Das „Fräulein Wagner“ blickt stolz auf ihr schönes Lokal

Restaurant Fräulein Wagner: Edith exquisit

Frischer Look und moderne regionale Küche: das Restaurant Fräulein Wagner im Augustin Hotel an der Alten Kongresshalle

Auch das zwischen dem 2019 eröffneten Hotel Augustin und der Alten Kongresshalle angesiedelte Fräulein Wagner hat es Corona bedingt bisher nicht leicht gehabt – mit dem Unterschied, dass der finanzielle Druck auf dem von der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung der Augustiner Brauerei betriebenen Restaurant nicht ganz so groß wie vielerorts gewesen sein dürfte. Als Frühstücksraum fürs Hotel wurde die Lokalität mit seinen rund 150 Sitzplätzen genutzt und bei den Angestellten der zahlreichen umliegenden Büros war sie mittags schon bald ein Renner. Vor ein paar Wochen wurde dann mit viel Prominenz aus Politik und Kultur der anfangs noch vorsichtig von Donnerstag bis Samstag terminierte Abendbetrieb bei einer sogenannten „Kostprobe“ vorgestellt. Dazu später mehr.

Das Restaurant, wie das Hotel u.a. gestaltet vom Innenarchitekturbüro Michael Manzenreiter aus Wien, verströmt einen frischen Look mit Anklängen an Münchens wilde Zeiten in den Siebzigern: blumige, fast psychedelische Muster auf den Sitzmöbeln, kontrastiert von einem großen Wandbild der 1899 geborenen Namensgeberin Edith Haberland-Wagner aus und in den Zwanziger Jahren. Diese war nicht nur eine begeisterte Künstlerin, erfährt man auf der Website der Stiftung, als Nachfahrin der Gründer der Augustiner-Brauerei war sie sich ihrer Verantwortung gegenüber der Brauerei und deren Mitarbeitern mehr als bewusst. Als ihr Vermächtnis beschloss das „Fräulein Wagner“, verwitwet und kinderlos, eine Stiftung zu gründen, um den Erhalt der Brauerei zu sichern und der Gesellschaft philanthropisch zu dienen: mit Jugendförderung, mildtätigen Zwecken, Einrichtungen für Blinde und schwerkranke Kinder, Denkmalschutz u.v.m. Und dass das Bier der Privatbrauerei nicht nach internationaler Einheitsplörre schmeckt – auch dafür werden viele dankbar sein.

Vegetarische Lasagne mit Aubergine, Zucchini, Puntarella...
© Rainer Germann / InMagazin Verlags GmbH

Tagsüber erstrahlt die Lokalität im Licht einer sonnendurchfluteten Fensterfront mit Blick auf eine große Terrasse – Hot Spot für Lunch und Kaffeepause. Wenn Catherine Demeter, seit 2013 Stiftungs-Vorstandvorsitzende, etwas in die Hand nimmt, ist es, wie auch im Restaurant Museum im Bayerischen Nationalmuseum, meist mit Geschmack auf und außerhalb des Tellers verbunden. Die Mittagskarte listet moderne und traditionelle Gerichte wie Caesar Salad (9,50), der mit Avocado (+3) oder White Tiger Garnelen (+7) gepimpt werden kann, eine sehr gelungene Quiche Lorraine mit Schnittlauch-Schmand und Kräutersalat (9,50), eine arabisch angehauchte Sabich-Bowl mit eingelegter Aubergine, Kichererbsen, Tomaten-Gurkensalat, Hummus und Amba-Soße (10,50), hausgemachte Bandnudeln mit Tomatensugo (11,50) oder Trüffel (14), Thai-Curry (15,50) oder Seelachsfilet mit Perlgraupen-Risotto (16,50). Unter „Speisereise“ wird ein wöchentlich wechselndes Mittagmenü (2 Gänge 13,28 Euro/3 Gänge 16,50 Euro, inkl. 0,2 Wasser) angeboten. Eine sehr gelungene vegetarische Lasagne mit Aubergine, Zucchini, Puntarella (italienische Chicorée-Variante) und wunderbar süßer Tomatensoße konnte ebenso überzeugen wie die als Dessert gereichte Mandarinen-Crème brûlée – und das zum Augustiner-Gründungsjahr-Preis!

Mandarinen-Crème brûlée...
© Rainer Germann / InMagazin Verlags GmbH

Bei der bereits erwähnten „Kostprobe“ wurden viele auf der Abendkarte versammelten Gerichte (12 bis 18/Vorspeisen; 21 bis 33/Hauptgerichte; um die 9/Nachspeisen) schon einmal vorweg in kleinen Portionen probiert: Küchenchef Gideon Huth und sein Team servierten Burrata von Oifra aus München auf Erbsen-Mus mit Radieschen und Buchweizen, Carpaccio vom jungen Bio-Kohlrabi, ganz raffiniert süß-sauer angemacht mit Rosenkohl, Marone und Trüffel, sowie eine wunderbare geschmorte Aubergine mit Hummus, Granatapfelkernen und Chimichurri. Vegetarische und mediterran-orientalisch angehauchte Küche auf der Höhe der Zeit ist das. Das Forellenfilet vom Gutshof Polting mit Buttermilch-Beurre Blanc wurde leider verpasst, aber aus berufenem Munde von der Tischnachbarin als „hervorragend“ bezeichnet, und zum österreichischen Maishähnchen mit gegrilltem Topinambur und Sauce Bérnaise fällt einem nur ganz altmodisch „exquisit“ ein. Als Nachtisch noch ein überbackener Birnenkuchen, grünes Apfel-Sorbet und „Heiße Liebe“ von der Himbeere – ebenfalls alles sehr gelungen.

Fazit: Die gute Edith wäre wohl stolz auf ihr Restaurant Fräulein Wagner, das Tradition und Moderne auf viel zitierte aber selten erreichte Form verbindet. Natürlich hat diese Qualität zumindest abends auch ihren Preis, mittags dagegen: ein Schnäppchen. Der Service aufmerksam und dass hier auch „ältere Semester“, sprich Profis, zum Einsatz kommen – äußerst sympathisch. 

Autor: Rainer Germann

Fräulein Wagner, Am Bavariapark 16
Frühstück: Mo-Fr 7-10/Sa, So 7-13 Uhr; Mittag: Mo-Fr 11.30-14 Uhr/ Abend: Do-Sa: 18-21.30 Uhr; Tel.: 089 510 88 31 60; www.frlwagner.com