19:00 Uhr
Pasinger Fabrik / Theater Viel Lärm um Nichts, August-Exter-Straße 1, 81245
München
Theater
Freuhoit in Kräääh-Winkel
Posse mit Gesang von und nach Johann Nepomuk Nestroy. R: Andreas Seyferth. Mit Lisa Weismeier, Alexander Wagner, Leon Sandner, Denis Fink, Judith Bopp. Europa, Ende 19. Jahrhundert: Revolution in Wien! Während der Stammtisch jubelt, wird den Staatsstuben himmelangst. Spitzel und Nachtwächter finden sich im Meinungskrieg. Krähwinkels Behördenleiter bietet Herrn Ultra eine Stelle als Zensor an, doch der ist Redakteur und hat Besseres zu tun. Ultra erscheint als Abgesandter der Europäischen Freiheits- und Gleichheitskommission und verkündet Rede-, Presse- und sonstige Freiheiten. Der Bürgermeister fällt in Ohnmacht. Und am Ende ist alles gut und im Eimer.
Am 31.12. inklusive Sektempfang

Bild: Leon Sandner, Foto: Robert Haas
Die Besprechung unseres Experten Peter Eidenberger:
Sein Name taucht schon lange nicht mehr auf Münchner Bühnen auf: Johann Nepomuk Nestroy. Den Wiener Meister des Genres „Posse mit Gesang“, der gerne Honoratioren und Kleinbürger mit satirisch-parodistischem Blick studierte, holt nun ein Theater zurück ins Licht, das gerne mal in der Versenkung der Theaterhistorie wühlt: das „Viel Lärm um nichts“. Mit „Freiheit in Krähwinkel“ reagierte Nestroy 1848 in einer kurzen Phase ohne Zensur auf politische Zeitumstände und zeigte, was in einem Kaff, in einer Gesellschaft passiert, wenn auf einmal so komische Sachen wie Freiheit und Denken aufkommen.
Die Theater-Chefs Andreas Seyferth und Margrit Carls lassen ihre Bearbeitung „Freuhoit in Kräääh-Winkel“ in einem alpenländischen Absurdistan spielen, der Himmel weiß-blau, Vögel zwitschern, die Dialekte mischen sich, die Klamotten auch: Man trägt Sakko zum Dirndl. In diesen Ausriss eines Gesellschaftsmodells bricht ein: Ultra. Ganz in Schwarz ist er Zauberer, Zampano, Zorro mit spaciger Brille und Zylinder, ein Zeitreisender in Sachen Aufklärung. Und schon kommen den Männern und Frauen, Bürgermeister, Klempner, Nachtwächter, Gspusi usw. Gedanken: mutige, besorgte, verträumte, ängstliche.
In dem Pasinger Theater drehen sie ein mächtiges Rad: Wortwitz, Literaturzitate und jede Menge Anspielungen, von Büchner bis PayPal. Gefühlt geht es um alles: um Machtgefüge und Zensur, um Bürokratie und Abschiebung, um Theater und Zeitungen, um Albträume, Militärmacht, Digitalisierung, das F-Wort, das keiner aussprechen darf: Freiheit. Und die KI kommt auch noch und sagt unverhohlen, was kommt: „Kreativität, Geist, Seele … die Zukunft hat dafür keine Verwendung“.
So hetzen wir fröhlich durch die Triggerpunkte von heute. Das Tempo ist hoch, der rote Faden verheddert sich schon mal – was Wunder: die neue Unübersichtlichkeit der Welt lässt grüßen. Das Ensemble macht aus dieser Zeitkritik-Sause eine köstliche: Neben Leon Sandner (als Ultra) Judith Bopp, Denis Fink, Alexander Wagner, Lisa Weismeier, dazu Ardhi Engls Klangerfindungen und passende Musikzitate: „Ein Loch ist im Eimer“. Keine Schenkelklopfer-Posse, sondern herrlich anarchischer Denkausflug.
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Veranstaltungsort / Karte
Pasinger Fabrik / Theater Viel Lärm um Nichts
Adresse: August-Exter-Straße 1,
81245 München
