Joss Stone

Konzerte im Juli: Es groovt so grün, auf Giesings Höh’n !

Das Münchner Indielabel F.A.M.E. präsentiert seinen Nachwuchs, das Muffatwerk feiert seinen 31. Geburtstag und Joss Stone spielt sowieso in ihrer eigenen Liga

Royal Thunder aus Atlanta, Georgia, 2004 vom Gitarristen Josh Weaver gegründet, sehen sich mit ihrer Hardrock-Variante eher im klassischen 70s-Rock und beim 90s-Grunge, stets stimmungsvoll unterfüttert von Progressive und Psychedelic, weswegen hier Fans von Black Sabbath genauso auf ihre Kosten kommen wie die von Pearl Jam. Die Co-Headliner Khemmis wiederum huldigen dem Epic-Doom-Metal der inhaltlich von sehr viel Leid, ebenso viel Schmerz stets aber auch von einer unwiderstehlichen Sehnsucht nach Hoffnung kündet. Dahin gehen, wo’s weh tut. (4.7. Feierwerk Hansa 39)

Wie keine andere BigBand stehen The Original Glenn Miller Orchestra & The Moonlight Serenaders für eine unvergessliche Zeitreise in die Ära des Jazz, Swing und Entertainment! Orchesterleiter Wil Salden und seine Band sind die Garanten für den authentischen Swing-Sound in der traditionellen großen Besetzung. Die anspruchsvollen Tunes aus der Swing-Ära erinnern an Ella Fitzgerald, Doris Day, Frank Sinatra, Nat King Cole und – neben Glenn Miller – an Bandleader wie Benny Goodman und Les Brown. Hemmungslos nostalgisch. (6.7. Brunnenhof der Residenz. Bei Regen im Herkulessaal).

Verlust und Reflexion, aber auch Wut und Verzweiflung, sind so die Themen, die Wiegedoods musikalisches Schaffen inhaltlich ausfüllen. Nichts Besonderes für eine Black Metal-Kapelle, fürwahr. Aber die geballte Energie, das sich stets Dagegenstemmen und Dagegenhalten, ist schon deutlich – nicht nur hörbar – sondern auch physisch spürbar, vor allem auf Konzerten der belgischen Truppe. Von dem her: einmal durchblasen bitte! (8.7. Strom)

Er ist jetzt älter, nachdenklicher und weiser geworden. Die Schreibe ist freilich von Donny Benét, der bereits einige Runden um den Erdball gedreht und schon so ziemlich alles gesehen und erlebt hat, was das Popbusiness so bietet. Musikalisch ist er sich jedoch immer treu geblieben und ließ sich nie verbiegen, was die Freundinnen und Freunde der sanften, meist soulful-funky Indie-Beats, der tiefen Grooves und der leidenschaftlichen Popsongs um so mehr freut. Nie zu cheesy, um wirklich uncool zu sein, ganz im Gegenteil … (15.7. Feierwerk Hansa 39)

Aller guten Dinge sind? Genau! Zwei Mal mussten die feisten wegen Unpässlichkeiten verschoben werden, jetzt aber, im dritten Anlauf, soll’s klappen mit: „Das Feinste der feisten“. Die beiden Sänger und Multiinstrumentalisten packen nun also das Beste ihres umfangreichen Repertoires in ihre persönlichen Top 20. Mit stoischer Ruhe schippern sie jetzt also doch noch durch ein eskalierendes Publikum, das es oft schon vor dem eigentlichen Ende des Songs vor Lachen fast zerreißt. (15.7. Alte Kongresshalle)

Schon mit ihrem Debütalbum „The Soul Sessions“ konnte Joss Stone im zarten Alter von 16 Jahren erste Erfolge verzeichnen. Mittlerweile erschien mit „Never Forget My Love“ ihr achtes Album und mit über 15 Millionen verkauften Tonträgern und etwas mehr als einer Billion Streams ist die Grammy- und Brit-Award-Gewinnerin künstlerisch kontinuierlich gewachsen. Durch gemeinsame Auftritte und Kollaborationen mit Leuten wie James Brown, Herbie Hancock, Stevie Wonder, Gladys Knight, Sting, Van Morrison, Melissa Etheridge, Mick Jagger und Damian Marley hat sich Stone stets stilistische Offenheit bewiesen, die erst recht auch für ihre eigenen Songs gilt. Mit ihrem eigenständigen Mix aus verschiedenen Einflüssen, die ihre kraftvolle Soul-Stimme mit Reggae-, Weltmusik- und HipHop-Soundscapes verschmelzen lassen, ist sie derzeit eine der erfolgreichsten Popkünstlerinnen weltweit. Special Guest Jake Isaac. (16.7. Isarphilharmonie)

Ein Abend voll Musik, dolce vita, italienischer Antipasti, Spuntini und Wein. Und nein, kulinarischer wird’s dann auch nicht mehr. Denn, der Höhepunkt des Abends ist freilich die neapolitanische Sängerin Amada, die auf Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Kapverdisch-Kreol, Italienisch und Sizilianisch ihr Texte vorträgt. Ihre sprachliche Vielfalt fügt sich nahtlos in einen Klangteppich aus populären Klängen und modernem Instrumentarium ein. Amadas außergewöhnliche Stimme, die in einer Kritik schon mal – äußerst poetisch wohlgemerkt – als „alte Stimme des Windes und des Salzes“ beschrieben wurde – navigiert durch verschiedene Kulturen und Emotionen und verbindet sich mit alten Wurzeln. (19.7. Import/Export)

Die Meldung kam kurz vor Redaktionsschluss, der Festival-Kasten war bereits getippt, deswegen also hier: Green Grooves Giesing. Was das genau ist? Nun, Giesing – in Insiderkreisen als ungentrifiziertestes Viertel von ganz München geschätzt, zudem Heimat der fußballspielenden Löwen sowie dem feinen Münchner Indielabel F.A.M.E. Recordings, groovt, und zwar am Grünspitz. Auf dem Programm steht ein Spitzen-Minifestival mit all den F.A.M.E.-Newcomeracts, als da wären: Der Deutschpop-Shootingstar Paul Kowol, der schon im Vorprogramm von Sportfreunde Stiller, Christina Stürmer oder Adel Tawil sowie bei so ziemlich jedem großen Münchner Festival von Superbloom bis Sommernachtstraum ein großes Publikum erreichte und gerade mit seinem Sommerhit „Kein Stress“ die Fachwelt aufhorchen lässt. Dann die ebenso unerschrocken wie erfrischend aufspielenden Indie-Pop-Punker BLŸTE, denen man ebenfalls eine vielversprechende Karriere voraussagt. Es gesellen sich das von wuchtigen Bläserarrangements angetriebene Punkpopska-Septett Blaucrowd Surfer genauso dazu wie die Mundart-Popper Widersacher aller Liedermacher. Gleichermaßen als Headliner und Zugpferd stellen sich die fantastischen Pam Pam Ida in den Dienst der Sache, um ihren jungen Kollegen und Labelmates ein bisschen unter die Arme zu greifen. (19.7. Giesinger Grünspitz, ab 17 h)

Wer ist der beliebteste aller Backstreet Boys? Und jetzt alle: Nick Carter! Unbestreitbar, sicherlich. Im Alter von 12 Jahren startete er seine Popkarriere und wurde schnell zu einem internationalen Superstar als das Nesthäkchen der legendären Boyband. Mit seiner unverwechselbaren Ausstrahlung und einer mehr als 30-jährigen Karriere als Frauenschwarm gehen seine Erfolge weit über ausverkaufte Hallen hinaus und umfassen eine Vielzahl von Projekten in den Bereichen TV, Film, Philanthropie und Verlagswesen. Kreisch! (23.7. Theaterfabrik)

Mein Tipp des Monats: Psychedelic Porn Crumpets. Aufgrund einer Operation, die Sänger Jack McEwan über sich ergehen lassen musste, wurden die geplanten Konzerte von PPC um knapp vier Monate verschoben. Jetzt aber ist es endlich soweit und das Warten hat ein Ende. Um es mit den Sportfreunden Stiller zu singen: „Und das Gute daran… “ ist natürlich, dass McEwan genesen und wieder in Bestform ist, was man dem Auftritt des psychedelisch aufrockenden Fünfergespanns aus dem australischen Perth bestimmt anmerken wird. Geliebt wird das Quintett weltweit für seine Einflüsse von klassischen Rockgrößen wie Black Sabbath, Led Zeppelin und den Beatles ebenso wie für ihre Vorlieben für elektronischen, experimentellen Jazz oder thrashige Grunge-Tracks. Mir fallen ja auch noch My Morning Glory, Pearl Jam und Grizzly Bear ein. Müsste ich eigentlich hin, wenn ich nicht grad auf’m Sonnendeck wäre … (23.7. Freiheitshalle)

Clyde und Gracie Lawrence sind ein in New York aufgewachsenes Geschwisterduo, das seit frühester Kindheit gemeinsam komponiert und musiziert. Was zu zweit begann, wurde über die Jahre zu einer achtköpfigen Groove-Community. Ihre musikalischen Wurzeln liegen deutlich hörbar bei Klassikern wie Stevie Wonder, Randy Newman und Aretha Franklin, sind aber mit einem ebenso modernen wie energiegeladenen PopEinschlag mehr als nur zeitgemäß dargeboten. Auf ihrer aktuellen Tournee präsentieren sie neben einigen älteren Hits auch ihr neues Album „Family Business“! Als dann: Ans Werk! Oder besser: Ins … (23.7. Backstage Werk, verlegt vom Strom)

Music do Brazil, Teil 1: Die Singer/Songwriterin Céu ist eine der wichtigsten und einflussreichsten brasilianischen Musikerinnen ihrer Generation. Mit ihrem Mix aus Samba-Poesie, 60s-Psychedelia, Easy-Listening, Trip-Hop, Rap und Electronica, welchen man bequem auf ihrem aktuellen Album „Novela“ nachhören kann, wirbelte sie sämtliche Zuckerhut-Stereotypen kräftig durcheinander und gewann so schon sage und schreibe drei Latin-Grammys. Tropicália und Groove, Unerschrockenheit und Sinnlichkeit. Ich nenn das mal vielfältig und sexy, ohne jemals sexistisch zu sein, versteht sich. (25.7. Ampere)

Wenn man, wie Boban Marković, aus einer serbischen Roma-Familie entstammt, ist gar nicht mal so klar, dass man früher oder später mal als Blasmusik-Popstar gefeiert wird. Marković hingegen war es gewissermaßen schon in die Wiege gelegt, kann seine Familie doch auf eine lange Musikantentradition zurückblicken. Schon mit 20 Jahren gründete er also sein eigenes Orkestar, das nach den regelmäßigen Siegen beim legendären Guca-Festival rasch zur „besten Balkan Brass Band der Welt“ hochgejazzt wurde. Sein internationales Ansehen festigte er als Soundtrack-Komponist der Emir Kusturica-Filme „Underground“ und „Arizona Dream“, und vom renommierten Songlines-Magazin wurde er als einziger Trompeter auf die Liste der 50 besten Instrumentalisten der Welt gesetzt. Nicht nur für mich ist Marković neben Goran Bregovic definitiv ́ der große Star des Balkan-Brass, einer Musik die insbesondere live ihre volle Entfaltung erlebt. (26.7. Ampere)

Holla die Waldfee, des werd schee. Haha, ja genau, dann nämlich, wenn es heißt: 31 Jahre Muffatwerk – Das Fest. Denn ein Blick auf den Kalender zeigt, es ist wieder Zeit. Zeit, TYM auf die Bühne zu schicken, seines Zeichens Multitalent und Headliner in Personalunion. Hier mal ein bisschen Indie, da ein bisschen vom Glitch und Synth oder dort vom Hyper-Pop. Hinzu gesellt sich die deutsch-lettische Sängerin und Komponistin Diana Goldberg, die sich mutig irgendwo zwischen Alt-Pop und NeoSoul präsentiert. Mit frechen aber zugleich nachdenklichen Texten und Klängen zwischen Pop, Rock und R’n’B überzeugt die gebürtige Münchnerin Katha Pauer, während Versacer mit ihrer unersetzbaren, chaotischen Indierock-Energie die Bühne rocken werden. Traditionell ist nach den Konzerten natürlich noch lange nicht Schluss laden doch twoisparty und DJ Phillinger zum heiteren Aftershow-Gelage. (26.7. Muffatwerk all areas)

Und zu guter Letzt noch Music do Brazil, Teil 2: Die in Rio de Janeiro ansässige Ana Frango Eléctrico veröffentlichte 2018 ihr, von der Kritik überschwänglich bewertetes Debütalbum „Mormaço Queima“. Fast schon Formsache, dass dieses dann bei den 21st Annual Latin Grammy Awards als bestes „Portugiesischsprachiges Rock- oder Alternative-Album“ nominiert wurde. Was aber dann doch überraschte, war eben die Sparte, denn alternativ-rockig ist an Ana so gut wie nichts, denn sie gilt eher als bahnbrechende Schlüsselfigur der neuen brasilianischen Boogie-meets-Bossa-meets-Pop-Welle. Vamos dançar! (31.7. Import/Export, bei schönem Wetter Open Air).