ELASTE: Magazin als Haltung

ELASTE: Magazin als Haltung

Mit ELASTE 1980–1986 legen Thomas Elsner und Michael Reinboth eine opulente Zeitreise voram 27.12. wird im Live/Evil gelesen und gefeiert!

Es gibt Magazine, die Stories erzählen, und solche, die selbst zu Geschichte werden. Als drei Anfangzwanziger 1980 in Hannover beschlossen, dem grauen Kulturklima der frühen Achtziger etwas entgegenzusetzen, entstand ELASTE, ein Magazin, das nicht nur berichtete, sondern einen eigenen Puls hatte: eine Mischung aus Post-Punk-Melancholie, New-Wave-Stilistik, einer Prise Arroganz und humorvoller, hedonistischer Unvernunft. Jetzt widmet der DCV -Verlag diesem Pionierprojekt ein großformatiges, 560 Seiten starkes Coffeetable-Denkmal (inkl. Download-Code für 14 Tracks von ELASTE Records).

ELASTE (c) DCV Verlag

ELASTE war vor allem Haltung. Während der Kalte Krieg drohte und der Punk gerade verglühte, suchten Thomas Elsner, Michael Reinboth und Christian Wegner nach neuen Formen von Ausdruck und Freiheit. „Wir waren Anfänger, Träumer“, erinnert sich Elsner heute. Träumer, die überraschend schnell aber Zugang zu Größen wie Andy Warhol, Mick Jagger, Pedro Almodóvar, Kraftwerk, Duran Duran oder John Lydon fanden, die alle fürs Magazin interviewt wurden. Wer damals wissen wollte, wohin Pop und Gesellschaft drifteten: ELASTE.

ELASTE (c) DCV Verlag

Die Redaktion hatte einen Riecher und arbeitete schon früh mit jungen Foto-Talenten wie Ellen von Unwerth, Sheila Rock oder Mark Lebon zusammen; Autor*innen wie Giovanni di Lorenzo, Diedrich Diederichsen oder Jon Savage schärften den Ton des Magazins, das 1982 nach München umzog und dort noch experimentierfreudiger wurde. Jede Ausgabe sah anders aus, man fotografierte viel selbst und gewann mehrere Designpreise.

ELASZE (c) DCV Verlag

Der neue Sammelband destilliert diese sechs aufregenden Jahre: Originalfotos, Interviews und Layouts von damals treffen auf neue Texte, die einordnen, kommentieren und den Blick schärfen für eine Epoche, in der MTV anlief, Drum Machines pumpten, die Grünen im Bundestag auftauchten und Filme wie „Blade Runner“, „Subway“ oder „Liquid Sky“ das Lebensgefühl formten. Auch das selbstbewusste Coming-out vieler Musiker*innen wie zum Beispiel Klaus Nomi oder Boy George wurde sichtbar.

ELASTE war damit ein Seismograf der frühen Achtziger: einer Zeit voller technischer Innovationen, Zukunftsangst und Energie. In diese kann man mit diesem großartigen Band nun wieder eintauchen.