George Prime Steak & Raw Bar

Das Steak & Seafood-Restaurant hat sich mit exklusiver Küche und passendem Ambiente am Maximiliansplatz etabliert – das hat seinen Preis

Geschäftsführer Shiyas Nazeer bringt es gleich auf den Punkt, damit auch kein Missverständnis aufkommt: Wenn man die dunkle Türe öffnet, betritt man ein Etablissement, dass so auch in New York oder Shanghai sein könnte. Und tatsächlich verströmt das Restaurant, das sein Stammhaus in Prag hat, ein exklusives, internationales Flair, das sich in Interieur, Ambiente, Publikum, Speise- und Weinkarte sowie der Preisgestaltung widerspiegelt. Der Blick im Foyer fällt auf eine Kernkompetenz des Hauses, höchst eindrucksvoll dargestellt, zumindest für Karnivoren: Zwei wandfüllende Kühltempel präsentieren trockengereiftes Rindfleisch der Klasse USDA-Prime Beef (laut Unternehmen einzigartig in München) wie Artefakte einer modernen, zahlungsfähigen Höhlenhochkultur. Viel Marmor und stahlgraue Wände, Messingbeschläge an runden Art-Deco-Tischen, transparente Raumteiler, die Intimität suggerieren sollen; eine Bar, die wirklich jedes Luxushotel weltweit schmücken könnte, reiht sich an eine Theke mit rohem Nikkei-Style-Seafood – insgesamt wurde hier nicht gekleckert und auch der Service konnte mit sympathischer Professionalität glänzen.

Stilvolles Ambiente (c) Rainer Germann

Stolz werden drei verschieden große Dining Rooms mit dem Hinweis auf einen privaten Eingang für (zum Beispiel) Spieler des FC Bayern München oder der Führungsetage von Siemens präsentiert – hier wäre man ganz unter sich, verrät Shiyas Nazeer, mitten in der Stadt sozusagen. Eine Kostprobe auf Einladung des Hauses entpuppte sich dann wie das auf der Website versprochene „Erste-Klasse-Ticket für alle Sinne“ ins Reich der Steaks – Spoiler: auch Beilagen, Vorspeisen und Weine haben köstlich geschmeckt.  

Der Gast fällt in Sessel und Bank wie in einen Schoss, anfänglich ist das fast zu weich, aber man gewöhnt sich daran. Los geht es mit einem besonderen Schaumwein aus Kalifornien: Die Cline „Nancy’s Cuvée“ 2020 aus dem Sonoma County besteht aus 78 % Chardonnay- und 22 % Pinot Noir-Trauben und kann mit tollen, exotischen Zitrusfrucht-Noten aufwarten – ein gelungener Einstieg, der Vergleiche mit dem ein oder anderen Champagner nicht scheuen muss, aber aufgrund seiner präsenten Frische und der eher dezenten Hefe fast mehr an Cremant de Bourgogne erinnert.

Zu einem von Hand zubereiteten Tatar aus 30 Tage gereiftem Filet Mignon mit schwarzem Hawaii-Salz und buttergerösteten Crostini gesellte sich eine Hummer-Ceviche mit Avocado, bunter Kresse, Tomaten, Kräuteröl und Leche de tigre. Das Tatar war pikant, für unseren Geschmack vielleicht ein bisschen sehr salzig-senfig angemacht (schmeckt man vom tollen Fleisch nicht mehr so viel) und für handgeschnitten fast schon etwas sämig. Das mit Hummer statt Weißfisch auffrisierte peruanische Nationalgericht konnte dagegen auf ganzer Linie überzeugen. Dazu wurde ein ebenfalls bemerkenswerter Riesling Smith-Madrone 2016 aus dem kalifornischen Napa Valley gereicht, ein Wein, der mit kalkigen und floralen Noten, ein bisschen Petrol und einem fast cremigen Mundgefühl für Überraschung sorgt – zumindest beim Autor, der eher weniger auf dem amerikanischen Weinparkett zuhause ist. Und da lauerte schon die nächste Überraschung in Form eines hauseigenen George Pinot Noir 2019 (gekeltert im Leras Family Vineyard) aus Sonoma County. Dieser Wein ist so nah an seiner Verwandtschaft im Burgund, dass er jeden Pirateneinsatz bei einer Premier Cru-Probe an der Côte de Nuits bestehen würde.

Filet Mignon nach Art des Hauses (c) Rainer Germann

Das Medium gegarte Filet Mignon nach Art des Hauses entpuppte sich als zartes Rinderfilet mit doppelt geräuchertem Speck und Blauschimmelkäsekruste, einer Feigen-Balsamico-Reduktion, dazu Beurre blanc und Kalbsjus extra – was soll man sagen, auch die knackigen Karotten und das samtweiche Kartoffelpüree waren Genuss auf ganzer Linie. Etwas herzhafter das Rib-Eye-Steak, alles wird am Tisch tranchiert und vorgelegt, dazu der Pinot, einfach köstlich. Das galt auch für den „Ultimativen Schokoladenkuchen“ – der kam in einem Würfel aus dunkler, weißer Milchschokoladencreme, knusprigen Nougatschichten, und einem mit Schokolade durchzogenen Biskuit. 

Fazit: Wie man sich denken kann, hat dieses kulinarische Vergnügen einen Preis, der auch für Münchner Verhältnisse eher in der Liga London/New York spielt: Die Vorspeisen kosten zwischen 19 und 29, die Steaks ab 68 plus Beilagen (kann man aber gut teilen, wenn man nicht gerade eine Bergtour hinter sich hat), die Nachspeisen ab 18 Euro. Wer nicht Spesenritter oder mit dem Goldenen Löffel im Mund geboren ist, wird sich sowas eher selten leisten können – allerdings bekommt man auch ein Gesamtgenusspaket, das wie manche Gäste (s.o.) meist in der Champions League spielt.

Rainer Germann

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