Montag, 12.05.2025
20:00 Uhr Tickets
Münchner Kammerspiele / Münchner Kammerspiele – Schauspielhaus, Maximilianstr. 26-28, 80539
München
Theater
Mephisto
Nach dem Roman einer Karriere von Klaus Mann. R: Jette Steckel. Mit Erwin Aljukić, Bless Amada, Johanna Eiworth u.a. Für den Schauspieler Hendrik Höfgen beginnt mit seinem Engagement am Preußischen Staatstheater in Berlin ein beängstigender Aufstieg. Nach seinem Triumph in der Rolle des Mephisto schließt er selbst einen Pakt mit dem Teufel. Der faschistische Ministerpräsident beruft ihn zum Intendanten.
Die Besprechung unseres Rezensenten Peter Eidenberger:
Kunst und Moral, Mensch und Macht: Klaus Mann erzählt in seinem Roman Mephisto (von 1936) von der Karriere eines Schauspielers vor und im Nazi-Faschismus – und unverkennbar angelehnt an seinen Ex-Schwager, die deutsche Theaterlegende Gustaf Gründgens. Das Schauspielhaus der Kammerspiele steht und jubelt nach dreieinhalb Stunden sattester Schauspielkunst. Jette Steckels mitreißend-bewegende Bühnenumsetzung lässt klug die heutigen Kulturdebatten mitschwingen – ohne Zeigefinger. Ein Abend, der das Zeug zum Renner hat.
Steckel lässt ihren „Mephisto“ fast durchgehend im Theater spielen. Sie beginnt mit Probenarbeit, den üblichen Nickelig- und Eitelkeiten: selbstiro- nischer Blick hinter die Kulissen. Die Qualität von Florian Lösches Bühnen- bild erweist sich schon hier: Verschiebbare, übermannshohe Lichtquader schaffen blitzschnelle, atmosphärische Wechsel für dieses Stationendrama, das die Hauptfigur von Hamburg nach Berlin führt – vom kleinen Mimen zur Intendanz.
Der fiktive Gründgens heißt im Buch und auf der Bühne Hendrik Höfgen, und Thomas Schmauser, dieser wunder- bare, immer leicht irrlichternde Schauspieler, ist die Idealbesetzung für die Darstellung eines Künstlers, der sich windet und wendet – immer zwischen Anspruch und Gewissen, Ehrgeiz und Verantwortung. Beim privaten Disput mit der Ehefrau (Linda Pöppel), die anfangs noch Verständnis hat für die Nazisprüche eines Kollegen (Elias Krischke, der auch am Schlagzeug für deutliche Musikakzente sorgt), ist Höfgen noch ein Linker. Die Liebe zu einem schwarzen Tänzer (Bless Amada) versteckt er aber, die später notwendige Flucht einer jüdischen Schauspielerin (Johanna Eiworth) ficht ihn nicht an: Er bleibt. Er muss bleiben – schließlich ist er „ein deutscher Schauspieler“. Als Mephisto in Berlin kommt der Durchbruch, bewundert vom Ministerpräsidenten: Edmund Telgenkämper als Göring-Alter-Ego macht das grandios zur teuflischen Machtdemo, die einen frieren lässt.
Schmausers Höfgen bleibt ein Zerrissener. Die Machtergreifung der Nazis sieht er als normalen demokratischen Vorgang, er verunglimpft auch andere, wenn’s der Karriere dient, oder gibt dem Führer Sprech-Coaching (herrlicher Slapstick mit Erwin Aljukić) – und zugleich setzt er sich ein für einen kommunistischen Kollegen im Knast (Mar- tin Weigel). Ein Selbstbetrug, aus dem es keinen Ausweg gibt. „Du legitimierst hier Faschisten!“, schmeißt ihm seine Frau am Ende an den Kopf. Höfgen schreit panisch: „Text!“ Doch die Souffleuse schweigt.
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Veranstaltungsort / Karte
Münchner Kammerspiele / Münchner Kammerspiele – Schauspielhaus
Adresse: Maximilianstr. 26-28,
80539 München