IN-München-Review: So wars bei … Peter Doherty

Totgeglaubte leben länger: Ein bestens gelaunter Peter Doherty begeistert mit seiner Band in der fast ausverkauften Muffathalle

Früher kam er schon mal zwei Stunden später, wenn überhaupt, auf die Bühne – heute geht das Konzert auch später los, aber nur, weil zwei Support-Acts spielten: der nordirische Sänger Thomas Urwin (leider verpasst, soll nicht schlecht gewesen sein) und der Gitarrist von Dohertys Tourband, Jack Jones, der zu einem Vollplayback zum Teil ziemlich gelungene Songs irgendwo zwischen Jamie T. und Baxter Dury intonierte. Der Waliser spielt hauptberuflich in der Alternative-Rockband Trampolene, begleitete Peter Doherty auch mit den Puta Madres, schreibt Gedichte, die er in Spoken-Word-Performances vorträgt. Das erklärt, warum der Autor dachte, es wäre bolivianisches Marschierpulver im Spiel, als Jones zwischen den Stücken fünfminütige Monologe hielt.

(c) Rainer Germann

Um gut halb zehn dann Auftritt des Meisters samt seiner formidablen Band um die Gitarristen Jack Jones und Mark Neary, Bassist Drew McConnell, Dohertys Frau Katia de Vidas an den Keys und dem Stargast des Ensembles, The-Smiths-Drummer Mike Joyce, der natürlich bei der Vorstellung im Laufe des Konzerts noch mit Sonderapplaus von dem ebenfalls bestens gelaunten Publikum bedacht wurde. Mit einem rasanten „Killamangiro“ von den Babyshambles ging es gleich einmal schön zur Sache, Freude herrscht, Bei „I Don’t Love Anyone (But You’re Not Just Anyone)“ das erste Mal Publikumsbeteiligung im Refrain – auch in München können die Fans textsicher mitsingen.

„Ed Belly“ machte schon mal Appetit aufs neue Soloalbum „Felt Better Alive“, eine eklektische und sehr persönliche Songsammlung, die am 16. Mai erscheinen soll. Der Titelsong, das psychedelische „Ocean“, das fast schon jazzige „Fingee“, der trunkene Walzer „Calvados“ und das berührend-witzige Kinderlied „Pot Of Gold“ (für Töchterchen Billie-May) wurden ebenfalls im Laufe des Abends vorgestellt – und ja, alles reihte sich wunderbar in die Setlist zwischen Libertines- und Babyshambles-Songs sowie den Solowerken ein. Mittendrin „Ride Into The Sun“ von den Velvets, Gänsehaut beim wieder lautstark mitgesungenen „Albion“ und Wolfmans „For Lovers“.

(c) Rainer Germann

 „Last Of The English Roses“ läutete die Schlussgerade ein: Als Überraschung wurde „Flags Of The Old Regime“ vom Album „Hamburg Demonstration“ dargeboten – ganz ehrlich, wen das nicht berührt, sollte nachfühlen, ob er noch Puls hat. „Time For Heroes“ war immer noch frisch wie damals Anfang der 2000er, bei „Fuck Forever“ wieder lautstark das Publikums und als letztes Stück noch ein euphorisches „Panic“ von The Smiths, bei dem Doherty zeigte, dass er zwar stimmlich kein Morrissey, aber großer Fan der Band ist. Ein wunderbarer Abend, der bewies, dass einst Totgeglaubte länger leben und zu großer Form auflaufen können. Bravo.

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