Glosse: Bleibt’s daheim!

Ein August-Guide für Zuhausegebliebene.

„Woanders is’s a ned anders“ spricht der große Gerhard Pimperl zu Beginn des Programms „Hader muss weg“ von und mit Josef Hader. Eine Lebensweisheit, die ich an dieser Stelle allen im August Daheimgebliebenen mit auf den Balkon oder ins Freibad geben möchte. Grämen wir uns nicht, ob unseres Verweilens in diesem Millionendorf, sondern genießen wir dessen Charme. Pimperl mag seine Sentenz tiefschichtiger gemeint haben, doch nutzen wir sie an dieser Stelle einfach zur Beschwichtigung unseres Fernwehs und einer Fokussierung auf die vor Ort gebotenen Vorzüge:

Ja, genau: Die nördlichste Stadt Italiens

Der in Bezug auf München viel bemühte Slogan von der nördlichsten Stadt Europas bewahrheitet sich in keinem Monat so pittoresk, wie in diesem. Abends durchs Univiertel flanieren, auf einen Drink einkehren… so schön wie in Milano, bei eklatant weniger Touristenaufkommen. Zudem ist das Kunst- und Kulturprogramm trotz Theaterferien nicht völlig zurückgefahren: Beim Theatron Musiksommer kann man vom 1. Bis zum 24. August jeden Abend ab 19 Uhr ein buntes Potpourri an Live-Musik genießen. Auch das free & easy im Backstage wütet bis 10.8. noch fröhlich vor sich hin. Die Filmkunstwochen bringen Erlesenes auf die Leinwände unserer Lieblingskinos. Bei den Theaterspielen in der Glyptothek kann man antike Dramen erleben, die Museen haben offen und, und, und.

Das kosmische Ballett und Klimawandel

Abseits davon: Bildschöne Sonnenuntergänge auf der Hackerbrücke, Sternschnuppennächte, die man von einem der zahlreichen Münchner Parks aus genießt. Das kosmische Ballett tanzt kostenlos.
Und so traurig es ist: In manchem südlichen Urlaubsziel ist der August inzwischen temperaturtechnisch für uns Zugereiste und eigentlich auch die Einheimischen nicht mehr auszuhalten. Da schlepp ich mich lieber bei 27 Grad ins Schyrenbad als bei 43 Grad ins brühwarme Mittelmeer, wo ich mich erstmal aus den Sonnenölschlieren der mich umschwirrenden Mitbadenden freikraulen muss, nur um weiter draußen dann von ominösen Algengewächsen am Fuß berührt zu werden. Und nachts hab ich’s auch lieber kühler. Indem man daheimbleibt, trägt man zudem auch zur Klimaerwärmung nichts bei. Win:Win praktisch, für Erde und uns.

Touris im Hofbräuhaus

Wermutstropfen: Natürlich teilweise schade, dass man daheim weiterhin von anderen Daheimgebliebenen umgeben ist. Sind wir ehrlich – Das ist für Münchner Grantler ja auch das Schöne am Urlauben: Dass man den Schmarrn nicht versteht, der um einen herum oft geredet wird. In diesem Fall geht man am besten ins Hofbräuhaus, schaut welche Touristengruppe sich einer Zunge bedient, die am weitesten von unserem indogermanischen Sprachzweig entfernt ist und gesellt sich fröhlich hinzu. Sie sehen, auch hier gibt es im Sommer viel zu entdecken. Ich wünsche einen schönen August!