„Trans“ von Neil Young

Die Star Wars-Version von Folkrock: Meine Platte mit Florian Kreier

Florian Kreier aka Angela Aux über „Trans“ von Neil Young

Wie schreibt man über eine Platte die man super findet? Ich hab keine Ahnung. Aber ich finde diese Platte echt grandios. Ich halte sie sogar für eines der unterschätztesten Alben der letzten 50 Jahre. Dafür fallen mir so viele Gründe ein, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Wie konnte ein Album untergehen, das klingt wie eine Mischung aus Neil Young und Kraftwerk? Wie toll ist das Cover eigentlich? Ist „Transformer Man“ nicht einer der besten Neil Young-Songs aller Zeiten? Ist es aus heutiger Sicht nicht geradezu seherisch ein Album Anfang der 80er „Trans“ zu nennen? Was ist denn die Aufgabe eines guten Songwriters, wenn nicht spannende Dunkelfelder des Menschlichen zu erschließen, thematisch und oder kompositorisch? Wie unfassbar gut sind eigentlich die Referenzen für einen Folk-Artist wie Young, von Kraftwerk über 70ies Disco über Klaus Nomi bis zu den Anfängen von Drum-Computer-basiertem Funk bzw. HipHop.

Songs wie “Computer Age” und “We R in Control” klingen wie die Blaupause für Daft Punk und Air. Die Platte wurde auf Hawaii aufgenommen, klingt aber wie eine Star Wars-Version von Folkrock. „Trans“ wurde von den meisten Journalisten so sehr verrissen (bzw. nicht verstanden), dass Young in eine kapitale Sinnkrise stürzte und um seine Karriere bangte, weswegen er sich erst mal lieber wieder anderen Projekten zuwendete, wie z.B. Neil Young & Crazy Horse. Aber jetzt die – wie immer zutiefst menschliche – Backstory für alle guten Science-Fiction-Arbeiten: Neil Youngs Sohn Ben, schwer erkrankt an Zerebralparese, konnte krankheitsbedingt nicht sprechen. Laut Young verarbeitet er auf dem Album diese von medizinischen Maschinen und Therapiezentren geprägte Zeit, indem er versuchte, selbst (wie) ein Roboter zu sein. Zum Abschluss noch ein Anspieltipp der klingt als wär’s ein 2024er Release aus Los Angeles: „Mr. Soul“.

Florian Kreier aka Heiner Hendrix aka Angela Aux … ist Poet, Autor, Sänger, Komponist, Multiinstrumentalist und veröffentlicht unter seinem nonbinären Freak-Folk-Pseudonym Angela Aux den abenteuerlichsten und wunderschönsten Spacepop-Indiefolk der Welt. Am 31. Mai erscheint sein neues Album „Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines“, welches er mit Band am 30.5. im Münchner Volkstheater exklusiv präsentieren wird.