So muss Bio-Schweinebraten schmecken und aussehen: Hörgers Tafernwirtschaft

Hörgers Tafernwirtschaft: Leben mit dem Lande

Im Hörger Biohotel Tafernwirtschaft bei Kranzberg kann man einen besonderen Apfel entdecken und mit gutem Gewissen Fleisch genießen 

Gleich vorweg, Achtung: in diesem Artikel geht es (auch) um Fleischverzehr! Und man kommt hier am besten mit dem Auto hin … Die weiterhin interessierten Leserinnen und Leser können sich nun auf eine Exkursion nach Hohenbercha bei Kranzberg einlassen, genauer gesagt ins Hörger Biohotel Tafernwirtschaft. „Tafernwirtschaft“? Nun, in früheren Zeiten war ein Gastwirt nur jemand, der die Lizenz hatte Bier auszuschenken – der Betreiber einer Tafernwirtschaft hingegen hatte unter der Auflage fahrenden Handwerksburschen Kost, Arbeit und Logis zu bieten, auch die Erlaubnis die Gäste mit Speis und Trank zu bewirten, Hochzeiten sowie Leichenschmaus auszurichten, manchmal sogar der Gerichtsbarkeit Räumlichkeit zu bieten. Das bisschen versteckt im Landkreis Freising liegende Anwesen ist seit 1888 im Besitz der Familie Hörger, verrät die Website. Und weiter erfährt man, dass das beliebte Dorfwirtshaus bereits 1970 eine allseits bekannte Ausflugsgaststätte war. 1998 erhielt dann der Betrieb durch Andreas Hörger und seine Frau Martina einen neuen Namen und das neu gebaute Hotel wurde damals zu einem Vorreiter der umweltbewussten und ökologischen Hotellerie. Im Sinne der Ökologie wurde bei der Gestaltung und Einrichtung des Hotels (rund 146 Euro das Doppelzimmer/Nacht) ausschließlich auf den Werkstoff Zirbenholz gesetzt, um „ein angenehm-behagliches Wohngefühl im Einklang mit der Natur rundum entstehen zu lassen“. 

Der Gast/Besucher ist erst einmal ein bisschen irritiert von dem fast japanisch anmutenden rechteckigen Gebäude, das zwischen historischen Apfelbäumen und der alten Tafernwirtschaft mit Anbau am Rand dieser kleinen Gemeinde wie ein Monolith steht. Apropos Apfelbäume – auch diese haben eine Geschichte und die ist nicht uninteressant: Der Pfarrer Korbinian Wagner (1885 bis 1966) war ein enger Freund des Hauses und ein begeisterter Obstbauer, der sich sogar während der Haft im Konzentrationslager Dachau der Apfelzucht widmete – viele Ableger dieser Bäume wachsen unter dem Namen „Korbiniansapfel“ hier auf dem Hörger-Anwesen. Doch nun genug des historischen Rahmens, wir wollen doch wissen, was die „Taferner“ Andreas und Martina Hörger den Gästen im Wirtshaus zu bieten haben. 

Schwein gehabt

Ein Sonntag Ende April, der großzügige Wirts- und Biergarten, der bestimmt rund 150 Plätze bietet, ist noch geschlossen. Am Wochenende sollte man hier unbedingt reservieren, die Wirtschaft ist in verschiedene Räumlichkeiten unterteilt, wir werden von der Chefin selbst in den großen Saal geführt, dieser ist brechend voll, es ist dementsprechend laut. An großen Tischen sitzen ganze Familienclans bei diversen Feierlichkeiten, dazwischen hungrige Radler-Pärchen und Ausflügler. Die Wirtschaft scheint nicht nur beliebt im ganzen Umland, uns hat man auf Empfehlung eines Freisinger Freundes gleich aus München hergelockt. 

Bio ist beim Hörger nicht nur ein x-beliebiges Siegel sondern Anspruch und Leidenschaft – so das Credo des Hauses. Hier kommt nur Bio-Fleisch aus artgerechter Tierhaltung von Züchtern wie Hubert Lehmair aus Lueg (Schwein), Wast Altmann aus Baumgarten (Fleckvieh-Färse) oder Johannes Reindl aus Eisenhofen (Kalb) an den Tisch, alles Gemüse ist ebenfalls aus 100 % biologischem Anbau. Und: In der Küche wird selbstverständlich ohne Zusatz künstlicher Aroma- und Geschmacksstoffe gearbeitet. Und wie schmeckt’s? Aufgrund von Nachfrage und Verfügbarkeit gibt es hier eine wöchentlich wechselnde Karte, die saisonale Spezialitäten wie Spargel in diversen Variationen (ab 24,90) oder schussfrisches Wild wie Rehragout mit Semmelknödel und Salat (19,90) sowie diverse vegetarische Gerichte wie Spinatknödel in brauner Butter mit Salbei und Parmesan (15,90) auflistet. Wir sind explizit fürs Fleisch gekommen, hauptsächlich, um mal wieder einen richtig guten Schweinebraten zu essen. Dieser wird bestellt und kommt mit sehr ordentlichem Kartoffelknödel und einem schönen Beilagensalat (16,90, kl. 13,90) an den Tisch und was soll man sagen: Der Weg hat sich gelohnt. Auch für die mit einer wunderbaren Farce gefüllte Kalbsbrust, dazu ein guter Kartoffel-Feldsalat (19,90) und das gegrillte Spanferkel mit Kartoffelknödel und klassischem Speckkrautsalat (17,90). Hier wird einfach richtig gut bayerisch gekocht, leider bekommt man das in der Landeshauptstadt immer seltener. Alle Bio-Desserts von Kaiserschmarrn (12,90) bis Bayerisch Creme mit Himbeerspiegel (6,90) klingen gut, die probieren wir aber das nächste Mal, denn der Ausflug lohnt sich.

Fazit: „Leben mit dem Lande“ ist ein weiteres Motto der Hörgers. Das kann man unterschreiben: Das Schwein- und Kalbfleisch schmeckt einfach „echt“ – ohne Weichmacher oder andere chemische Zusätze. Die Soßen bestens angesetzt und abgeschmeckt, die Beilagen frisch und knackig. Das nächste Mal sitzen wir lieber draußen oder im Nebenzimmer, bzw. kommen einfach unter der Woche wieder. Und das ganz bestimmt.

Autor: Rainer Germann

Hörger Biohotel Tafernwirtschaft, Hohenbercha 38
Täglich von 11.30 bis 24 Uhr, Tel.: 08166 990 980, www.hoerger-biohotel.de