Kraft und Atmosphäre: Gregor Tresher

Electro & Beatz im Oktober: Tausend Nächte auf Repeat

David Bay versprüht gute Laune, Gregor Tresher beehrt uns mit einem Live-Set, und die Low Islands spielen sophisticated Synth-Pop.

David Bay im Live Evil

Was war das doch für ein Hype, als im August 2009 vier Londoner Teenager als The XX ihr Debütalbum „xx“ veröffentlichten. Mit seinem Indie- und Dream-Pop-Minimalismus, den in dieser herunterskelettierten Form tatsächlich noch kein Mensch gehört hatte, schlug das alsbald zum Trio geschrumpfte Quartett derart ein, dass es bei der Tour zum nächsten Album „Coexist“ bereits durch die großen Hallen dieser Welt tourte. Heute haben sich The XX recht rar gemacht, man hört von Aufnahmen zu einem neuen Album, doch nichts Genaues weiß man nicht. Umso schöner also, dass sich mit dem Hamburger David Bay einer anschickt, ein Stück weit in die Bresche zu springen. Mit seinem Cover des The-XX-Hits „Crystalised“ schickt er das ikonische Original mit housigem Drive auf die Tanzfläche, während seine eigenen Songs irgendwo auf der Kante zwischen funky groovendem French House und den filigranen Gitarrenstakkati der Londoner Helden wandeln. Ein Album hat dieser Hochbegabte bisher noch keins veröffentlicht, doch allein die paar Singles, die bisher von ihm zu hören sind, machen derart gute Laune, dass man sich seinen Auftritt am 4. Oktober im Live Evil dick im Terminkalender markieren sollte.

Tonio Barrientos im Pacha

Wer sich erfolgreich bei David Bay warmgetanzt hat, könnte dann gleich weiter Richtung Pacha ziehen, wo ebenfalls am 4. Oktober mit dem honduranischstämmigen Münchner Tonio Barrientos einer auflegt, der als langjähriger Resident-DJ längst zum Inventar des Clubs am Maximiliansplatz zählt. Dabei ist da ja noch so viel mehr. Neben seiner Tätigkeit als DJ, Promoter und Veranstalter hat Barrientos auch diverse Tracks für das Berliner Label „Plastic City“ gebastelt, die eine Tech-House-Eleganz von geradezu unerhörter Plastizität verströmen. Sollte man sich dringend mal anhören, genauso wie sein gewiss umwerfendes Set im Pacha.

BMW Clubkonzert im Blitz Club

Und damit zu einem Abend im Blitz Club, der nach diversen Konzerten der CoreChaos-Reihe zwischen Punk, Hardcore und Avant-Pop für eine weitere stilistische Öffnung des Techno-Clubs auf der Museumsinsel steht. So werden am 10. Oktober (20 Uhr) sowohl die Münchner Philharmoniker mit einem Oboen-Quintett als auch das Münchner Kammerorchester mit einem Streicher-Trio zu Gast sein. Zu hören gibt es dabei jedoch keine der meist eher schauderhaften Techno-meets-Klassik-Fusionen, sondern vielmehr Kompositionen von Filmmusikspezialisten wie Alfred Schnittke, großen Dirigenten wie Antal Doráti oder auch einem gewissen Johann Sebastian Bach.

Gregor Tresher im Bahnwärter Thiel

Kompositorisch hochwertig, weil stets wunderbar atmosphärisch, sind indes auch die Tracks des Techno-Maestros Gregor Tresher. Allein seine bis heute wohl bekannteste Nummer „A Thousand Nights“ kreiselt derart bezirzend in die Gehörgänge hinein, dass man dieses gut siebenminütige Electro-Juwel am liebsten tausend Nächte lang auf Repeat genießen möchte. Im Bahnwärter Thiel, wo Tresher am 10. Oktober eines seiner famosen Live-Sets zum Besten gibt, wird es gewiss ungleich wuchtiger, doch wenn einer Kraft und Atmosphäre erfolgreich vereint bekommt, dann ist es dieser nicht nur vom Fachmagazin Groove schwer verehrte Superproduzent aus Frankfurt.

Trancemaster Krause im DNA Club

Weniger ausgeklügelt, dafür aber enorm spaß- und tanzfördernd kommen wiederum die Tracks von Tom Krause aka Trancemaster Krause daher. Wie der Name schon sagt, treibt den DJ und Produzenten aus Dessau ein Faible für die melodischen Oldschool-Grooves des eher trashigen Nineties-Trance um, der seit einiger Zeit ja ein Megarevival erlebt, das so wohl nicht unbedingt zu erwarten war. Aber alles kommt irgendwann mal wieder, und so wird Trancemaster Krause am 18. Oktober im DNA Club zu einer Trance-Zeitreise einladen, die gewiss nicht nur Neunziger-Nostalgikern ordentlich Beine macht.

Anika in der Roten Sonne

Bleiben noch zwei Konzerte, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist zum einen die deutsch-britische Songwriterin, Journalistin und Dichterin Annika Henderson aka Anika, die auf ihren drei Alben einen ebenso dunklen wie vielfältigen Sound-Kosmos zwischen Post-Punk, Dub, Psychedelic und elektronischer Musik erschlossen hat und dabei stimmlich mit der teutonischen Gravitas einer Nico über den Dingen schwebt (23. Oktober, Rote Sonne).

Low Island im Feierwerk Orangehouse

Und da sind zum anderen Low Island aus Oxford (28. Oktober, Orangehouse), die in ihrer ausgefuchsten Pop-Sensibilität nicht nur namentlich an ihre Synth-Pop-Kollegen Future Islands erinnern. Für letztere ist das Orangehouse freilich längst zu klein, für Low Island gerade passgenau. Noch.