Offener Blick in die Küche: Do & Co Bistro

Do & Co Bistro: Schnitzel mit Fernweh

Das Essen im Do & Co Bistro hat seinen Preis, bietet aber in der Münchner Innenstadt eine Alternative zu Schweinsbraten und Co.

Ok, das Timing könnte besser sein, ein Restaurant zu besprechen, das direkt an die Fensterfront des FC-Bayern-Prunkshops zwischen Rathaus und Dom anschließt. Der deutsche Rekordmeister wurde nach der 3:0-Niederlage gegen Bayer Leverkusen mit allerlei Hohn und Spott überzogen, den Rest des anschließenden Fußballdramas konnte man der Tagespresse entnehmen. Die „Bistro“ genannte Lokalität des berühmten österreichischen Caterers Do & Co, ist hier im Verbund mit einem Luxushotel und einem hochpreisigen panasiatischen Fine Dining-Restaurant angesiedelt, natürlich bewirtet Do & Co auch die Fans in der Allianz Arena, sei es mit Bockwurst auf der Tribüne oder Lachs in der Loge.

Wir erinnern uns: In der Filserbräugasse ließ einst Sepp Krätz wunderbare kälberne Fleischpflanzerl servieren, bevor er vor Gericht gestand, weil er u.a. für den Andechser am Dom und das Festzelt Hippodrom 1,1 Mio. Steuern hinterzog. Der Andechser ist jetzt unter der Regie von Tochter Julia Krätz ein paar Häuser weitergezogen, am jetzigen Standort können (Edel-)Fans nun direkt von der Fünf-Sterne-Suite aus im Flagship Store des FCB einkaufen. Oder einen Happen essen, was allem Anschein nach überwiegend auswärtige Besucherinnen und Besucher der Stadt in Anspruch nehmen.

Betritt man das Do & Co Bistro durch eine kleine Lobby, fällt der Blick schon bald auf die durch Glasscheiben abgetrennten Küchenbereiche. Das Etablissement ist in einem Stil gehalten, den man als postmodern-industriell mit ein paar hübschen asiatischen Akzenten bezeichnen kann, das Ganze wirkt wie auf ein zwar exklusives, aber im Grunde eher gediegenes internationales Hotelpublikum zugeschnitten, dem man es auch mit einer erfreulich übersichtlichen und kulinarisch breit aufgestellten „Bistro“-Karte recht machen möchte.

Dasselbe gilt für die Weinauswahl: Neben Bubbles von Ruinart bis Bollinger gibt es Rot- und Weißweine von Antinori, Faiveley, Le Volte, Cloudy Bay, Aix, Dreissigacker und natürlich österreichische Positionen von Bründlmayer, Tement, Schloss Gobelsburg, Sabathi, Glatzer usw. Wir entscheiden uns für einen 2021 Grünen Veltliner Fass 4 vom Weingut Ott (Fl. 52), der geht im Grunde immer, vor allem mittags zu Fisch und Schnitzel.

Los geht es mit dem Lachs Carpaccio „Claudio“ (19), dessen Sauerrahm-Senfdressing mit Zitronenpfeffer und Roten Zwiebeln zwar nicht richtig die angekündigten mediterranen Noten anklingen lässt, aber durchaus von Geschmack und Qualität überzeugen konnte. Die Popcorn Shrimps mit Spicy Chili-Mayo (27) waren ein Missverständnis, da es sich nicht um Meeresfrüchte mit Popcorn handelte (gab es früher im Doma am Viktualienmarkt mit Hummer!), sondern um kleine Stückchen frittierte Shrimps in Tempura-Teig, die eine Popcorn ähnliche Form haben sollen. Die Garnelen schön saftig, der Teig nicht erschlagend, die Chili-Mayo nicht zu scharf; der dazu gereichte grüne Salat war mit Trüffel-Vinaigrette mariniert, darüber waren auch noch ausreichend Scheibchen von der leider etwas sehr dezent schmeckenden schwarzen Knolle gehobelt. Gelungener Snack, und das ist auch von der Portion wörtlich zu nehmen.

Ähnliches galt für die frittierten Baby-Calamari mit der Lemon-Aioli (24) – das kleine Gericht zauberte allerdings eine Riesenportion mediterranes Fernweh auf das Gesicht der anwesenden Genießer. Ein medium gegrilltes Dry Age Rib Eye Steak (30) war ebenfalls von guter Qualität, erst die dazu bestellte Trüffel-Kartoffel-Mousseline (9,50), die (jetzt zum Glück!) ebenfalls nicht zu aufdringlich nach dem Tuber schmeckte, ergänzten das übersichtliche Steak zu einem Hauptgericht. Das Original Wiener Schnitzel (33), wie sollte es anders sein, ist ein Signature Dish bei Do & Co, hier kommt es als großes Ganzes oder drei kleine Schnitzel mit Erdäpfel- und cremigem Gurkensalat in zwei getrennten Töpfchen und Preiselbeeren und Zitronensäckchen auf den Tisch. Die Panade umhüllt luftig das nicht zu dünn geklopfte Kalbfleisch, der Gurkensalat wunderbar, beim Kartoffelsalat wäre noch bisschen Luft nach oben, die Erdäpfel waren aber schon mal schön speckig. 

Fazit: An einem Sonntagmittag konnte man in einem fast leeren Bistro bei gutem Service ordentlich essen, allerdings war es für die überwiegend kleinen Portionen (Ausnahme: Wiener Schnitzel) ziemlich teuer, auch was den Wein betrifft. Das internationale Publikum wird’s nicht anders kennen; als Einheimischer stellt man fest, dass es gar nicht so einfach ist, sonntags in der Münchner Innenstadt, außer in Wirtshäusern, überhaupt etwas zu essen zu bekommen: viele Restaurants sind dann nämlich (mittlerweile) geschlossen.

Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan

  • Name: Do & Co Bistro
  • Adresse: Filserbräugasse 1, 80333 München
  • Öffnungszeiten: Mo-So: 7 bis 1 Uhr
  • Webseite: www.docohotel.com/munich