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Biografie über die Sportfreunde Stiller: Epstein, McGee, Liebscher

Nicola Bardolas Bandbiografie über die Sportfreunde Stiller, jetzt erschienen bei Hannibal
Nicola Bardolas Bandbiografie über die Sportfreunde Stiller, jetzt erschienen bei Hannibal © Hannibal Verlag

Nicola Bardolas Bandbiografie über die Sportfreunde Stiller, jetzt erschienen bei Hannibal

Marc Liebscher wird oft als der „4. Sportfreund“ bezeichnet. Derweil müsste er freilich als der 1. Sportfreund genannt werden, denn: ohne ihn keine Sportfreunde Stiller. Ohne ihn keine „Wunderbaren Jahre“, kein WM-Hit und auch keinen „Applaus, Applaus“. Zuletzt nannte Nicola Bardola, Autor der nicht autorisierten aber legitimierten Bandbiographie der Sporties, Liebscher in der „KulturWelt“ auf Bayern 2 den „Brian Epstein (Manager der Beatles, Anm.) der Sportfreunde.“ Ich möchte noch ein Stück weitergehen, denn genau genommen ist Marc Liebscher der Alan McGee (Manager von Oasis, Gründer von Creation Records) aus München (und Germering). Unter seiner Ägide entstand der „Germ-Pop“ (vgl. Manchester, BritPop) und das Blickpunkt Pop-Label, mit Bands wie (The Vertical Orange Car Crash, Splendid, Ultra Violet u.a.). Dieser, also der Germ-Pop, hatte zwar überregional und vor allem international nicht die Bedeutung wie etwa Weilheim als Wiege das Indietronic (allen voran natürlich The Notwist), aber, es war doch eine kreative Keimzelle, aus der manch Hörbares kam, auch wenn außer den Sportfreunden Stiller, nichts davon mehr relevant ist.

Die Sporties dafür umso mehr, weswegen sich Spiegel-Bestseller-Autor Nicola Bardola, der schon Biografien von Yoko Ono, John Lennon, Ringo Star, Freddie Mercury u.a. veröffentlichte, bemüßigt fühlte das Phänomen Sportfreunde chronologisch zu erzählen. Besonders bemerkenswert dabei, immer wieder die Liedtextanalysen, die einem so manch neuen Einblick auf die Gedankengänge, vor allem von Sänger, Gitarrist und Haupttexter Peter Brugger und seine inhaltlichen Ausrichtungen liefern. Ein Themenschwerpunkt ist auch das „Drama“, wie Bardola es nennt, um die Vereinnahmung der Sporties vom tumben Fußballvolk („’54, ’74, ’90, 2006“) und mitunter auch ganz Rechtsaußen („Heimatlied“), Anfeindungen von Links inklusive. Derweil weiß doch jeder, dass die Sportfreunde Stiller auf der „Guten Seite“ stehen, sie welche von uns sind und es auch bei den aktuell noch anstehenden Konzerten immer wieder zu diesem einzigartigen Wir-sind-alle-Sportfreunde-Gefühl kommt. Und das war im Grunde auch schon immer das, was mich am meisten an den „Dreien“ beeindruckte.

Doch zurück zum Sportfreunde-Präsidenten, -Erfinder, -Macher Marc Liebscher, dem Bardola hier ein Denkmal setzt, das er sich definitiv verdient hat, zumal er die Öffentlichkeit scheut und deswegen nur Eingeweihte von seinem Beitrag zur Sportiemania wissen. Zudem möge mir der Autor verzeihen, dass ich das eine oder andere Mal dann auch quer gelesen habe, was dazu führte, dass ich an zwei Tagen am See auch schon durch war, was natürlich überwiegend daran lag, dass ich schon einiges wusste. „Applaus, Applaus“ ist kurzweilig und flott geschrieben, es zeigt die Auf- und Abs einer der erfolgreichsten Deutschrock-Bands aller Zeiten und glänzt zuweilen mit detailreichem Nerd-Wissen, welches sogar mir noch die eine oder andere neue Erkenntnis lieferte.

Autor: Gerald Huber

Autorenlesung am 25.7., 19:30 h, im Brauhaus Germering, Tickets