Ristorante Tiratardi: Cucina meravigliosa

Im Tiratardi in der Kurfürstenstraße genießt man raffinierte italienische Küche und ausgesuchte Weine

Diesmal muss der Autor gleich mit offenen Karten spielen: Den Gastgeber Gianni D’Agostino kennt er seit Jahren über einen gemeinsamen italienischen Freund, teilt seine Leidenschaft für Wein und gutes Essen und schätzt darüber hinaus seine profunden Kenntnisse als Sommelier. Als er erfuhr, dass Gianni zusammen mit seinem Geschäftspartner und Koch Simone Mazzariello das alteingesessene Restaurant Tiratardi in der Kurfürstenstraße übernommen hat, war natürlich klar, dass man eine schon bald ausgesprochene Einladung nicht abschlagen würde, um hier eine Genussreise anzutreten.

Die beiden Inhaber stammen aus Kampanien – Simone aus einem kleinen Ort namens Tufino, Gianni ist auf Capri geboren – einer von 12.000 weltweit, wie er lachend erklärt. Simone wurde kulinarisch inspiriert von seiner Nonna aus Valva, einem Bergdorf mit reicher kulinarischer Tradition, sammelte nach seiner Ausbildung Erfahrungen in der italienischen Sternegastronomie. Das schmeckt man, dazu später. Beide hatten zuletzt als Koch und Restaurantleiter im Mona im Hilton Munich City gearbeitet, bevor sie sich heuer mit dem Tiratardi selbstständig machten.

Dem kleinen Restaurant mit 24 Plätzen (im Sommer kommen noch einmal so viele auf einer kleinen Terrasse hinzu) haben sie ein bisschen frische Farbe verpasst, ohne den Look groß zu ändern. Warum auch? Das Tiratardi schaut aus, wie man sich ein lauschiges italienisches Ristorante vorstellt: weiß eingedeckte, aber nicht überladene Tische, kleine Nischen mit Kunst und Krimskrams, dezenter Pflanzenschmuck und die unvermeidliche handgeschriebene Schiefertafel, die die tagesaktuellen Köstlichkeiten der Küche anpreist.

Thunfisch mit Russischem Salat und Radieschen (c) Rainer Germann

Nach einem besten balancierten (Perlage-Dosage) Brut Rosé von Pojer e Sandri aus dem Trentino, ging es los mit einem Gruß aus der Küche: Ein Löffel köstlichstes Ragout Genovese wurde auf einem Parmesanteigbällchen angerichtet – Geschmacksexplosion numero uno. Die Vorspeise „Thunfisch, russischer Salat, Radieschen“ entpuppte sich als erster Ausflug in die höhere Gastrosphäre – Tranchen vom Thun bester Qualität, die man in München bekommen kann (Autor war gerade in Japan und weiß, wovon er schreibt), wurden mit einem Salat aus Radieschen-Brunoise, einer Petersilien-Mayonnaise und etwas Radieschen-Scheibchen, Dill und Minzblättchen getoppt.

Kürbis-Risotto mit Garnelen und Bisque (c) Rainer Germann

Danach Geschmacksexplosion numero due: Zu einem frischen 2024er Chardonnay „Mej“ von Romano Dogliotti aus dem Piemont wurde ein Kürbisrisotto mit roten Garnelen und Hummer-Bisque serviert. Ganz ehrlich: Das wohl cremigste und auf dem Reiskornpunkt bestens gegarte Risotto, das in letzter Zeit gegessen wurde. Die Bisque gibt dem Kürbis Pfiff, die bissfesten Garnelen, von ähnlicher Qualität wie der Thun, gingen trotzdem nicht unter.

Perlhuhn mit Pfifferlingen, Pastinaken und Pilz-Arancino (c) Rainer Germann

Zu Tranchen einer supersaftigen Perlhuhn-Roulade mit einer weichen, aromatischen Kräuterkruste, einem Pilz-Arancino, Pfifferlingen, Pastinaken (Chips und Püree) und Cranberry-Jus wurde ein schöner Pinot Noir von Girardin (in Erinnerung an gemeinsame Burgunder-Verkostungen) gereicht, bevor es mit einem Dolcetto d’Alba von Fontana aus dem Piemont eine weitere vinophile Überraschung gab. Als Dessert dann Bonet alla piemontese, dazu ein roter halbtrockener Dessertwein ebenfalls von Pojer e Sandri, der in einem Brandyfass gelagert wurde – auch hier wieder bestes Food Pairing, das seinesgleichen sucht.

Bonet alla piemontese (c) Rainer Germann

Fazit: Auch an den anderen Tischen entpuppte sich Gianni D’Agostino als leidenschaftlicher Gastgeber, viele der (Stamm-)Gäste des Hauses verlassen sich blind auf seine Wein- und Speisenempfehlungen. Simone Mazzariello kocht sich derweil unter die italienischen Top-Adressen dieser Stadt. Das Ganze hat seinen Preis (Vorspeisen 15–20, Primi 18–25, Secondi um die 30 Euro, Weine ab 34 Fl./Mittagstisch 2 Gänge 19 bzw. 29 Euro), der aber bei dieser Qualität und Finesse durchaus in Ordnung geht. Vor allem wenn man bedenkt, dass in der Innenstadt ein Schweinsbraten oft über 20 Euro und ein Wiener Schnitzel mindestens 35 Euro kostet und beides deutlich einfacher gestrickt ist. Wie gesagt, der Autor war befangen, trotzdem: meraviglioso, grazie mille.

  • Name: Tiratardi
  • Adresse: Kurfürstenstr. 41, 80801 München
  • Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, Fr: 12-14.30/18-22 Uhr/Sa. 18-22 Uhr
  • Webseite: www.tiratardi.de