Das Nerodom in der Ganghoferstraße

Das Nerodom schließt: Münchens Gothik-Szene trauert

Das Nerodom, der für düstere Klänge bekannte Kellerclub im Westend, muss im März schließen. Stammgäste haben noch drei Wochenenden Zeit zum Abschiednehmen. 

Von den meisten Münchnerinnen und Münchnern wahrscheinlich unbemerkt, muss diesen Monat ein Underground-Club, der für die bayerische Gothic-Szene zwei Jahrzehnte lang ein geliebtes Refugium war, für immer die Pforten schließen. Im 2003 im Westend eröffneten Nerodom – Untertitel “der schwarze Club” – gehen im März die Lichter und die wirklich sehenswerte Lasershow für immer aus. Betreiber Frank Ottenbacher, vielen auch unter seinem Künstlernamen DJ Leviathan ein Begriff, fand trotz intensiver Verhandlungen “leider keine Übereinkunft zu den neuen Konditionen mit dem neuen Vermieter”.

So bleiben also nur noch drei Wochenenden für alle möglichen Gothics, Dark Waver, Post-Punker, EBM-Industrial-Fans und Fetisch-Freunde, die hier jahrelang in leicht morbider, aber auch total faszinierender Atmosphäre unter ihresgleichen feiern konnten. Gleich heute Abend steigt die letzte erotisch angehauchte Munich Excentric Night mit DJ Jolly aus Berlin. Natürlich gibt’s einen Dresscode: Gothic, Lolita, Uniform, Fetisch, Lack, Leder, Latex oder Dessous sind als Schlüsselreize zum Mitfeiern gesetzt.

Klamottentechnisch etwas weniger aufwendig, Hauptsache schwarz gekleidet, können Interessierte alternativ auch am Samstag zur Dark Night mit DJ DarkSpyro kommen, der alle Spielarten von Gothic-Musik in der DJ-Kanzel vor der großen CD-Regalwand (ja, hier gibt’s noch eine riesige Sammlung mit insgesamt 5.000 CDs) auflegt. An den zwei darauffolgenden Wochenenden stehen im Partykalender noch zwei Mittelalter-Tanznächte (10. und 17. März), eine weitere Dark Night (11. März) und zum Grande Finale die Closing-Party am Samstag, dem 18. März. In dieser letzten Nacht können die Stammgäste noch einmal schweren Herzens Abschied nehmen.

Für die schwarze Szene ist das Nerodom-Aus ein echter Schlag ins Kontor. Schließlich war der verwinkelte Gewölbekeller der einzige rein schwarze Club Süddeutschlands. Überhaupt scheinen es Special-Interest-Läden, die auf bestimmte Zielgruppen geeicht sind, immer schwerer zu haben. Deutschlandweit beachtete Szenespots wie das Zillo in Hamburg, das Zwischenfall in Bochum oder die Karlsruher Kulturruine mussten ebenfalls schon die Segel streichen. In München muss die schwarze Szene künftig verstärkt auf Locations wie das Feierwerk, den Strom-Club, den Milla-Club, die X-Bar im Lehel oder den alten Nachtwerk-Club mit den “Born to Rock”-Partys ausweichen.

Das Nerodom soll aber zumindest in Form von virtuellen Partys weiterleben. Die Resident-DJs haben sich vorgenommen, mit regelmäßigen Livestream-Übertragungen über den hauseigenen Twitch-Kanal das altbekannte Feeling und die gruftigen Grooves wenigstens noch in die heimischen Wohnzimmer zu übertragen. Wer übrigens für die eigenen vier Wände noch Erinnerungsstücke sucht, kann an der Bar nachfragen. Viele Einrichtungsgegenstände aus dem Nerodom stehen zum Verkauf!

Nerodom – Der schwarze Club, Ganghoferstr. 74
Freitag und Samstag ab 21 Uhr (noch bis 18. März), Webseite