Münchner Kammerspiele - Schauspielhaus

Katzelmacher

Donnerstag, 18.12.2025
20:00 Uhr – 21:20 Uhr

Münchner Kammerspiele / Münchner Kammerspiele – Schauspielhaus, Maximilianstr. 26-28, 80539 München
Theater

Katzelmacher

Von Rainer Werner Fassbinder mit einem Epilog von Emre Akal. R: Akal. Mit Walter Hess, Stefan Merki, Nadège Meta Kanku u.a.

Sie sitzen in der Provinz fest und wollen weg. Sie können nicht mit- und auch nicht ohne einander. Ihre Langeweile, ihr Neid und ihre Geldsorgen nähren ihre Vorurteile. Bis sich ihre Aggression an Jorgos entlädt, der als Gastarbeiter aus Griechenland nach Bayern gekommen ist.




Was, wenn der Rassismus plötzlich bei dir im Wohnzimmer sitzt?

Sie sitzen in der Provinz fest und wollen weg. Sie können nicht mit- und auch nicht ohne einander. Sie beäugen sich und zerreißen sich das Maul. Ihre Langeweile, ihr Neid und ihre Geldsorgen nähren ihre Vorurteile. Bis sich ihre Aggression an Jorgos entlädt, der als Gastarbeiter aus Griechenland nach Bayern gekommen ist. Mit „Katzelmacher“ porträtierte Fassbinder die sozialen und kulturellen Kämpfe einer vorstädtischen Nachbarschaft in Bayern Ende der 60er-Jahre.


Emre Akal entwirft in seinen Inszenierungen gemeinsam mit dem Künstler-Duo Mehmet & Kazim assoziative künstliche Welten, in denen analoge und digitale Mittel zu einer eigenen Illusion verschwimmen. Auch „Katzelmacher“ versetzt er in ein solches alptraumhaftes Setting und spürt den Mechanismen einer desparaten und rassistischen Gesellschaft sowie ihren Wiedergängern in der Gegenwart und Zukunft nach.

Menschen, die sich erniedrigt fühlen, erniedrigen andere, um sich aufzuwerten – was, wenn diese Dynamik sich verselbstständigt und durch vermeintlich schützende Wände und Mauern in die Gemeinschaftsräume, in die privatesten Räume dringt?


Mit Fassbinders „Katzelmacher“ im Rücken und mit einem eigens verfassten Epilog wirft Emre Akal einen zaudernden Blick auf unsere jetzige Gesellschaft.


„Die Tatsache, dass die Themen von ‚Katzelmacher‘ so zeitlos sind, zeigt, wie wichtig es ist, sie immer wieder neu zu verhandeln. Jede Generation sieht sich mit ihren eigenen Versionen dieser sozialen Kämpfe konfrontiert. Die Frage stellt sich: Sind wir fähig, Neues zu erschaffen mit alten Werkzeugen?“

– Emre Akal, Regisseur



Lara Roßwags Kostümbild wurde als Kostüm des Jahres 2025 von Theater heute ausgezeichnet.



Mit: Edmund Telgenkämper, Stefan Merki, Nadège Meta Kanku, Annika Neugart, Annette Paulmann, Leoni Schulz, Maren Solty, Anja Signitzer

Regie Emre Akal

Bühnenbild & Videoanimation Mehmet & Kazim Akal

Kostüm Lara Roßwag

Musikalische Leitung, Komposition & Sounddesign Enik

Lichtdesign Wolfgang Eibert

Dramaturgie Hannah Baumann

Dramaturgie Vorbereitung Anna Laner





Die Besprechung unseres Theaterexperten Peter Eidinger:


Holzschnittartige Typen, karge Sprache: so sind die Figuren aus den frühen Stücken von Rainer Werner Fassbinder (1946 – 1982), als er mit seinem Theater in München Sehgewohnheiten sprengte. Die Neuinterpretation von „Katzelmacher“, des1968 uraufgeführten Gastarbeiter-Stücks,nun an den Münchner Kammerspielen geht auf größtmögliche Distanz zu dem jungen Wilden und seinem von Marie-Luise Fleißer beeinflussten Volkstheater-Begriff.


Ofenklappe oder Höllentor: krächzend öffnet sich eine von Video-Grafiken umspielte Pforte und gibt den Blick frei, auf immer wieder neue Situationen: Mannsgroße Katzen in Plüsch-Ambiente, Horror-Diner bei der Addams-Family, spießige Wohnkultur. Eine Stationen-Dramaturgie, in eigenwilligen Szenarien, alptraumhaft, künstlich stilisiert, auch animiert, spiegelt sich Fremdsein und Rassismus.


Das Thema ist also geblieben in diesen 90 Minuten, die Regisseur Emre Akal zusammen mit dem Künstlerduo Mehmet und Kazim Akal erdacht hat, aber Fassbinders Hauptfigur Jorgos, der Fremde, hat hier keinen Namen mehr und auch keine Sprache. Edmund Telgenkämper ist ein Unermüdlicher, der tapfer dabeibleibt, bei allen Distanzspielchen. Das übrige Ensemble – u.a. Annika Neugart, Annette Paulmann, Stefan Merki – formt eine Umwelt in eigenartigem Schwebezustand, mit einer Sprache aus Feststellungen, nie psychologisch, gestanzt. Am Ende versucht der Fremde dann doch noch das Reden: „Liebe… Vernunft“. Aber die haben hier keine Chance, lärmend kärchert ein Bühnenarbeiter dazwischen. Starke Bilder, die nachhallen, die Resonanz: begeistert.

Termine & Tickets

Donnerstag, 18.12.2025 20:00 Uhr – 21:20 Uhr – Einführung ab 19:30 Tickets

Veranstaltungsort / Karte

Münchner Kammerspiele / Münchner Kammerspiele – Schauspielhaus
Adresse: Maximilianstr. 26-28, 80539 München

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