Aktivistin, Produzentin, Rapperin und Wissenschaftlerin: Akua Naru

Konzerte im April: So Not Right!

Die Münchner Musikszene versammelt sich zu einem Festival gegen Rechts, die Rockprominenz mag es klassisch und Any Other ist der Geheimtipp des Monats

Akua Naru ist Aktivistin, Produzentin, Wissenschaftlerin und international eine der bekanntesten Vertreterinnen des Conscious Rap. Bekannt für ihre elektrisierenden Auftritte, hat die Afro-Amerikanerin bereits die Bühnen von mehr als fünfzig Ländern auf fünf Kontinenten bespielt und ihre poetischen Botschaften im Kampf gegen Rassismus, Diskriminierung und genderspezifische Gewalt unters Volkgebracht. Die volle Packung HipHop-Soul-Trap-Jazz, nicht verpassen. (10.4. Technikum)

Ja, Panik sind zurück! Während das letzte, experimentell-forschende und in viele Richtungen mäandernde Pop-Album „Die Gruppe Ja, Panik“ (2021) ihr überraschendes Comeback nach siebenjähriger Kreativpause markierte, ist „Don’t play with the rich kids“ nun so etwas wie ihre Rückkehr als Rock-Band. In meiner Plattenkritik in der letzten Nummer, hatte ich sie zuletzt als die „womöglich aktuell größte deutschsprachige Rockband“ bezeichnet, da bleib ich erstmal dabei. Wir sehen uns da … (11.4. Strom)

BITOI aus Malmö verschmelzen menschliche Stimmen mit E-Bass und Electronica, während ihre Texte auf der phonetischen Wiedergabe von Vogelstimmen basieren. In der reichhaltigen Klanglandschaft, die BITOI errichten, verweben sie Vogelgezwitscher, Stimmbandtrommeln und Windgeräusche in einer einzigartigen Kombination aus Zerbrechlichkeit und Kraft. Hinzu gesellt sich gerne die Münchner Poetin Mira Mann, die transdisziplinär in den Bereichen Lyrik, Musik und Performance unterwegs ist. Auf radikal persönliche Weise beschäftigt sie sich mit Sex, Krankheit, Mutterschaft und Gewalt. Dabei bringt sie wie keine andere gängige Rollenklischees und gesellschaftliche Zuschreibungen zum Schwingen. (11.4. Import Export)

So Not Right! Für Vielfalt. Gegen Rechts: Singen, Tanzen und ein Zeichen setzen, lautet die Mission der Veranstalter des Benefiz-Events „So Not Right“. Auf drei Bühnen spielen über 15 verschiedene Acts wie Express Brass Band, Freak, Ira Blazejewska, Los Poppos, Monaco Bass, Monobo Son, Münchner Kneipenchor, Phonoboy, Seda, Sheer cerebral power, TAMU, The Whiskey Foundation u.a. Wichtige Vertreterinnen und Vertreter der Münchner Musikszene setzen hier, auch stellvertretend für ihre Kolleginnen und Kollegen, geschlossen ein Zeichen für eine bunte, lebendige Gesellschaft, gegen Rassismus und Hass. Organisiert wird der Benfizevent von Chris Geyer (The Open Door), Tobias Heumann (So Not Berlin) und Simon Englhart ( Jammin for Children). Die Einnahmen der Veranstaltung sowie weitere Spendensammlungen gehen an Organisationen wie Bellevue Di Monaco, Sea Watch, EXIT Deutschland, Initiative 19. Februar, Zentrum für politische Schönheit, PRO ASYL u.a, die sich für Menschen einsetzen, die von Rassismus betroffen sind. Viele für Vielfalt, kein Fußbreit den Faschisten! (12.4. Muffatwerk All Area)

Kein Einzelschicksal, dennoch: Darkest Prince, seines Zeichens Leadgitarrist von Devil Master, verbrachte die Pandemiejahre damit, den Sound seiner Band zu verfeinern. Das mächtig lärmende Ergebnis ist das zweite Album „Ecstasies of Never Ending Night“. „Ich denke, es ist komplizierter als das erste Album“, sagt der Sechs-Saiten-Flitzer noch über diese hier zu hörende, ganz spezielle Mischung aus Black Metal, Death Rock und Hardcore im japanischen Stil. Auch im Black Metal verwurzelt: Dödsrits mit ihrem „Strudel aus seelenzerfetzender Schwärze und Kakophonie“, abgeschmeckt mit stürmischen Riffs, Crescendos von pulsierender Intensität und melancholischen Klagegesängen. Muss’ auch geben. (12.4. Feierwerk Hansa 39)

Kommen wir nun zum Geheimtipp: Any Other … ist das Projekt der italienischen Singer/Songwriterin, Multiinstrumentalistin und Produzentin Adele Nigro. Diese schreibt, singt, spielt, produziert und arrangiert alle ihre Songs selbst und wird sowohl von der italienischen als auch von der internationalen Presse stets über den Schellnkönig gelobt. Zu Recht im Übrigen, denn was die sympathische DIY-Alleskönnerin da so fabriziert hat auf ihrem kürzlich erschienenen Album „stillness, stop: you have a right to remember“ ist aller Ehren wert. Ein liebenswert kratziger Mix aus Indiepop und Chanson, getaucht in trendy Underground-Ästhetik, dessen Seele mit detailverliebten Jazz- und Orchesterarrangements gefüllt ist. Für Leute mit Geschmack, die auch Faye Webster, Aldous Harding, Fenne Lily und Courtney Barnett lieben. (12.4. um 20 Uhr Heppel & Ettlich)

Rock Meets Classic 2024 – „Let’s Rock Tour!” – Rumms. Prägnantes Motto unter dem sich Superstars wie Tarja Turunen (ex-Nightwish), John Helliwell & Jesse Siebenberg (Supertramp), Midge Ure (Ultravox), Robert Hart (Manfred Mann’s Earth Band) und Paul Shortino (Quiet Riot) zusammenfinden. Als Special Guest wurde dann vorsichtshalber gleich mal Russ Ballard verpflichtet, der mit „On The Rebound“ aus dem Jahr 1980, aber sowas von locker mit Billy Squiers „The Stroke“ und/oder Kiss’ „I Was Made For Living You“ mithalten kann und so einen der Disco-Rock-Stampfer des vergangenen Jahrhunderts für sich beansprucht. Ein Mix aus Rock und Klassik auf besonders hohem Niveau. (14.4. Olympiahalle)

Großbritannien – jede/r weiß das – ist eine Musikmanufaktur mit Gütesiegel und Yard Act sind ein weiterer hörenswerter Beweis dafür. Die aus Leeds stammenden Post-Punker sind ebenso gesellschaftskritisch wie politisch, stets aber mit diesem fein pointierten, britischen Humor. Fesselnder, extrem grooviger Spoken-Word-Dance-Punk mit Einflüssen von Art Brut, The Fall und den Sleaford Mods. Must see! Support: Murkage Dave. (17.4. Muffathalle)

Paula Hartmann trat vor zwei Jahren mit der wunderbaren Single „Nie verliebt“ und dem gleichnamigen Debüt verhältnismäßig defensiv und leise, aber mit gehörigem Nachdruck ins Scheinwerferlicht der Musikwelt. Liebe, Schmerz, Wut, Verzweiflung – das sind Emotionen, die schon oft besungen wurden, aber so eindringlich wie ihr gelingt es nur Wenigen. Die erst 22-jährige Berliner Jura-Studentin, die bereits seit einigen Jahren erfolgreich als TV- und Film-Schauspielerin arbeitet, macht auch als Sängerin mit ihren authentischen, gefühlvollen Elektro-Pop-Songs eine gute Figur. Emotionen pur. (17.4. Zenith)

Fiio überraschte nicht nur Fachleute. Mit seinem Debütalbum „Wir werden nur was wir schon sind“ erarbeitete sich der Wiener Musiker fix einen festen Platz in der deutschsprachigen Indieszene. Die Gitarre, ob akustisch oder elektrisch verstärkt, erweist sich auf Fiios Album als zentrale Figur, treuer Wegbegleiter und gewissermaßen zweite Stimme. Seine Texte passen zu den Riffs, die Akkorde zu den Worten und umgekehrt. Es geht darin übers jung werden oder alt sein, Internet und Coming of Age-Romanzen zwischen leicht und schwer: Ironisch, hedonistisch und exaltiert. Hat was. (18.4. Feierwerk Kranhalle).

Rea Garvey steht seit Beginn seiner Karriere für Kreativität und Vielseitigkeit. Ein Künstler also, der unterschiedliche Sounds sowie Pop- und Rock-Elemente mit seinen Singer/Songwriter-Qualitäten und seinem ebenso kraft- wie gefühlvollem Gesang verbindet. Während seiner packenden Performances umarmt er sein Publikum mit erzählerischem Talent und seiner charmant einnehmenden Art. Kein Wunder also, dass Garvey über sein neues Album „HALO“ folgendes kundtut: „Es ist Wissen, Glück und Hoffnung. Es ist die Wärme des Vertrauens und die Stärke in dunklen Stunden. Das Leben ist das Licht, Güte ist Glück, Glaube kennt keine Angst, und dein ‘HALO’ ist das, was du hast und gibst, es ist das, was du bist und teilst.“ Macht auf eure Herzen, denn, so der Visionär Garvey: „Positivity soll durch die Arenen scheinen“. Es werde Licht! (21.4. Olympiahalle)

Mit viel Liebe zum Detail kreiert Moglii sein eigenes Genre „Organic Electronic” – eine immersive Welt aus souligen Vocals, tanzbaren Beats und modernen Naturreferenzen. Moglii wird für sein Talent als Multiinstrumentalist, Sänger und Musikproduzent bereits international gefeiert, was über 100 Millionen Streams und Konzerte auf diversen Festivals (Fusion, Dockville, Sziget Festival), nachdrücklich beweisen. Sein Album ist – in Zeiten des Artensterbens – eine wunderhübsche Hommage an die erstaunliche Artenvielfalt unseres Planeten und feiert unsere tiefe Verbundenheit mit anderen intelligenten Lebensformen auf der Erde. Magische Lichtshow inklusive, mithin also: Volle Verzauberung. (24.4. Rote Sonne)

Schon lange überfällig und von vielen sehnlichst erwartet: Marie Curry, bekannt aus der Hamburger Rap-Crew Neonschwarz, geht 2024 auf Solo-Tour. Anfang März erschien ihr erstes SoloAlbum „Cameo“ auf Audiolith Records. Was genau jetzt bei ihren Auftritten abgehen wird, war bis zum Tourstart ein gut gehütetes Geheimnis. Fest steht: Mit Marie Curry erscheint eine souveräne und vielseitige Künstlerin wieder auf der Bildfläche, die mehr Studio- und Bühnenerfahrung mitbringt, als andere in drei Leben sammeln können. Energiegeladen, haltungsstark, witzig und trotzdem geerdet, all das ganz ohne Angeberei und Sarkasmus: Marie, hot like Curry! (25.4. Feierwerk Kranhalle)

2014 veröffentlichte Alexa Feser ihr Debütalbum „Gold von Morgen“. Seither hat sie einen festen Platz im deutschen Musik-Kosmos. Nach drei weiteren Top10-Alben kam nun vor knapp 14 Tagen mit „Kino“ die nächste Platte auf den Markt. Darauf präsentiert die Sängerin Songs, die jeder einzelne für sich genommen wie eigene Filme anmuten. Ihre Stimme ist dabei der rote Faden, während sie sich musikalisch immer wieder neu erfindet. Cineastischer Deutschpop. (26.4. Strom)

Über Navachas Privatleben ist wenig bekannt. Doch Social Media, Musikvideos und oft sehr explizite Texte gewähren einen Einblick in die turbulente Vergangenheit abseits konventioneller Lebenswege. Navacha findet seine Inspiration nicht nur im französischen Cloud Rap, sondern vor allem in seiner Zeit in den unzensierten Welten kolumbianischer Favelas, wo scheinbar familiäre Beziehungen Türen zu einer Welt der Gegensätze öffnen. In El Salado, einem Armenviertel der Millionenmetropole Medellín, ist Nico den Menschen als Navacha (spanisch für Navaja – Klinge) bekannt, lange bevor er beginnt, seine Erfahrungen in der Musik zu verarbeiten. Entgegen schnelllebigen Trends schafft er mit seinen Songs gefühlvolle Trips, introspektiv und melancholisch, mitreißend durch Grenzerfahrungen und Bilder eines bewegten Lebens. Intellekt trifft Härte. (30.4. Feierwerk Kranhalle)