Zoozie’z-Mitbegründer Marc Uebelherr und sein junges Team bringen mit der Kneipe 80 und dem Rolands Eck frischen Wind in altehrwürdige Restaurantklassiker.
Für Gastronom Marc Uebelherr ist 2025 ein aufregendes Jahr. Nach dem Opening des Daily Dosis in der Hofstatt eröffnete er im Januar, zusammen mit einem jungen Team, die Kneipe 80 im ehemaligen Tresznjewski an der Neuen Pinakothek. Das Lokal mit dem 80er-Jahre-Konzept schlug sofort ein wie eine Bombe. Frühes Erscheinen ist auch weiterhin ratsam, sonst wird’s kuschelig in der Pop-up-Bar. Weiter ging es im Mai mit der Social Tagesbar im Lehel und parallel mit dem Rolands Eck nahe dem Bonner Platz. Und erst vor wenigen Tagen legte Uebelherr ein spontanes Tänzchen mit dem Michelin-Männchen aufs Parkett, nachdem das Gourmetrestaurant Tohru in der Schreiberei, an dem er beteiligt ist, den dritten Stern bekommen hatte.
Es läuft also bei dem Gastroberater („Tasteful Hospitality”) und Gastgeber voller Herzblut, den viele noch aus dem legendären Zoozie’z am Baldeplatz kennen. Wir trafen uns kürzlich mit Marc Uebelherr und seinem Gastronomiekompagnon Alexander Brenner sowie den jungen Betriebschefs Julie Uebelherr und Vincent Bienmüller im neuen Rolands Eck. Das Schwabinger Kultlokal, das es schon in den 1970er-Jahren gab und das nun in einer Version 3.0 wie Phoenix aus der Asche emporsteigt, ist der neueste Gästemagnet, und das nicht nur für die unmittelbare Nachbarschaft.
Marc Uebelherr und seine junge Gastro-Gang im Interview
Hallo Marc, fangen wir mit dir an. Wie ist es so, plötzlich mit so vielen jungen Leuten zusammenzuarbeiten?
Marc Uebelherr: Ich sehe mich in der Rolle sehr geehrt, dass ich von jungen Menschen so akzeptiert werde. Und ich finde, die Zeit ist gekommen, um einen Generationswechsel einzuläuten. Wir als Erfahrene können von den Jungen viel lernen, wie die Gastronomie heute gesehen wird, wie man etwas Besonderes kreiert. Die Jungen können wiederum aus unseren Fehlern lernen, die wir sicher nicht noch mal machen. Dazu unsere Erfahrung, wie man Gastrokonzepte führt, das matcht natürlich.
Ich habe ja eine gewisse Reise hinter mir. Mein leider verstorbener Mentor, Martin Kolonko, hat mich 1988 in die Gastronomie gebracht, damals noch im Master’s Home, wo er Barchef war. Aus dieser Schule kann ich heute noch zehren. Wir haben zu der Zeit zwar nicht viel verdient, aber sehr viel gelernt. Das kommt mir immer noch zugute. Wir haben zahlreiche Konzepte erfunden, hatten harte, aber auch tolle Zeiten. Und heute fühle ich mich so, als wäre ich jetzt mit der Kneipe 80 und dem Rolands Eck wieder da, wo ich angefangen habe, nämlich 1999 im Zoozie’z. Für mich war es nun naheliegend, mit der jungen Generation neue Konzepte anzugehen.
Das Daily Dosis, die Kneipe 80 und das Rolands Eck machst du zusammen mit Alexander Brenner. Wie habt ihr euch kennengelernt?
Marc Uebelherr: Lia und Simon Kolonko, die Kinder von Anke und Martin Kolonko, haben mich angesprochen und mir Alexander Brenner in der Schreiberei vorgestellt. Ich hatte gleich ein gutes Bauchgefühl, und es hat auch vom ersten Moment an funktioniert. Das war also die Schnittstelle. Wir haben mit dem Daily Dosis in der Hofstatt angefangen, dort erst mal viel gemeinsame Zeit verbracht und den laufenden Betrieb als eine Art Probelauf genommen. Da sieht man dann schnell, wie jemand drauf ist, wenn er mal weniger Schlaf hat, wie der einzelne in kritischen Phasen tickt. Wenn das Bauchgefühl danach immer noch gut ist, kann man auch sagen “Hey, let’s go”.
Wie ging es dann weiter?
Marc Uebelherr: Schon zu der Zeit schwirrte die Idee in unserem Kopf herum, ein Vinyl-Café zu machen. Zwei Wochen vor Weihnachten hat die Ayinger Brauerei angerufen und mir das Tresznjewski angeboten. Ich hab noch kurz nachgedacht und dann schnell gesagt, das könnte dort doch funktionieren. Ich fand’s geil, weil im Zoozie’z haben wir auch Vinylplatten aufgelegt damals. Für mich war aber klar, dass es eine Spielwiese für mein junges Team werden sollte, daher habe ich mich relativ herausgehalten. Und siehe da: In der tristen Zeit des Gastrosterbens haben wir im Januar mit der Kneipe 80 Licht nach München gebracht. Wir haben das Ganze entwickelt ohne Architekt, ohne Vorlauf, nur mit etwas Farbe und allem Möglichen, was wir noch so im Lager gefunden haben. Das war eine Gemeinschaftsarbeit mit Spirit und der Grundidee, niemanden sozial auszugrenzen – durch Preise, die man sich auch leisten kann. Die Gäste sollten einfach kommen und eine gute Zeit haben. Und dann ist das Ding so durch die Decke gegangen. Es war eine tolle Dynamik, die Reise war so geil und die Zeit gab es her, mit dem neuen Rolands Eck noch etwas Ähnliches auszuprobieren. Wir tragen eben eine große Gastgeber-Leidenschaft in uns.
Wie war diese Zeit für dich, Alex?
Alexander Brenner: Es war die Chance, eine Vision zu verfolgen und dabei auch noch Spaß mit den richtigen Leuten zu haben. Alle haben den passenden Drive. Wir konnten uns die Bälle zuwerfen, haben uns gut ergänzt. Die Learnings von Marc aus über 30 Jahren Gastro haben wir natürlich auch immer mit einfließen lassen und konnten so die Risiken noch besser abwägen. Ambitionierten jungen Menschen auch mal die Verantwortung zu übergeben, sich auszuprobieren, dafür sind solche Pop-up-Projekte super. Natürlich gibt es auch mal Probleme, aber man muss einfach jeden Tag weitermachen. Für alles gibt’s eine Lösung.
Marc Uebelherr: Mir hat das gezeigt, dass es immer noch viele Wege gibt, heute in der Gastro erfolgreich zu sein, Menschen zu begeistern. Das ist uns sogar im kalten Januar mit der Kneipe 80 gelungen. Wir haben etwas probiert, was den Leuten Freude macht, ihnen eine stressfreie Zeit ermöglicht. Musik hören, entspannt zusammenkommen, das Handy mal beiseite lassen. Fast so, wie wir uns früher kennengelernt haben. Keep it simple, bleibe bodenständig und sei lieb zu den Menschen, dann kannst du auch erfolgreich sein.
Das Motto gilt auch fürs Rolands Eck, richtig?
Marc Uebelherr: Absolut. Auch die Preise sind vergleichbar: das Bier aus dem Holzfass für 3,90 Euro, der Aperol Spritz für 6,20 Euro und die Weinschorle für 4,50 Euro. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit. Das Rolands Eck ist zunächst auch nur bis Ende des Jahres konzipiert, so wie die Kneipe 80. Es kann sein, dass wir in beiden Lokalen weitermachen. In der Kneipe 80 wäre dann ein erweiterter Umbau nötig, weil halt Sanierungsmaßnahmen anstehen. Was die Lokale unterscheidet, ist übrigens, dass wir im Rolands Eck auch Essen anbieten. Bei uns steht nicht umsonst Bier & Grill im Untertitel. Wir haben einen großen Holzkohlegrill mitten im Raum stehen. Jeden Tag gibt’s etwas Frisches, ein Grillgericht, Fleisch oder Físch, und ein vegetarisches. Wir wollen uns ganz bewusst keine Küchenbrigade von 15 Mann leisten, um dann à la carte 30 Gerichte anbieten zu können. Lieber eine kleine Karte mit Top-Qualität zu angemessenen Preisen.
Fürs tägliche Geschäft seid ihr zwei, Julie und Vincent, zuständig. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Julie Uebelherr: Wir kennen uns erst seit Anfang Mai. Tagtäglich im Laden zu sein, das machen wir beide zum ersten Mal. Wir sind ein echt dynamisches Duo, stecken alle Zeit und Energie rein in das Projekt. Für uns ist es ein großes Privileg, hier in die Verantwortung gekommen zu sein.
Vincent Bienmüller: Vom Konzept her greifen wir das Rolandseck von früher auf. Es geht ums gesellige Zusammenkommen der Nachbarn, alle können entspannt nach der Arbeit, gern auch bis Mitternacht zusammensitzen. Sie sollen bei uns eine gute Zeit verbringen, im Sommer draußen auf der Terrasse gern die Füße in den Sand stecken und unsere Specials genießen wie den Martini Mittwoch, das Weißwurstfrühstück oder Grill & Chill.
Julie Uebelherr: Auch Kartenspielen am Abend ist bei uns problemlos möglich. Jetzt im Sommer sind wir natürlich froh, dass wir so eine riesengroße Terrasse haben, aus der wir ganz viel machen können. Die Musik ist bei uns nicht zu laut. DJs haben wir nur bei Sonderveranstaltungen, ansonsten kommt der Sound von unseren guten Playlists.
Marc Uebelherr: Da nehmen wir natürlich Rücksicht auf die Anwohner. Uns ist ein gutes Auskommen mit der Nachbarschaft wichtig, wir wollen familien- und anwohnerfreundlich sein. Bis 22 Uhr kann man draußen sein, danach gehen alle rein.




Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan
- Name: Rolands Eck
- Adresse: Viktoriastr. 23, 80803 München
- Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 16 bis 22 Uhr, Donnerstag und Freitag 16 bis 0 Uhr, Samstag 14 bis 0 Uhr, Sonntag 14 bis 22 Uhr
- Social Media: www.instagram.com/rolands.eck