Münchner Kammerspiele - Schauspielhaus

Mephisto

Sonntag, 14.12.2025
16:00 Uhr – 19:40 Uhr

Münchner Kammerspiele / Münchner Kammerspiele – Schauspielhaus, Maximilianstr. 26-28, 80539 München
Theater

Mephisto

Nach dem Roman einer Karriere von Klaus Mann

Für den Schauspieler Hendrik Höfgen beginnt mit seinem Engagement am Preußischen Staatstheater in Berlin ein beängstigender Aufstieg. Nach seinem Triumph in der Rolle des Mephisto schließt er selbst einen Pakt mit dem Teufel. Der faschistische Ministerpräsident beruft ihn zum Intendanten.




Mit Bless Amada, Erwin Aljukić, Johanna Eiworth, Elias Krischke, Linda Pöppel, Thomas Schmauser, Maren Solty, Edmund Telgenkämper, Martin Weigel

Regie Jette Steckel

Bühne Florian Lösche

Kostüme Pauline Hüners

Musik Mark Badur, Elias Krischke

Lichtdesign Maximilian Kraußmüller

Fassung Emilia Heinrich, Jette Steckel, Johanna Höhmann

Dramaturgie Johanna Höhmann, Theresa Schlesinger, Carl Hegemann



Mit englischen Übertiteln



Die Besprechung unseres Rezensenten Peter Eidenberger:


Kunst und Moral, Mensch und Macht: Klaus Mann erzählt in seinem Roman Mephisto (von 1936) von der Karriere eines Schauspielers vor und im Nazi-Faschismus – und unverkennbar angelehnt an seinen Ex-Schwager, die deutsche Theaterlegende Gustaf Gründgens. Das Schauspielhaus der Kammerspiele steht und jubelt nach dreieinhalb Stunden sattester Schauspielkunst. Jette Steckels mitreißend-bewegende Bühnenumsetzung lässt klug die heutigen Kulturdebatten mitschwingen – ohne Zeigefinger. Ein Abend, der das Zeug zum Renner hat.


Steckel lässt ihren „Mephisto“ fast durchgehend im Theater spielen. Sie beginnt mit Probenarbeit, den üblichen Nickelig- und Eitelkeiten: selbstiro- nischer Blick hinter die Kulissen. Die Qualität von Florian Lösches Bühnen- bild erweist sich schon hier: Verschiebbare, übermannshohe Lichtquader schaffen blitzschnelle, atmosphärische Wechsel für dieses Stationendrama, das die Hauptfigur von Hamburg nach Berlin führt – vom kleinen Mimen zur Intendanz.



Der fiktive Gründgens heißt im Buch und auf der Bühne Hendrik Höfgen, und Thomas Schmauser, dieser wunder- bare, immer leicht irrlichternde Schauspieler, ist die Idealbesetzung für die Darstellung eines Künstlers, der sich windet und wendet – immer zwischen Anspruch und Gewissen, Ehrgeiz und Verantwortung. Beim privaten Disput mit der Ehefrau (Linda Pöppel), die anfangs noch Verständnis hat für die Nazisprüche eines Kollegen (Elias Krischke, der auch am Schlagzeug für deutliche Musikakzente sorgt), ist Höfgen noch ein Linker. Die Liebe zu einem schwarzen Tänzer (Bless Amada) versteckt er aber, die später notwendige Flucht einer jüdischen Schauspielerin (Johanna Eiworth) ficht ihn nicht an: Er bleibt. Er muss bleiben – schließlich ist er „ein deutscher Schauspieler“. Als Mephisto in Berlin kommt der Durchbruch, bewundert vom Ministerpräsidenten: Edmund Telgenkämper als Göring-Alter-Ego macht das grandios zur teuflischen Machtdemo, die einen frieren lässt.


Schmausers Höfgen bleibt ein Zerrissener. Die Machtergreifung der Nazis sieht er als normalen demokratischen Vorgang, er verunglimpft auch andere, wenn’s der Karriere dient, oder gibt dem Führer Sprech-Coaching (herrlicher Slapstick mit Erwin Aljukić) – und zugleich setzt er sich ein für einen kommunistischen Kollegen im Knast (Mar- tin Weigel). Ein Selbstbetrug, aus dem es keinen Ausweg gibt. „Du legitimierst hier Faschisten!“, schmeißt ihm seine Frau am Ende an den Kopf. Höfgen schreit panisch: „Text!“ Doch die Souffleuse schweigt.





Premiere: 28.2.2025


Ein Künstler zwischen Anpassung und Aufbegehren

Für den Schauspieler Hendrik Höfgen beginnt mit seinem Engagement am Preußischen Staatstheater in Berlin ein beängstigender Aufstieg. Nach seinem Triumph in der Rolle des Mephisto schließt er selbst einen Pakt mit dem Teufel. Der faschistische Ministerpräsident beruft ihn zum Intendanten. Höfgen gerät in die Rolle seines Lebens: Lavieren zwischen Anpassung und Aufbegehren, zwischen Profit und Systemkritik, zwischen Kunst und Macht.


„Mephisto“ ist Klaus Manns vernichtendes Zeugnis der Biografie des Schauspielers und Intendanten Gustaf Gründgens, der von 1925 bis 28 mit Manns Schwester Erika verheiratet war. Über Jahrzehnte in West-Deutschland verboten, ist „Mephisto“ einer der umstrittensten Romane der deutschen Nachkriegsgesellschaft: ein Schlüsseltext über die Verantwortung des Einzelnen in einem faschistischen Staat.

Jette Steckel wurde mit „Die Vaterlosen“, ihrem umjubelten München-Debüt, 2024 erstmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Sie ist eine Expertin für fantasievolle Romandramatisierungen und eine Meisterin bildgewaltiger, poetischer Schauspielfeste.


„Sind wir zum eigenen Vorteil bereit, die Grenzen unserer Überzeugung einzureißen? Würden wir die Kunst, um sie zu ermöglichen, ihrer Freiheit berauben und zur Interessensvertreterin werden lassen? Das sind Fragen, die sich vor dem Hintergrund der erstarkenden rechten Gesinnung gegenwärtig in unserem Land stellen. Wann wird der Mensch, und speziell der Künstler zum Opportunisten?“

– Jette Steckel, Regisseurin


Thomas Schmauser wurde für seine Rolle Hendrik Höfgen zum Schauspieler des Jahres 2025 von Theater heute gewählt.



Mit: Bless Amada, Erwin Aljukić, Johanna Eiworth, Elias Krischke, Linda Pöppel, Thomas Schmauser, Maren Solty, Edmund Telgenkämper, Martin Weigel

Regie: Jette Steckel

Bühne: Florian Lösche

Kostüme: Pauline Hüners

Musik: Mark Badur, Elias Krischke

Lichtdesign: Maximilian Kraußmüller

Fassung: Emilia Heinrich, Jette Steckel, Johanna Höhmann

Dramaturgie: Johanna Höhmann, Theresa Schlesinger, Carl Hegemann



Pressestimmen:

„Jette Steckels Münchner Inszenierung ist einem Sohn der Stadt gewidmet – und bringt die Kammerspiele zum Leuchten. Sie ist schillernd und klar; sie ist gewitzt, klug und uneingeschränkt charismatisch.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung • 5.3.23)

„…glückt hier ein überzeugender, satter und unterhaltsamer Zugriff auf den Stoff mit den vielen Mitteln des Theaters.“ (Münchner Merkur • 3.3.25)

„Am Ende applaudierte ein dankbares Premierenpublikum stehend einem starken Stück Theater und einem Triumph der Kammerspiele.“ (Abendzeitung • 3.3.25)

Termine & Tickets

Sonntag, 14.12.2025 16:00 Uhr – 19:40 Uhr – Einführung ab 15:30 Tickets
Sonntag, 04.01.2026 16:00 Uhr – 19:40 Uhr Tickets

Veranstaltungsort / Karte

Münchner Kammerspiele / Münchner Kammerspiele – Schauspielhaus
Adresse: Maximilianstr. 26-28, 80539 München

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