht Luft und Liebe allein

„Eat, drink, love like a beetle“ – das vegetarisch-vegane Lokal Green Beetle in Bogenhausen hat mit neuem Motto nochmal nachjustiert

Seit Herbst 2021 bereichert der grüne Käfer die kulinarische Welt des bekannten Münchner Feinkostunternehmens mit seinem vegetarisch-veganen und nachhaltigen Konzept als ein Herzensprojekt, wie Hausherr Michael Käfer und Gattin Clarissa bei der Vorstellung damals verkündeten. Die anwesende Pressemeute war ziemlich angetan von dieser Nachhaltigkeit, die man natürlich in Küche und Keller, aber auch bei Interieur und gar der Berufskleidung des Personals präsentierte. Nun wurde bei einer erneuten Einladung verkündet, dass sich nach gut zwei ebenso „inspirierenden wie herausfordernden Jahren“ Felix Adebahr, Küchenchef der ersten Stunde, in eine Auszeit verabschiedet hat, um sich seiner jungen Familie widmen zu können. 

Eine gute Gelegenheit, das Konzept etwas nachzujustieren, Geschäftsführer Mario Stock und Michael Käfer haben es sich nicht nehmen lassen, auch das neue Team persönlich vorzustellen. Patric Geier ist neuer Küchenchef und das bis vor kurzem ausschließlich angebotene „Überraschungsmenü“ gibt es zwar immer noch (4 Gänge 70 Euro bis 6 Gänge 90), wurde aber um eine à la Carte-Auswahl ergänzt, wie es sie bereits zum Start schon gab. Unter der Woche hätte das Menükonzept weniger funktioniert, erklärte Koch und gestand, dass es vorgekommen sei, dass Gäste, „vor allem Männer“, nicht satt geworden wären. Wir wollen uns jetzt nicht an Helmut Dietl geschulten Fantasien über ruinierte Genussabende der Klientel mit anschließendem Türenknallen und Kühlschrank-Fressorgien in der Bogenhauser Villa versteigen – fest steht, dass Geier nun seine praktisch vegane Basisküche mit Extras wie Wachtel-Ei oder Ziegenkäse „aufpeppt“. 

Das Gemüse in seinen delikaten und ausgefallenen Zubereitungsarten soll weiterhin der Star auf dem Teller bleiben, aber hungrige Männer müssten sich trotzdem nicht mit „Pasta und Tomatensoße“ begnügen, so Koch. Dass jetzt nicht ein Sodom und Gomorra der tierischen Völlerei Einzug hält, dafür sorgt neben Geier, der sich gut ein halbes Jahr auf die neue Herausforderung vorbereitet hat, auch die stellvertretende Restaurantleitung Dora Banko als „Nachhaltigkeitsbeauftragte“. Auch der neue Chefkoch setzt wie sein Vorgänger neben der Verwendung von überwiegend regional bezogenen Gemüse-, Knollen- und Pilzsorten, Hülsenfrüchten, Kräutern und Obst auf den Einsatz von unterschiedlichen Gartechniken und Fermentierung, um Genuss rund um die Elemente „Erde, Wasser, Feuer, Luft und Liebe“ auf die Teller zu zaubern. 

Und das kam bei einem kleinen Auszug aus der Karte toll angerichtet zu einer passenden Weinauswahl, unter anderem mit einem höchst bemerkenswerten Viognier Eclectique von Skouras vom Peloponnes, und alkoholfreier Begleitung von Getränkebeauftragter Laura Osswald auf den Tisch: Zichorien mit Apfelbalsam mariniert, Leindotter und schwarzer Rettich (15 Euro, nicht nur Männer könnten dazu Brillat-Savarin haben +5); raffiniert gepickelte Rote Bete in Scheiben auf Ursalz gebacken und Belugalinsen angerichtet (19, plus Ziegenkäse möglich); Umami-Ravioli mit Mönchsbart und bunten Karotten, die wie eine Reminiszenz an die berühmten Ravioli in der Dose von Otto Koch ganz hervorragend schmeckten. Als Überraschung gab es noch Blumenkohl glasiert mit Gerstenmiso, Spitzkohl und Tellerkraut (25) – auch hier satter Umami-Geschmack, der die Fleischeslust vergessen lässt. Als Dessert geeiste Schokolade auf Birnenragout mit Estragon-Öl (15), dazu Kakao mit Pfeffer! 

Fazit: Der grüne Käfer lebt nicht von Luft und Liebe allein und bietet in stimmigem Ambiente zu gehobenen, aber nicht abgeflogenen Preisen fleischlose Kost auf höchstem Niveau, mit viel Finesse und weitem kulinarischen Horizont – obwohl die meisten Zutaten aus der Region kommen! Die Rückkehr zu à la Carte ist ein Gewinn, die Weinauswahl war einfallsreich kuratiert, die gut gedachte alkoholfreie Variante könnte noch etwas nachgebessert werden, vor allem, was die Süße betrifft. Ansonsten: Bravo.  

Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan

  • Green Beetle
  • Schumannstraße 9, 81675 München
  • Di-Sa: 12 bis 15/18 bis 24 Uhr
  • Webseite