Johannissaal im Schloss Nymphenburg

Klangkosmos C-Dur – Mit drei Gattungen durch drei Epochen

Samstag, 02.08.2025
19:00 Uhr – 22:00 Uhr
Tickets

Schloss Nymphenburg / Johannissaal im Schloss Nymphenburg, Schloss Nymphenburg, Eingang 19, 80638 München
Klassik

Klangkosmos C-Dur – Mit drei Gattungen durch drei Epochen

„A great deal of music remains to be written in the key of C major“ – Arnold Schönberg


Der Ausgangspunkt im Quintenzirkel, die ‚pure‘ Tonart, ein emotionales Äquilibrium: Die vorzeichenlose Tonart C-Dur kennt viele Zuschreibungen, an deren Entstehung präbeethovenianische Komponistengrößen wie Bach, Haydn oder Mozart gewiss nicht ganz unbeteiligt sind. Doch schon mit seiner dritten Klaviersonate op. 2 Nr. 3 bricht der 25-jährige Beethoven 1795 mit jeglichen Stereotypen und brilliert über vier umfangreiche Sätze hinweg mit einem wilden, überbordenden Tastenspektakel in C‑Dur – die Krönung seines ersten großen Fußabdrucks in der Gattung der Klaviersonate, den Beethoven mit seinen drei frühen Sonaten Opus 2, seinem Lehrer Joseph Haydn gewidmet, hinterlässt.

Was C-Dur auch sein kann, erkundet der 1909 geborene Harald Genzmer über 150 Jahre später, als er 1948 das Klangfuriosum seiner ‚Suite in C‘ komponiert. Als Student von Paul Hindemith gehört Genzmer nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der Gründerväter im Wiederaufbau des ausgelöschten deutschen Kulturschaffens. Er wird 1946 Professor für Komposition an der neu gegründeten Freiburger Musikhochschule, bevor er von 1957 bis 1974 17 Jahre lang in München lehrt. Seine in vier dynamisch sehr kontrastreichen Tanzsätzen aus Moderato – Allegro – Andante – Presto angelegte ‚Suite in C‘ gehört zu den bekanntesten Klavierwerken Genzmers und unterstreicht, wie auch die tonalitätstreuen Igor Strawinsky, Sergej Prokofjew oder Béla Bartók vor ihm, dass der letzte in C-Dur komponierte Ton auch im 20. Jahrhundert noch lange nicht verklungen ist.


„Die Phantasie kannst du nur verstehen, wenn du dich in den unglücklichen Sommer 1836 zurückversetzt“, schreibt Robert Schumann seiner geliebten Clara, als er 1839 sein wohl bedeutendstes Klavierwerk veröffentlicht: die ‚Fantasie‘ op. 17 in C-Dur. Sie entspringt der Zeit, in der Clara Wieck und er zum Liebespaar werden. Doch das junge Glück weilt nicht lange – Claras Vater verbietet den beiden jeglichen Kontakt und erteilt Robert Hausverbot.


Seine seelische Zerrissenheit bringt Schumann allem voran im ersten Satz der Fantasie, überschrieben mit den Worten Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen, zum Ausdruck: „Der erste Satz davon ist wohl mein Passioniertestes, was ich je gemacht – eine tiefe Klage um dich“. Am Satzende zitiert er auf berührende Weise aus Beethovens Liederzyklus ‚An die ferne Geliebte‘ op. 98: „Nimm sie hin, denn diese Lieder, die ich dir, Geliebte, sang“.


Es folgt ein strenger, aber festlicher Es-Dur-Marsch als zweiter Satz, fulminant gesteigert in der unter Pianisten gefürchteten „Sprungstelle“ als epische Coda des mit Mäßig, durchaus energisch gekennzeichneten Satzes, bevor sich Schumann schließlich nach innen wendet.


Mit dem langsamen dritten Satz ist der Hörer nun am intimen Kern des Werkes angelangt: Langsam getragen. Durchweg leise zu halten. Der im Laufe der drei Sätze vollzogene Prozess zunehmender Beruhigung hat sich nun auch auf Schumanns Seelenleben ausgewirkt, der hier eine wahrlich fantastische Meditation in schlichtem C-Dur darbietet, ohne Platz für Dramatik und dynamische Exzesse. Nach über 30 Minuten Spielzeit findet die Musik, und auch Roberts getriebene Seele in Liebe zu Clara, endlich zu Ruhe.

Louis Mühlbauer



Programm:

Ludwig van BEETHOVEN (1770–1827)

Klaviersonate Nr. 3 C-Dur op. 2 Nr. 3 (1795)

Allegro con brio

Adagio

Scherzo. Allegro

Allegro assai

Aglaya Zinchenko, Klavier

Harald GENZMER (1909–2007)

Suite in C GeWV 372 (1948)

Moderato

Allegro

Andante

Presto

Sylvia Dankesreiter, Klavier

PAUSE


Robert SCHUMANN (1810–1856)

Fantasie C-Dur op. 17 (1839)

Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen

Mäßig, durchaus energisch

Langsam getragen, durchweg leise zu halten

Louis Mühlbauer, Klavier

Idee, Konzept und Moderation: Louis Mühlbauer

Termine & Tickets

Samstag, 02.08.2025 19:00 Uhr – 22:00 Uhr Tickets

Veranstaltungsort / Karte

Schloss Nymphenburg / Johannissaal im Schloss Nymphenburg
Adresse: Schloss Nymphenburg, Eingang 19, 80638 München

MVGO
MVGO

Veranstaltungen / Klassik