19:00 Uhr
Residenztheater, Max-Joseph-Platz 1, 80539
München
Theater
Sankt Falstaff
Sprachlich geschliffen und mit widerständigem Witz übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Königsdrama «King Henry IV» in die aktuelle Gegenwart erodierender Demokratien. Das Königsdrama neugedacht: als schonungslosen Blick auf Machtverhältnisse, politische Brüche und fragile Allianzen.
Sankt Falstaff
von Ewald Palmetshofer frei nach Shakespeares «King Henry IV»
Mit Steven Scharf, Johannes Nussbaum, Steffen Hödl, Myriam Schröder, Vincent Glander u.a.
Live-Musik: Benedikt Brachtel
Uraufführung / Auftragswerk
Künstlerische Leitung
Inszenierung: Alexander Eisenach
Bühne: Daniel Wollenzin
Kostüme: Claudia Irro
Musik: Benedikt Brachtel, Sven Michelson
Video: Oliver Rossol
Licht: Verena Mayr
Dramaturgie: Constanze Kargl
Die Besprechung unseres Theaterexperten Peter Eidenberger:
Machtkampf in nicht zu ferner Zukunft, das Heute im Blick: Ewald Palmetshofer, Dramaturg und Hausautor, hat sich am Residenztheater Shakespeares Doppel-Drama „Heinrich IV.“ vorgenommen und neu erfunden. Auch in „Sankt Falstaff“ geht es um eine Regierungsnachfolge, allerdings in postroyalen, aber auch postdemokratischen Zeiten, denn der König hat zwar eine Krone, aber er ist nur Quasi-König. Doch sein Junior Harri hat keinen Bock auf Macht. Der hängt lieber im Nachtleben herum, wo Falstaff ihn findet: im Pissbecken hängend.
Falstaff (Steven Scharf) und Harri (Johannes Nussbaum), da treffen auch zwei Schichten aufeinander, zwei Welten, die auf der Bühne des Residenztheaters oben und unten einer Drehbühne sind: weitläufige Schräge für die Macht und darunter geduckt auf der Rückseite die angeranzte Kneipe. Die erotische Annäherung der beiden Männer hat Grenzen, bald geht es um Macht und Spielchen: durch Konkurrenten (Niklas Mitteregger) und Einflüsterer (Lukas Rüppel, Vincent Glander). Die Frauen sind hier durchaus selbstbewusst und klug (Myriam Schröder, Isabell Antonia Höckel), aber leider Nebensache: herzlich willkommen beim Studium der Mechanismen einer Männerwelt. Mit der vollen Absicht, die Willkür wiederzuerkennen, mit der Autokraten gerade unsere Welt umbauen. Regisseur Alexander Eisenach bringt den Text zum Funkeln (auch mit Live-Videos), er sortiert die Atemlosigkeit in Palmetshofers Kunst, die herausfordernd ist – das Versmaß alt, die Satzstellung ungewohnt. Aber wortmächtig und fabulierlustig und gerne so derb wie in Shakespeares Volkstheater, nur heißt’s hier halt: „Ich check’s nicht, was du an diesem Abfuck findest.“ Das Ensemble spielt das mit grandioser Selbstverständlichkeit. Ovationen, mit einer Sonderration für den Autor.
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Veranstaltungsort / Karte
Residenztheater
Adresse: Max-Joseph-Platz 1,
80539 München